Solar-Boom in China 2022: 52,6 GW in neun Monaten - PV-Produktionskapzitäten klettern rasant
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Peking, China - Das Jahr 2022 dürfte für den chinesischen PV-Sektor flankiert auf der Grundlage der chinesischen Wachstumspolitik erneut ein Rekordjahr werden. Darauf deuten die aktuellen Daten für den Zeitraum Januar bis September 2022 hin.
China treibt seine weltweit führende Rolle im PV-Sektor auch im Jahr 2022 weiter voran. Sowohl auf der Nutzungsseite, also dem Neubau von PV-Kapazitäten bzw. den Plänen zum weiteren Ausbau, als auch auf der industriewirtschaftlichen Seite, d.h. dem Ausbau der PV-Industrie, entwickelt sich China weiterhin mit einer hohen Dynamik. Das geht aus einem Bericht des chinesischen Beratungsunternehmens Asia Europe Clean Energy Solar Advisory (AECEA) hervor.
PV-Ausbau in China klettert von Januar bis September 2022 um 130 Prozent
Nach Angaben der Nationalen Energiebehörde Chinas (NEA) wurden von Januar bis September 2022 insgesamt PV-Anlagen mit einer Leistung von 52,6 GW installiert. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Anstieg von 132 Prozent. Ende September 2022 überschritten die kumulierten PV-Installationen damit die 350-GW-Marke. Nach Einschätzung der AECEA wird die Photovoltaik bis Mitte 2023 zur zweitgrößten Stromerzeugungsquelle aufsteigen und die Wasserkraft, die derzeit 403 GW umfasst, überholen.
Was die Inlandsnachfrage nach Photovoltaik betrifft, so haben sowohl die Zentralregierung als auch die Provinzregierungen seit Beginn des 14. Fünfjahresplans im Jahr 2021 umfangreiche Projektpipelines genehmigt. So hat die Zentralregierung bisher zwei Lose für sog. "GW-Basen" genehmigt. Dabei handelt es sich um Hybridsysteme, die hauptsächlich aus Photovoltaik- und Windenergie-Kapazitäten bestehen. Das erste Los mit einer Kapazität von 97 GW wurde Ende 2021 genehmigt und muss bis Dezember 2023 ans Netz gehen. Das zweite Los (455 GW) hat im Frühjahr 2022 grünes Licht erhalten und soll bis 2030 in Betrieb sein. Anfang Oktober 2022 forderte die NEA offiziell Anträge für die dritte Charge an. Auch wenn die Details noch nicht ganz klar sind, scheint es so, als ob der Schwerpunkt von der reinen Stromerzeugung auf die Nutzung des lokal erzeugten erneuerbaren Stroms für die Produktion von z.B. grünem Wasserstoff und anderen Anwendungen verlagert wird.
Darüber hinaus hat die NEA im August 2021 ein neues Pilotprogramm initiiert, das speziell darauf abzielt, den Einsatz von dezentraler Photovoltaik zu fördern. Demnach sollen bis Ende 2023 die Dächer von nicht weniger als 50 Prozent der bestehenden staatlichen Gebäude, 40 Prozent der öffentlichen, 30 Prozent der gewerblichen Gebäude und 20 Prozent der ländlichen Gebäude in 676 Bezirken mit einer Solaranlage ausgestattet werden.
Um die nationalen Maßnahmen zu ergänzen, haben seit Herbst 2021 viele lokale Behörden noch ehrgeizigere Maßnahmen veröffentlicht, wie z. B. die Provinz Zhejiang, die für "neue" öffentliche Gebäude und "neue" Fabriken ein Mindestziel von 30 Prozent für die Dachabdeckung festgelegt hat.
Während der 14. Fünfjahresplan der NEA für die Entwicklung erneuerbarer Energien (2021-2025) kein klares Ziel für den Ausbau der Photovoltaik enthält, sind die Pläne der Provinzen in dieser Hinsicht konkreter. Bislang haben 29 Provinzen ihre offiziellen "Pläne" veröffentlicht und streben demnach einen Zubau von 390 GW bis 2025 an.
PV-Industrie in China: Rasanter Ausbau von Produktion und Produktionskapazitäten
Auch auf der industriepolitischen Seite entwickelt sich China im PV-Sektor weiter mit einem hohen Tempo. Insgesamt ist die chinesische PV-Industrie in den ersten neun Monaten des Jahres 2022 nach den vorliegenden Daten weiter stark gewachsen. So ist der Produktionsausstoß in den Segmenten Polysilizium, Wafer, Zellen und Module Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um jeweils 50 Prozent gestiegen. Nach Angaben des chinesischen PV-Industrieverbands (CPIA) hat der Export von Solarmodulen 2022 bislang einen Wert von 35 Mrd. USD erreicht, das ist ein Plus von 110 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Im Zuge des steigenden Absatzes von PV-Produkten und der weiter erwarteten Expansion der PV-Märkte passen Unternehmen auf allen Ebenen ihre Expansionspläne an. Auf der vorgelagerten Ebene verfügte China bei Polysilizium im Jahr 2021 über eine Kapazität von 530.000 Tonnen. Sofern alle Ankündigungen der Unternehmen umgesetzt werden, könnten es bis zum Jahr 2024 zwischen 3 bis 4 Mio. Tonnen sein. Die Produktionskapazitäten für Wafer, Zellen und Module könnten bis Dezember 2022 jeweils ein Niveau von 550-600 GW erreichen.
Darüber hinaus haben seit Januar dem AECEA-Bericht zufolge 20 Unternehmen angekündigt, dass sie die Modulproduktion auf insgesamt 380 GW ausbauen wollen, was innerhalb der nächsten Monate oder bis zu 1,5 Jahren erfolgen soll. Neue Marktteilnehmer betrachten dabei oft eine 10-GW-Fabrik als "Mindest"-Einstiegsstufe, um wettbewerbsfähig zu sein. Im gleichen Zeitraum gaben etwa zwei Dutzend Unternehmen, die auf die neue Topcon-Technologie setzen, Zellenausbaupläne in einer Größenordnung von etwa 220 GW bekannt. Im Gegensatz zu den Modulherstellern planen die neuen Marktteilnehmer nach Angaben von AECEA hier eher mit Kapazitäten im niedrigen einstelligen Bereich von 2-3 GW.
Quelle: IWR Online
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