20.06.2025, 17:07 Uhr

Frankreich errichtet weltweit leistungsstärkste schwimmende Offshore Windkraftanlage – industrielles Zukunftsfeld nimmt Fahrt auf


© Principle Power

Paris – Frankreich treibt den Ausbau der Offshore-Windenergie entschlossen voran und will sich gleichzeitig als Vorreiter im industriellen Zukunftsfeld der schwimmenden Offshore-Windkraft positionieren. Mit der Installation einer Vestas V164-10 MW Windturbine auf einem schwimmenden Fundament setzt das Land nun einen neuen globalen Meilenstein. Es handelt sich um die derzeit leistungsstärkste Windkraftanlage, die weltweit je auf einem schwimmenden Fundament installiert wurde. Doch Frankreichs Ambitionen gehen deutlich darüber hinaus.

Der Offshore Windpark Les Éoliennes Flottantes du Golfe du Lion (EFGL) ist ein weiteres wegweisendes Pilotprojekt für Floating-Windenergie im Mittelmeer. Mit seiner modularen Plattform, regionalen Wertschöpfung und der Integration von Umwelt- und Biodiversitätsaspekten setzt EFGL neue Standards – und öffnet den Weg für künftige Großprojekte in tiefen Gewässern. Die kommerzielle Ausbauphase der Floating-Offshore-Windkraft in Frankreich wird ab etwa 2030 erwartet.

Schwimmende Offshore Windtechnologie erreicht globalen Meilenstein – erste Vestas-Turbine mit 10 MW Leistung errichtet

Der Pilot-Windpark Les Éoliennes Flottantes du Golfe du Lion (EFGL) im französischen Mittelmeer hat einen bedeutenden Fortschritt erreicht: Ocean Wind meldete am 10. Juni 2025 die Errichtung der ersten Vestas V164-10 MW-Turbine auf einer WindFloat®-Plattform von Principle Power. Diese dreibeinige, halbtauchende Plattform ist modular aufgebaut, seetüchtig und für Wassertiefen von 70 bis 100 Metern ausgelegt.

Das Projekt setzt damit einen neuen Maßstab in der Entwicklung schwimmender Offshore-Windkraft. Die installierte Turbine gilt aktuell als die weltweit leistungsstärkste, kommerziell verfügbare Windkraftanlage auf einem schwimmenden Fundament – ein technologischer Fortschritt von globaler Bedeutung.

Der EFGL-Windpark umfasst insgesamt drei Vestas-Turbinen mit einer Gesamtleistung von 30 MW. Zwei weitere Anlagen sollen im Sommer 2025 installiert werden, die vollständige Inbetriebnahme ist für das dritte Quartal 2025 geplant. Die erwartete jährliche Stromerzeugung liegt bei rund 110 GWh. (110 Mio. kWh).

Frankreich untermauert damit seinen strategischen Kurs hin zu einer starken Offshore-Industrie. Bereits im Juni 2025 ging der Pilot-Windpark Provence Grand Large offiziell in Betrieb – betrieben von EDF Renouvelables, ausgestattet mit drei Siemens Gamesa SG 8.0-167 DD Windturbinen mit je 8,4 MW Leistung. Die Plattform stammt von der niederländischen SBM Offshore und basiert auf einer Tension-Leg-Technologie, entwickelt in Kooperation mit dem französischen Forschungsinstitut IFPEN.

Chronologie: Frankreich startet ambitioniertes Floating-Windprogramm im Mittelmeer

Mit seinen Pilotprojekten verfolgt Frankreich das Ziel, eine führende industriepolitische Rolle in der Floating-Offshore-Windtechnologie zu übernehmen.

Bereits 2017 wurde mit Floatgen die erste französische Demonstrationsanlage mit 2 MW Leistung und einer Turbine von Siemens Gamesa auf einer Plattform von BW Ideol vor der Küste von Le Croisic (Atlantikküste) erfolgreich in Betrieb genommen.

Der nächste Meilenstein und Leistungssprung folgte im Juni 2025 mit dem Projekt Provence Grand Large (25 MW) – ausgestattet mit drei 8,4 MW-Turbinen von Siemens Gamesa.

Noch im laufenden Jahr soll auch EFGL (ENGIE / Ocean Winds) mit 30 MW und den drei Vestas V164-Turbinen vollständig errichtet werden. Als Plattform kommt die WindFloat®-Technologie von Principle Power zum Einsatz.

Des Weiteren wird der dritte und letzte französische Pilotpark auch noch 2025 in Betrieb gehen: EolMed (Betreiber: Qair) bei Gruissan (Okzitanien) mit ebenfalls drei Vestas-Turbinen mit je 10 MW. Hier wird die Plattformtechnologie von BW Ideol verwendet – wie bei Floatgen.

Industrieller Ausbau ab 2030: Frankreich startet Floating-Offshore-Wind in kommerziellem Maßstab

Nach der Pilotphase schließt sich die industrielle Phase zum Ausbau der schwimmenden Offshore Windenergie in Frankreich an. Für das Projekt A06 (Atlantik & Mittelmeer) sind jeweils 250 MW Windkraftleistung vorgesehen.

Für das 250 MW Projekt A06 – Sud Bretagne (Atlantik) wurde bereits ein Betreiberkonsortium um EDF Renouvelables & Maple Power ausgewählt. Den Zuschlag für A06 - Méditerranée mit ebenfalls 250 MW Leistung ist an Engie über Ocean Winds (50:50 Joint Venture mit EDPR) gegangen. Die Inbetriebnahme dieser schwimmenden Offshore Windparks mit insgesamt 500 MW Leistung ist für 2030 vorgesehen.

Die Projekte im Rahmen von A07 (Méditerranée 1, Provence) und Méditerranée 2 (Okzitanien) mit jeweils 250 MW sollen nach den Ausschreibungen 2024 im laufenden Jahr 2025 vergeben werden.

Weitere schwimmende Offshore Windparkprojekte (A09) mit einer Gesamtleistung von zusätzlich rd. 1.500 MW Leistung (A09) werden in Frankreich nach 2030 realisiert.

Quelle: IWR Online

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