Vattenfall bereitet Braunkohle-Ausstieg vor
Stockholm/Berlin/Münster - Der schwedische Konzern Vattenfall hat ernüchternde Quartalszahlen vorgelegt: Der Umsatz sinkt und weitere Abschreibungen in Milliardenhöhe drücken das Betriebsergebnis tief in die Verlustzone. Gleichzeitig bereitet Vattenfall seinen Ausstieg aus der Braunkohle in Deutschland vor. Die Strategie der Schweden sieht nämlich die Umstellung auf erneuerbare Energien vor.
Vattenfalls Umsatz ist im 3. Quartal auf 34,7 Mio. schwedische Kronen (SEK, umgerechnet rd. 3,7 Mrd. Euro) gesunken. Das sind etwa sechs Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Das Betriebsergebnis belief sich auf –19,4 Mrd. SEK (-2,1 Mrd. Euro). Für Deutschland erklärte Vattenfall, strategische Optionen für den Tagebau und in der Braunkohleverstromung zu untersuchen.
CEO Hall: Überangebot an Erzeugungskapazitäten
Die Abschreibungen in Höhe von insgesamt 23,1 Mrd. SEK (etwa 2,5 Mrd. Euro) gehen nach Angaben des Unternehmens insbesondere auf den konventionellen Kraftwerkspark und auf Wertberichtigungen im Bereich Trading zurück. Magnus Hall, CEO von Vattenfall AB: "Wie andere Energieversorgungsunternehmen auch leidet Vattenfall unter schwierigen Marktbedingungen, die durch eine schwache Nachfrage, ein Überangebot an Erzeugungskapazitäten und historisch niedrige Großhandelspreise bei Strom gekennzeichnet sind." Das niedrigere bereinigte Betriebsergebnis in Höhe von 2,7 Mrd. SEK (Vorjahr: 4,1 Mrd.. SEK) führte Hall in erster Linie auf gesunkene Margen in der Produktion und auf die geringere Produktion selbst zurück. Diese Negativeffekte konnten nur teilweise durch gesunkene Kosten ausgeglichen werden, so Hall.
Verkauf von Aktivitäten wird fortgeführt
Vattenfall will eine Reihe zusätzlicher Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz und zur weiteren Kostenreduzierung durchführen. Auch setze man den Verkauf von Aktivitäten fort, die entweder nicht zum Kerngeschäft gehören oder die Renditeerwartungen des Unternehmens nicht erfüllen können. Vattenfall plant, weiterhin seinen Investitionsschwerpunkt auf den Bereich erneuerbare Energien legen. Im Sommer wurde die 1.000. Windturbine errichtet und im 3. Quartal wurde der Bau des Offshore-Windparks Sandbank in Deutschland und zwei weiterer Windparks an Land in Schweden beschlossen, betonte Hall.
Vattenfall prüft Rückzug aus der Braunkohle
In einer zusätzlichen Presseerklärung geht der Versorger auf die Situation bei der Braunkohle in Deutschland ein. Das Statement von Hall zeigt, wohin die Reise geht: "Unsere Strategie sieht klar eine Reduzierung unserer Kohlendioxidexponierung und eine Umstellung unseres Erzeugungsportfolios auf erneuerbare Energien vor. Der Verwaltungsrat hat entschieden, dass Vattenfall Optionen für eine nachhaltige und neue Eigentümerstruktur seines Braunkohlegeschäfts prüfen wird." Ein Ausstieg Vattenfalls aus dem Braunkohle-Geschäft scheint damit nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
Beschwichtigend fügt Hall hinzu: "Wir verstehen die gegenwärtige und künftige Bedeutung der Stromerzeugung aus Braunkohle für die regionale Wirtschaft und für Deutschlands Energiepolitik. Die Landesregierungen von Brandenburg und Sachsen sind wichtige Ansprechpartner für Vattenfall in der Lausitz und wir setzen auch weiterhin auf den engen Dialog." Den übrigen Geschäftsaktivitäten in Deutschland wie Fernwärme, Vertrieb und Verteilnetze sowie Handel, Windkraft und weitere Energieerzeugung bleibe Vattenfall weiterhin "vollauf verpflichtet".
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