11.11.2014, 11:21 Uhr

Solarwirtschaft: Pleitewelle rollt weiter

Münster – Der Druck auf die Solarbranche in Deutschland steigt immer mehr. Im September erreicht der Zubau an Photovoltaik-Anlagen den tiefsten Stand seit Februar 2011. Das treibt auch immer mehr Solarunternehmen in die Insolvenz. Ein Ende der Pleiten ist nicht absehbar, denn die Einspeisevergütungen sinken vorerst unvermindert weiter.

Die Lage für die Solarwirtschaft in Deutschland wird immer ernster. Mit 110 Megawatt (MW) Solarzubau im September 2014 wurde der niedrigste Stand seit Februar 2011 erreicht. Die Umstrukturierungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in den Jahren 2012 und 2014 haben die Zubauzahlen drastisch einbrechen lassen. Das geht auch an den Solar-Unternehmen nicht spurlos vorbei. Neben den bekannten Solarmarken sind auch zahlreiche kleinere Installationsbetriebe und Händler betroffen.

Vergütung sinkt in eineinhalb Jahren um mehr als 30 Prozent

Doch zunächst wird die Vergütung für neue Photovoltaikanlagen weiter sinken. Die monatliche Degression im Rahmen des im EEG verankerten „atmenden Deckels“ sieht auch im Dezember 2014 eine um 0,25 Prozent geringere Einspeisevergütung vor. Die Höhe dieser Degression richtet sich nach dem Zubau im vorangegangenen Quartal.

Insgesamt sinken die Einspeisevergütungen seit Jahren. Gleichzeitig gegen die Preise für Photovoltaik-Systeme ebenfalls weiter nach, aber nicht so stark. Lag die garantierte Einspeisevergütung für eine 30 Kilowatt (kW) große Dachanlage im April 2012 noch bei 18,5 Cent/kWh, so beträgt sie im September 2014 nur noch etwa 12,3 Cent/kWh. Das sind innerhalb von eineinhalb Jahren rund 33 Prozent weniger. Die Modulpreise sind seither zwar auch preiswerter geworden, allerdings nur um rund 23 Prozent. Entsprechend hat der Zubau von rund 7.600 MW im Jahr 2012 auf nur noch etwa 3.300 MW in 2013 nachgelassen. Für 2014 wird das Zubauziel der Regierung von 2.400 bis 2.600 MW voraussichtlich unterschritten. Das macht sich auch bei den Arbeitsplätzen in der Branche bemerkbar.

Solar-Pleitewelle rollt unvermindert weiter

Wie IWR Online berichtete, hat es inzwischen auch die Energiebau Solarstromsysteme GmbH aus Köln getroffen. Von der Insolvenz betroffen sind gut 100 Arbeitsplätze. Neben dem Kölner Großhändler müssen aber auch zahlreiche kleinere Installateure, Dienstleister und Händler den Gang zum Amtsgericht antreten. Dazu zählen aktuell beispielsweise die E.M.S. Solar GmbH, die Badensolar GmbH & Co. KG oder die Pro Terra Regenerative Energietechnik GmbH.

Bei E.M.S. aus Meppen im Emsland waren zuletzt etwa 30 Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen agierte bereits seit 2006 als Solar-Dienstleister und -Planer am Markt. Die Begründung, warum es nun zur Insolvenz gekommen ist, fällt wenig überraschend aus: Die Nachfrage sei zuletzt einfach zu gering gewesen, erklärte der Insolvenzverwalter auf Nachfrage von IWR Online. Im Jahr 2012 wurde E.M.S von der Ratingagentur Euler Hermes sogar noch mit dem Siegel "Beste Bonität 2012" ausgezeichnet.

Die Badensolar GmbH & Co. KG aus Karlsruhe hatte sich auf Anlagen mit vorwiegend chinesischen Modulen konzentriert. Dort standen zuletzt gut zehn Mitarbeiter in Lohn und Brot.

Auf Antrag der Topray Solar GmbH wurde am 07.11.2014 auch das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Pro Terra Regenerative Energietechnik GmbH vom Amtsgericht Memmingen eröffnet. Geschäftszweig ist der Vertrieb, die Montage und Wartung von Solaranlagen.

Eine aktuelle Studie der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung belegt die negative Entwicklung für die Solarbranche auch für das Vorjahr. Im Jahr 2013 war bereits ein Beschäftigungsrückgang in Höhe von gut 40 Prozent festgestellt worden.

BSW-Solarverband ratlos

Auf Anfrage von IWR Online beim Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) heißt es, dass die Bundesregierung der Energiewende mit dem EEG 2014 den Schwung genommen habe. Es würden Chancen leichtsinnig verspielt und umstrittene Umlagen auf den eigenen Solarverbrauch erhoben. Die Nachfrage nach Solarparks und mittelgroßen Anlagen sei eingebrochen. Nach Einschätzung des BSW zeichne sich ein weiterer Marktrückgang von 30 Prozent ab, nachdem bereits im Vorjahr heftige Einbrüche verzeichnet wurden. Die Energiewende-Ziele der Bundesregierung seien mit dieser Politik nicht sinnvoll und machbar, heißt es weiter. David Wedepohl, Bereichsleiter beim BSW fügt hinzu: „Die garantierte Einspeisevergütung für Solarstrom hat übrigens keinen nennenswerten Einfluss auf die Verbraucherstrompreise mehr. Wieso also sollte Deutschland beim Ausbau der Photovoltaik auf die Bremse treten? Mir fällt kein vernünftiger Grund ein.“

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