15.10.2015, 16:19 Uhr

"Gefällt mir" oder nicht: Statements zur EEG-Umlage 2016

Münster – Die vier Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland haben die EEG-Umlage für das Jahr 2016 auf 6,354 Cent je Kilowattstunde festgesetzt. Das ist ein Plus gegenüber der Umlage für das laufende Jahr 2014 (6,170 Cent/kWh) in Höhe von rund drei Prozent. Alljährlich ziehen die verschiedenen Akteure der Energiewirtschaft ihre Schlüsse aus dieser Zahl.

Die Bundesregierung spricht über das zuständige Wirtschafts- und Energieministerium von einem „leichten“ Anstieg dieser Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Für die Beschaffung des konventionellen und erneuerbaren Stroms sei zudem die Summe aus Börsenstrompreis und EEG-Umlage relevant. Diese Summe hat laut dem Ministerium 2013 mit 10,55 Cent/kWh seinen Höchststand erreicht. 2014 und 2015 sei zwei Jahre in Folge gesunken und werde voraussichtlich auch 2016 weiter sinken.

Gabriel sieht Stabilisierung als Erfolg der EEG-Novelle 2014

Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) erklärte: "Ein Blick auf die vergangenen Jahre zeigt, dass es uns gelungen ist, die EEG-Umlage zu stabilisieren und den durchschnittlichen Haushaltsstrompreis sogar leicht zu senken. Die Verbraucherinnen und Verbraucher profitieren nun abermals von der EEG-Reform des letzten Jahres. Stromverbraucher sollten regelmäßig Angebote vergleichen und ggf. ihren Stromvertrag oder -lieferanten wechseln."

Die Stabilisierung der EEG-Umlage ist laut Wirtschaftsministerium ein Erfolg der EEG-Novelle 2014. Zwischen 2012 und 2014 stieg die EEG-Umlage von 3,59 Cent/kWh auf 6,24 Cent/kWh noch deutlich an. Im Vergleich dazu ist der Zeitraum seit 2014 von einer Stabilisierung geprägt. Die Kostendynamik der vergangenen Jahre habe durchbrochen werden können.

Habeck will EEG-Umlage einfrieren und Kohle, Öl und Gas verteuern

Die Opposition sieht das etwas anders. Oliver Krischer, Bundestags-Fraktionsvize und Energieexperte bei Bündnis 90 / Die Grünen, glaubt, dass Gabriel (SPD) die EEG-Umlage nun „künstlich nach oben dreht“, damit er sie im kommenden Jahr für das Wahljahr 2017 senken könne.

Krischers Parteifreund Robert Habeck, der in Schleswig-Holstein als Energiewendeminister in der Landesregierung sitzt, befand: „Der heute verkündete Anstieg der EEG-Umlage zeigt einmal mehr, dass mit den Energiepreisen in Deutschland etwas nicht stimmt. Es ist absurd, dass die Umlage für die erneuerbaren Energien immer weiter steigt, während die Preise für Öl, Gas und Kohle so tief im Keller sind wie lange nicht.“ Er fordert eine Reorganisation der Abgaben und Gebühren, die den Fortschritten der Erneuerbaren Rechnung trägt. Die Preise für Kohle, Öl und Gas hätten bislang keine klimaschutz- und innovationspolitische Lenkungswirkung, die negativen Folgen für Umwelt, Gesundheit und Klima seien nicht eingepreist. Habeck schlägt vor, dass die „EEG-Umlage eingefroren“ werde, damit die Verbraucher bei den Strompreisen entlastet werden. Im Gegenzug müssten umweltschädliche Subventionen abgebaut und Kohle, Öl und Gas perspektivisch um ihren Anteil an den Treibhausgasemissionen verteuert werden.

BEE: Strompreis sollte dank gefallener Börsenstrompreise sinken

„Trotz leicht steigender EEG-Umlage sollte der Strompreis 2016 sinken; dank gefallener Börsenstrompreise ist dieser Spielraum vorhanden“, kommentiert Dr. Hermann Falk, Geschäftsführer des Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) und bekräftigt: „Die fallenden Börsenstrompreise müssen an die Stromkunden weiter gegeben werden.“ Nach Berechnungen des BEE könnte ein Drei-Personen-Haushalt (mit einem Stromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden) um 8,40 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer im nächsten Jahr entlastet werden.

Energiewirtschaft: Netzentgelte könnten Strompreis verteuern

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) warnt indes vor steigenden Netzentgelten, die Strompresi nach oben treiben könnten. "Dass die EEG-Umlage 2016 nur geringfügig steigt, ist für die Kunden eine erfreuliche Entwicklung. Aus der künftigen Höhe der EEG-Umlage allein lässt sich jedoch keine generelle Prognose über die kurzfristige Strompreisentwicklung ableiten. Zahlreiche weitere Faktoren beeinflussen den Endkundenpreis leider auch negativ. In vielen Regionen muss beispielsweise mit weiter steigenden Netzentgelten gerechnet werden", sagte Hildegard Müller, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Im Jahr 2016 werden sich die Belastungen für Stromkunden durch die EEG-Umlage auf etwa 22,9 Milliarden Euro summieren. Dies verdeutliche den nach wie vor vorhandenen Reformdruck bei der Erneuerbaren-Förderung, erklärte Müller.

Quelle: IWR Online

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