20.03.2015, 14:29 Uhr

Tschernobyl: Zur Finanzierung des gigantischen Sarkophags fehlen 600 Millionen Euro

Berlin – Nach dem Gau im Atomkraftwerk Tschernobyl im Jahr 1986 strahlt die Atomruine weiter radioaktiv. Eine neue Schutzhülle soll die Ruine von der Außenwelt abschirmen, doch zum Abschluss des Projektes fehlen noch über 600 Mio. Euro.

Da die Ruine weiterhin radioaktiv strahlt, soll eine Hülle oder Sarkophag über das Atomkraftwerk gestülpt werden. Die Hülle befindet sich zwar im Bau, ist aber noch nicht fertig. Deutschland dringt jetzt im Rahmen seiner G7-Präsidentschaft auf eine zügige Fertigstellung des neuen Sarkophags für das zerstörte Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine. Ziel ist eine „sichere Finanzierung“ der Baukosten im Rahmen des Chernobyl Shelter Fund (CSF).

Deutschland will weiter in den Tschernobyl-Fonds einzahlen

"Die immer noch radioaktiv strahlende Atomruine muss dauerhaft mittels einer Schutzhülle von der Umwelt abgeschirmt werden", sagte Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth nach einem Besuch der Baustelle in Tschernobyl. Die Bundesregierung sei weiterhin bereit, ihren Anteil im Rahmen der vereinbarten Lastenteilung in den Fonds einzuzahlen. "Wir erwarten jedoch, dass auch die übrigen Geberländer ihren Anteil beisteuern."

Bundesregierung hat weitere 18 Mio. Euro für Tschernobyl-Fonds eingeplant

Bisher hat Deutschland bereits rund 90 Mio. Euro in den Tschernobyl-Fonds eingezahlt. Der deutsche Beitrag entspricht etwa 10,6 Prozent des G7/EU-Anteils. Nach den vom Bundeskabinett beschlossenen Eckpunkten für den Bundeshaushalt ist die Bundesregierung bereit, in den nächsten vier Jahren weitere rund 18 Millionen Euro in den Fonds zu geben. Darüber hinaus beteiligt sich Deutschland in erheblichem Umfang an dem Beitrag, den die Europäische Kommission in den Fonds einzahlt.

Sarkophag zurzeit noch im Bau

Jetzt war Jochen Flasbarth zu Besuch in Tscherbnobyl, um sich einen Eindruck über die Bauarbeiten zu verschaffen. Flasbarth zeigte sich positiv beeindruckt vom Stand der Bauarbeiten für die neue Schutzhülle, die über dem havarierten Reaktorblock 4 geschoben werden soll. Dieser sichere Einschluss (New Safe Confinement, NSC) mit seinen imposanten Ausmaßen von 257 Metern Spannweite, 162 Metern Länge und 108 Metern Höhe ist fast fertiggestellt. Er soll die Überführung des Standorts in einen ökologisch sicheren Zustand ermöglichen. Zurzeit werden die zwei nacheinander errichteten Bauhälften des NSC miteinander verbunden. Die weitere Fertigstellung der Verkleidung und Installation der Innenausrüstung erfolgt in sicherer Entfernung vom Sarkophag, bevor die Hülle in ihre endgültige Position manövriert wird.

Zur Fertigstellung des Sarkophags fehlen mehr als 600 Mio. Euro

Die Fertigstellung der Projekte ist zurzeit allerdings nicht sichergestellt, da eine Finanzierungslücke über 615 Millionen Euro besteht. Um die Schließung dieser Lücke wird es am 29. April 2015 auf einer Geber-Konferenz gehen, die von Staatssekretär Flasbarth im Rahmen der deutschen G7-Präsidentschaft geleitet wird.

Der alte Sarkophag ist brüchig

Die Finanzierung scheint unabdingbar. Schon im vergangenen September beschäftigte IWR-online sich mit diesem Thema. Damals sagte Jan Becker, Pressesprecher des Informationsnetzwerks gegen Atomenergie, Contratom, gegenüber IWR Online: „Der Tschernobyl-Sarkopharg ist brüchig. Was passiert, wenn dieser nicht umhüllt wird, kann man sich ausrechnen. Der Nahbereich, indem derzeit tausende Menschen arbeiten, wird erneut kontaminiert. Zwar würde sich ein Super-Gau wie damals nicht wiederholen, aber die Folgen dürfen trotzdem nicht außer Acht gelassen werden.“

Quelle: IWR Online
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