18.07.2022, 15:43 Uhr

PV-Ausbau in China 2022 auf Rekordkurs - weltweit hohe Nachfrage treibt Preise


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Peking, China - Der Ausbau der Photovoltaik in China läuft auch im Jahr 2022 weiter auf Hochtouren. Das hohe Preisniveau und die große internationale Nachfrage könnten die Entwicklung allerdings bremsen.

China bleibt nach den derzeit vorliegenden Installationszahlen auch im Jahr 2022 der weltweit größte Photovoltaik-Markt. Allerdings zieht das Interesse am Ausbau der Photovoltaik nicht zuletzt durch den Ukraine-Kriegs international weiter stark an.

Neue Installationen von 100 GW in China in 2022 möglich

Allein im Mai 2022 wurden in China PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 6,83 Gigawatt (GW) neu installiert. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist das ein Plus von 86 Prozent. Insgesamt wurden in China von Januar bis Mai 2022 PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 23,71 GW installiert, was im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einer Steigerung von 140 Prozent entspricht. Das geht aus aktuellen Zahlen des chinesischen Beratungsunternehmens Asia Europe Clean Energy Solar Advisory (AECEA) hervor.

Nach Angaben von Chinas Renewable Energy Engineering Institute (CREEI), das soeben den "China Renewable Energy Development Report 2021" veröffentlicht hat, sollen 2022 bis zu 100 GW an neuen PV-Kapazitäten installiert werden, was leicht unter den von der Nationalen Energiebehörde angestrebten 108 GW liegt.

Nachfrage aus Europa nach chinesischer PV-Technik steigt

Die Nachfrage ist jedoch nicht nur in China groß. Aktuellen Exportstatistiken zufolge beliefen sich die weltweiten Modullieferungen bis Ende Mai auf 63 GW, was einem Plus von 102 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im selben Zeitraum importierte allein Europa bis zu 33 GW (+140 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Angesichts der Abhängigkeit Europas von Lieferungen aus China weist AECEA darauf hin, dass die Europäische Kommission mit Blick auf eine Verringerung der Abhängigkeit von China gut beraten wäre, wenn sie ihr im Mai 2022 angekündigtes "wichtiges Projekt von gemeinsamem europäischem Interesse (IPCEI)" im Solarbereich beschleunigt.

Starke Nachfrage sorgt für Preissteigerungen

Parallel zur weltweit hohen Nachfrage wächst angesichts eines knappen Rohstoffangebots auch der Druck auf die Rohstoffpreise. So stieg der Preis für Polysilizium seit Januar bis Anfang Juli um 24 Prozent auf ein Elfjahreshoch von 291 RMB/kg (rd. 43 USD). Aufgrund eines Brandes in einer Produktionsanlage, bevorstehender Wartungsmaßnahmen an fünf Produktionsstandorten und eines voraussichtlich geringeren zusätzlichen Angebots, wird die geschätzte Produktion im Juli voraussichtlich um ca. 5 Prozent gegenüber dem Vormonat sinken. Deshalb könnten die durchschnittlichen Polysiliziumpreise bald die Schwelle von 300 RMB/kg (45 USD) überschreiten. AECEA ist der Ansicht, dass die derzeitige angespannte Versorgungslage wahrscheinlich bis zum Ende von Q3/2022 anhalten wird.

Im Bereich der Solarprodukte sind die Preise für Wafer, Zellen und Module seit Januar im Durchschnitt um 18 Prozent, 12 Prozent bzw. 8 Prozent gestiegen. Aufgrund der ständigen Preiserhöhungen sowie weiteren Faktoren wie schrumpfenden Erträgen, logistischen Zwängen infolge von COVID-19 oder hohen Versandkosten erwägen derzeit etwa ein Dutzend Modulhersteller, die Produktion demnächst für einige Tage auszusetzen.

Chinesischer PV-Markt 2022 auf Rekordkurs - Kosten und Versorgungslage bremsen

Nach Daten des chinesischen Renewable Energy Engineering Institute (CREEI) könnte China 2022 zum ersten Mal bis zu 100 GW an PV-Anlagen installieren. Dies wäre gegenüber 2012 mit 3,5 GW an neuen Kapazitäten eine Steigerung um das 28-fache. Bremsend wirkt sich jedoch derzeit der Preisanstieg, die hohe Nachfrage und die knappe Versorgungslage aus. Insbesondere das erwartete zusätzliche Angebot an Polysilizium scheint nicht auszureichen, um die starke Nachfrage im In- und Ausland zu befriedigen, so AECEA. Berichten zufolge strecken die Entwickler die Bestellungen für Modullieferungen bis ins Jahr 2023 oder legen in ihren Ausschreibungsunterlagen eine Preisobergrenze fest.

Quelle: IWR Online

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