11.03.2015, 16:25 Uhr

4 Jahre nach Fukushima: Geschichte und Folgen einer der größten Atomenergie-Katastrophen

Münster / Tokio – Am 11. März 2011, also vor genau vier Jahren, ereignete sich in Japan eine der verheerendsten Reaktor-Katastrophen in der Geschichte der Menschheit. Nach einem schweren Seebeben bewegte sich ein Tsunami auf die Ostküste Japans zu und erwischte das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi mit voller Wucht. Die Folgen der anschließenden Nuklear-Katastrophe sind noch heute präsent, die Aufräumarbeiten werden noch Jahrzehnte andauern.

Vier von sechs Reaktorblöcken des Atomkraftwerks (AKW) Fukushima auf der japanischen Hauptinsel Honshu wurden 2011 durch die Unfälle zerstört. Es kam zur Kernschmelze und radioaktives Material verseuchte die Region. Viele Tausende Menschen kamen ums Leben oder wurden verletzt. Die Entsorgungsarbeiten dauern voraussichtlich noch einige Jahrzehnte an, Kostenschätzungen zur Katastrophe belaufen sich auf mehrere hundert Milliarden Euro. Die Katastrophe hat, ähnlich wie das Reaktorunglück von Tschernobyl in der Ukraine im Jahr 1986, eine intensive und weltweite Diskussion um die Gefahren der Kernenergie-Nutzung ausgelöst.

Hendricks gedenkt der Opfer – Noch etwa 120.000 Menschen evakuiert

Anlässlich des traurigen Jubiläums vor vier Jahren erklärt Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD): „Heute gedenken wir der vielen Opfer dieser schrecklichen Naturkatastrophe. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen und Hinterbliebenen der Opfer. Die verheerenden Folgen des Unglücks haben auch die Lebensgrundlage von vielen Tausend Menschen vernichtet und ihnen Wohnung und Heimat geraubt, manchen für immer.

Die Bewältigung dieses Unglücks wird Japan noch auf unabsehbare Zeit in Anspruch nehmen. Noch heute sind ca. 120.000 Menschen evakuiert, viele von ihnen werden nicht in ihre Häuser zurückkehren können. Wann die Fangverbotszone um die Anlage aufgeboben werden kann, und ob die von der Fischerei lebenden Menschen der Region zu ihrer Arbeit zurückkehren können, ist nicht absehbar."

Atomausstieg bis 2022 in Deustchland – Grafenrheinfeld geht 2015 vom Netz

Hendricks geht in ihrer Rede auch darauf ein, was das Unglück in Deutschland für Folgen gehabt hat. Im breiten gesellschaftlichen Konsens habe man beschlossen, schnellstmöglich und schrittweise aus der Atomenergie auszusteigen. Von den 17 Atomkraftwerken, die zum Zeitpunkt des Unglücks in Fukushima bei uns in Betrieb waren, sind heute noch neun am Netz. In diesem Jahr wird mit dem AKW Grafenrheinfeld ein weiteres abgeschaltet, bis spätestens Ende 2022 wird das letzte AKW vom Netzgehen. Hendricks betont dabei: „Bis zum allerletzten Tag muss das höchste Sicherheitsniveau für den Betrieb der AKW gewährleistet werden. Das hat für mich höchste Priorität.“

BUND sorgt sich um AKW Gundremmingen

Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt vor Sicherheitsrisiken bei den hierzulande noch laufenden AKWs. BUND-Vorsitzende Hubert Weiger: „Ende Mai geht, früher als geplant, mit Grafenrheinfeld das neunte Atomkraftwerk vom Netz. Der weitere Betrieb der restlichen acht Reaktoren in Gundremmingen, Philippsburg, Grohnde, Emsland, Isar, Brokdorf und Neckarwestheim birgt jedoch ebenfalls große Gefahren. Altersbedingte Ausfälle der Sicherheitssysteme, mangelhafte Schutzstandards, Hochwasser-, Erdbeben- oder auch Terrorgefahren sind Risiken, die der Bevölkerung nicht länger zugemutet werden dürfen."

Die größten Gefahren gingen von den zwei technisch veralteten Siedewasserreaktoren in Gundremmingen aus. Die hochradioaktiven Brennelemente würden dort in Abklingbecken innerhalb der Reaktorgebäude gelagert. Im Störungsfall könnte es ähnlich wie in Fukushima zu Wasserstoffexplosionen und zur Freisetzung strahlenden Materials kommen, so der BUND. Auch die Blöcke im AKW von Fukushima basierten auf Siedewasserreaktoren. Sie wurden von General Electric entworfen und gingen 1971 in Betrieb.

Quelle: IWR Online
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