Photovoltaik-Boom in China setzt sich 2022 weiter fort
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Peking / China - Nach einem neuen Rekord im Jahr 2021 setzt sich der Ausbau der Photovoltaik in China 2022 auf hohem Niveau weiter fort. Auch in der chinesischen PV-Industrie hält der Boom trotz des hohen Preisniveaus und den Herausforderungen in der Lieferkette weiter an.
In China wurden im Jahr 2021 Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von knapp 55 Gigawatt (GW) neu errichtet. Das entspricht in etwa der PV-Leistung, die Ende 2021 insgesamt in Deutschland (60 GW) installiert war. Im laufenden Jahr 2022 könnte dieser Rekord mit einem Zubau von bis zu 90 GW noch einmal deutlich getoppt werden. Auch die chinesische PV-Industrie läuft weiter auf Hochtouren, im letzten Jahr wurden erstmals Module mit einer Leistung von mehr als 100 GW exportiert, der Großteil davon nach Europa. Bei den Modulpreisen ist derzeit keine Entspannung in Sicht.
PV-Ausbau in China 2021 auf Rekordniveau - Tendenz setzt sich 2022 weiter fort
Bereits nach den im Januar vorliegenden Zahlen war absehbar, dass in China im Jahr 2021 PV-Anlagen mit einer Rekordleistung neu installiert wurden. Aktuelle Zahlen des chinesischen Beratungsunternehmens Asia Europe Clean Energy Solar Advisory (AECEA) untermauern diesen Trend. Demnach wurden 2021 in China insgesamt PV-Systeme mit einer Leistung von 54,88 GW installiert, das ist das bisher beste Jahr aller Zeiten. Gestützt wurde die Entwicklung dabei durch Errichtungen in Privathaushalten, die um 113 Prozent auf etwa 21,59 GW gestiegen sind und damit einen Marktanteil von etwa 40 Prozent ausmachten. Mit 7,68 GW im Segment Commercial und Industrie klettert der Anteil dezentraler PV-Anlagen insgesamt auf mehr als 50 Prozent.
Im weltweiten Vergleich liegt China im Jahr 2021 mit dem Zubau von rd. 55 GW deutlich vor Europa mit rd. 26 GW und den USA mit rd. 24 GW.
Im laufenden Jahr 2022 dürfte sich der Boom beim PV-Ausbau in China weiter fortsetzen. Derzeit geht AECEA nach einem guten Start im Januar mit rund 7 GW an neuen PV-Kapazitäten davon aus, dass der Zubau 2022 bei bis zu 80 - 90 GW liegen könnte, was gegenüber 2021 einem Anstieg von 45 - 63 Prozent entspricht.
Weltweit hohe Nachfrage hält 2022 an
Auch für die chinesische PV-Industrie war das vergangene Jahr 2021 trotz des hohen Preisniveaus und Logistik-Problemen erfolgreich. Nach Angaben von AECEA ist unter Bezugnahme auf Daten des chinesischen Verbands der Solar-PV-Industrie (CPIA) die chinesische Solarindustrie weiter deutlich gewachsen. So ist die Produktion von Polysilizium 2021 um 28,8 Prozent auf 505.000 t gestiegen. Auch die Produktion von Wafern (+ 40,7 Prozent, 227 GW), Zellen (+46,9 Prozent, 198 GW) sowie Modulen (+46,1 Prozent, 182 GW) hat deutlich zugelegt. Dabei zeige die nähere Betrachtung, dass nur ein Dutzend Unternehmen für 75 - 78 Prozent bzw. die TOP 5-Unternehmen für 67-69 Prozent der letztjährigen Modulproduktion verantwortlich sind. Bei den TOP 3-Modulherstellern lag die jährliche Wachstumsrate zwischen 50 und 60 Prozent, was auf eine anhaltende Konsolidierung der Branche hindeute, so AECEA.
Nach Daten der chinesischen Handelskammer für den Import und Export von Maschinen und elektronischen Produkten (CCME) sind die Modulexporte 2021 gegenüber 2020 um 27 Prozent gestiegen und übertrafen mit 100,6 GW zum ersten Mal knapp die 100-GW-Marke. Die wichtigsten Exportziele waren Europa mit 45,3 GW (+54 Prozent gegenüber 2020), vor Indien mit 10,9 GW (+94 Prozent) und Brasilien mit 10,4 GW (+129 Prozent). Dieser erhebliche Produktionszuwachs im Monatsvergleich sei vermutlich auf die starke Nachfrage in Indien zurückzuführen, da ab dem 1. April auf importierte Zellen und Module Grundzölle von 27,5 Prozent bzw. 44 Prozent erhoben werden, so das Beratungsunternehmen.
Nachdem das Jahr 2021 die Erwartungen und Prognosen übertroffen hat, hat das Jahr 2022 nach Ansicht der AECEA das Potenzial, erneut zu einem Rekordjahr für die PV-Industrie in China zu werden. Dementsprechend stieg im Januar die Produktion von Wafern um 15,4 Prozent (+20 GW), Zellen um 17 Prozent (+20 GW) bzw. Modulen um 23,3 Prozent (+19,8 GW).
Wenig ändern dürfte sich allerdings an den hohen Preisen. Aufgrund des aktuell hohen Niveaus liegen die Durchschnittspreise für Module weiterhin bei etwa 1,88-1,92 Chinesischen Yuan pro Watt W (rd. 26,8 bis 27,4 ct pro Watt) und werden nach Ansicht von AECEA zunächst auch auf diesem Level bleiben. Als Engpass könnte sich nach den Schwierigkeiten mit der Versorgung mit Polysilizium in diesem Jahr die Verfügbarkeit von EVA-Folien erweisen, so das chinesische Beratungsunternehmen.
Quelle: IWR Online
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