18.08.2021, 09:13 Uhr

Neue 1.000 MW Stromleitung ElecLink durch den Eurotunnel verbindet Frankreich mit Großbritannien


© ElecLink

Münster – Der europäische Strommarkt wächst weiter zusammen und im Rekordtempo werden immer mehr Stromverbindungen gebaut, vor allem zwischen Frankreich und Großbritannien. Auf der Zielgeraden ist trotz Brexit eine Stromleitung, die direkt durch den Eurotunnel führt. Und weitere Stromverbindungen sind in der Planung.

Der Eurotunnel ist ein 50 km langer, zweigleisiger Eisenbahntunnel durch den Ärmelkanal zwischen Großbritannien und Frankreich. Weil es den Unterwassertunnel schon einmal gibt, kann man diese Verbindung auch zusätzlich für eine Gleichstromverbindung zum Stromaustausch nutzen. So der Plan.

Getlink-Tochter baut 1.000 MW Gleichstromkabel durch den Eurotunnel

Der Eurotunnel-Betreiber Getlink (vormals Groupe Eurotunnel) betreibt eigentlich den Shuttle-Zugservice zwischen dem britischen Folkestone und Calais in Frankreich. Getlink hat für den Bau der neuen Stromleitung durch den Eurotunnel die 100%ige Tochtergesellschaft ElecLink gegründet. Die Idee für das französisch-britische Vorhaben ist auf ein gemeinsames Kommuniqué zwischen der französischen und britischen Regierung über gemeinsame Energieprojekte einschließlich ElecLink aus dem Jahr 2012 zurückzuführen. Von der Europäischen Kommission ist ElecLink als Projekt von gemeinsamem Interesse ausgewählt worden, die Grundsteinlegung erfolgte am 23. Februar 2017.

ElecLink: Integrationstests zwischen September und Oktober – Betriebsphase ab 2022

Nachdem die behördliche Genehmigung im Dezember 2020 erteilt wurde, begann der Kabeleinzug durch den Eurotunnel. Diese Installationsphase wurde am 25.05.2021 abgeschlossen. Vom 1. September 2021 bis Oktober 2021 ist nun die Inbetriebnahme des ElecLink-Interkonnektors (320 kV) geplant, der die Übertragungssysteme zwischen Großbritannien und Frankreich verbindet. ElecLink wird dann Tests mit Wirkleistungsübertragungen beginnen. Die zugehörige Richtung und das Volumen des Stromdurchflusses variieren. Bis Mitte 2022 sollen sämtliche Tests soweit abgeschlossen sein, dass die eigentliche kommerzielle Betriebsphase beginnen kann.

Stromvernetzung zwischen Großbritannien und Frankreich steigt rasant

Die neue ElecLink Stromverbindung durch den Eurotunnel wird vollständig aus privaten Mitteln finanziert, ElecLink trägt das volle Investitionsrisiko. Die Verbindung läuft zukünftig parallel zum IFA-Interkonnektor, das ist eine bereits bestehende Stromverbindung, die Frankreich mit Großbritannien durch den Ärmelkanal als Seekabel miteinander verbindet. IFA steht für Interconnexion France-Angleterre, das Vorhaben wurde vom britischen Netzbetreiber National Grid und dem französischen Netzbetreiber RTE entwickelt und ist schon seit 1986 in Betrieb. Dabei handelt es sich um eine 2.000 MW Gleichstromverbindung zwischen dem britischen Sellindge (nahe Folkestone) und dem französischen Les Mandarins (südwestlich von Calais).

Mit der Inbetriebnahme der weiteren Seekabelverbindung IFA2 am 21. Januar 2021, die zwischen Portsmouth, Hampshire in Großbritannien und nahe Caen in der Normandie (Frankreich) verläuft, wurde die Strom-Austauschleistung zwischen beiden Ländern um weitere 1.000 MW erhöht. Zusammen mit dem ElecLink Interkonnektor steigt die gesamte Austauschleistung zwischen Frankreich und Großbritannien bis Mitte des Jahres 2022 dann bereits auf 4.000 MW.

Rekord-Ausbaupläne: Stromvernetzung zwischen Großbritannien und Frankreich klettert bis 2025 auf knapp 7.000 MW

Aber schon steht die nächste Ausbaustufe bevor: GridLink ist eine weitere Unterwasserverbindung zwischen beiden Ländern, die bis 2025 ans Netz gehen soll. Diese neue 1.400 MW Gleichstromverbindung (525 kV) mit einer Länge von 160 km (137 km unter der Nordsee) soll die britische Konverterstation Kingsnorth (östlich von London an der Medway-Mündung) mit dem französischen Bourbourg nahe Dünkirchen verbinden.

Deutlich weiter westlich ist derzeit geplant, dass die Seekabelverbindung FAB Link (France – Alderney – Britain) mit ebenfalls 1.400 MW Leistung zwischen Menuel auf der Halbinsel Cotentin (Frankreich) und nahe dem britischen Exeter (Devon) bis 2025 fertig gestellt ist. Das 400 kV-Projekt zielt auf eine Doppelfunktion ab. Es soll auch einen Weg zum Markt für erneuerbare Meeresenergien bieten. Die Anlagen sollen in den Gewässern um die französische Kanalinsel Alderney gebaut werden.

Quelle: IWR Online

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