08.07.2015, 07:56 Uhr

Weltgrößte Anlage: Startschuss für grünen Wasserstoff aus Mainz

Mainz - In Mainz ist die größte grüne Wasserstoffanlage der Welt in Betrieb genommen worden. Die Stadtwerke Mainz, die Unternehmen Linde und Siemens sowie die Hochschule Rheinmain haben diese Anlage, die künftig Wasserstoff mit Hilfe von umweltfreundlich erzeugtem Strom herstellen wird, gemeinsam entwickelt.

Die offizielle Einweihung und der symbolische Knopfdruck lockte auch einige hochrangige Landes- und Kommunalpolitiker in den Energiepark Mainz, darunter die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), Energieministerin Eveline Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) und der Mainzer Oberbürgermeisters Michael Ebling (SPD). Sie wollten ebenso wie die Unternehmensvertreter bei der feierlichen Inbetriebnahme des Vorzeigeprojektes der deutschen Energiewende dabei sein.

Überschüssigen Ökostrom in Form von Wasserstoff speichern

Die neue Anlage wird künftig Wasserstoff u.a. mit Hilfe von Windenergie erzeugen. Das Forschungsprojekt umfasst Investitionen von etwa 17 Millionen Euro und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen der „Förderinitiative Energiespeicher“ unterstützt. In der gemeinsamen Mitteilung der Projektpartner heißt es, dass Windkraft- oder Photovoltaikanlagen wegen fehlender Kapazitäten im Stromnetz zu bestimmten Zeiten abgeschaltet werden müssen. Durch den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien werde dieses Problem in den nächsten Jahren noch größer werden. Im Energiepark Mainz könne man nun diese „überschüssige“ elektrische Energie durch die Zerlegung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff speichern und der so erzeugte Wasserstoff kann später bedarfsgerecht verwendet werden.

Ausreichend Öko-Wasserstoff für 2.000 Brennstoffzellen-Autos

Dr. Wolfgang Büchele, Vorstandsvorsitzende der Linde Group, sagte dazu: „Der Brennstoffzellenantrieb hat enorme Fortschritte gemacht und steht am Beginn der Markteinführung. Er kann bei entsprechender Verbreitung helfen, die verkehrsbedingten Umweltbelastungen erheblich zu senken. Linde versorgt bereits heute die Wasserstofftankstellen überwiegend mit ‚grünem‘ Wasserstoff. Hier im Energiepark Mainz kann nun genug davon produziert werden, um 2.000 Brennstoffzellen-Pkw zu versorgen.“

Linde ist im Rahmen des Projekts für die Reinigung, Verdichtung, Speicherung und Abfüllung des Wasserstoffs verantwortlich. Die Ionenverdichter-Technologie von Linde soll zu einer besonders energiesparenden Kompression und hohen Betriebsflexibilität beitragen. Der in Mainz-Hechtsheim produzierte Wasserstoff wird vor Ort gelagert und teilweise zur Belieferung von Wasserstoff-Tankstellen in Tankwagen gefüllt. Ein Teil wird zur späteren Strom- oder Wärmeerzeugung ins Erdgasnetz eingespeist.

PEM-Druckelektrolyse in großem Maßstab

Von Siemens stammt das Wasserstoff-Elektrolysesystem des Energieparks. Besonders sei im Gegensatz zu kleineren Pilotprojekten, dass in Mainz eine Protonen-Austausch-Membran(PEM)-Druckelektrolyse stattfinde, mit bis zu sechs Megawatt (MW) Stromaufnahme die weltweit größte dieser Art. Der Energiepark habe damit die richtige Größe, um lokale Engpässe im Stromnetz zu vermeiden und das Stromangebot kleinerer Windparks zu verstetigen.

„Zukünftige Energiesysteme werden weit komplexer, vernetzter und flexibler sein als heute. Der PEM-Elektrolyseur ist für dieses Energie-Puzzle ein wertvoller Baustein“, so Prof. Siegfried Russwurm aus dem Siemens-Vorstand. „Durch die Wasserstoffelektrolyse lassen sich gerade die erneuerbaren Energien effizienter in die Stromnetze einbinden. Ein momentaner Energieüberschuss kann abgefangen, gespeichert und weiterverwendet werden. Mit dem Energiepark Mainz haben wir dafür ein innovatives System geschaffen – ein Brückenschlag von der Vision zur industrietauglichen Realität.“

Der Energiepark ist direkt an das Mittelspannungsnetz der Stadtwerke Mainz Netze GmbH angebunden sowie an vier benachbarte Windräder, die zur Stadtwerke-Unternehmensgruppe gehören.

Quelle: IWR Online

© IWR, 2015