11.03.2016, 12:26 Uhr

Fossiler Strommix: Singapur stuft Tesla-Elektroauto als klimaschädlich ein

Münster – Zwar lässt ein Marktdurchbruch für Elektroautos bislang noch auf sich warten, doch eine langfristige Mobilitätswende hin zur Elektromobilität wird allgemein erwartet. Das Image des emissionsfreien und umweltfreundlichen Autofahrens ist dabei hilfreich, doch dieses Image ist von einem sauberen Strommix abhängig. Tesla macht gerade in Singapur die Erfahrung, dass Elektromobilität nicht automatisch als klimafreundlich angesehen wird.

Was ist geschehen? Im Inselstaat Singapur gelten für den Import von Autos komplizierte Regeln. Ein Aspekt dabei ist die CO2-Belastung durch die Fahrzeuge. Besonders hohe Emissionen sorgen für zusätzliche Importgebühren, ein geringer CO2-Ausstoß löst hingegen einen Rabatt aus. Bei der Elektro-Limousine des Typs Model S von Tesla haben die Behörden nun eine saftige Strafzahlung ermittelt. Tesla-Chef Elon Musk hat sich bereits eingeschaltet.

Elektroauto-Import wird teurer wegen zu hoher CO2-Emissionen

Es geht um den ersten Tesla-Wagen, der überhaupt nach Singapur importiert werden soll. Lange haben die Behörden des Zwergstaates zwischen Malaysia und Indonesien dafür gebraucht, um den Wagen einzustufen. Zwar emittiert ein Elektroauto auf der Straße keinerlei Klimagase und ist zudem besonders leise, die Behörden achten aber auch auf den Stromverbrauch und die CO2-Bilanz auf Basis des Strommixes. Der Strommix in Singapur wird vor allem durch Erdgas gedeckt, hinzu kommt ein Anteil Erdöl, erneuerbare Energien spielen kaum eine Rolle. Nach dem Stromverbrauch, der in Singapur für den Betrieb eines Tesla Model S angenommen wird, landet das Fahrzeug in der zweitschlechtesten von insgesamt neun Kategorien hinsichtlich der CO2-Emissionen. Das würde einen Aufschlag für den Import in Höhe von 15.000 Singapur-Dollar (knapp 10.000 Euro) bedeuten. Der angehende Tesla-Fahrer, der das Fahrzeug importieren wollte, und inzwischen auch Tesla-CEO Musk verhandeln derzeit noch mit den Behörden und Verantwortlichen in Singapur.

Umwelt- und klimafreundliche Elektromobilität bei regenerativem Strommix

Streitpunkt ist letztlich der Stromverbrauch des Elektroautos. Der US-Pionier für Elektromobilität gibt den Stromverbrauch selbst Berichten zufolge mit 242 Wattstunden pro Kilometer an. In Singapur werde aber von einem Stromverbrauch in Höhe von 444 Wattstunden ausgegangen, was letztlich zu der ungünstigen Einstufung führt. Tesla-Chef Musk twitterte Anfang März, dass er in dieser Sache bereits Gespräche geführt habe. Man habe ihm versichert, dass die Angelegenheit in Singapur überprüft werde.

Unabhängig von diesen Verhandlungen über die konkrete Einstufung des Tesla Model S verdeutlicht diese Diskussion, dass die Nachhaltigkeit der Elektromobilität immer im Kontext mit der verbundenen Stromerzeugung zu bewerten ist.

Quelle: IWR Online

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