24.11.2011, 12:23 Uhr

Studie: CO2-Bilanz der Kernkraft verschlechtert sich

Wien, Österreich - Das Österreichische Ökologie-Institut und die Österreichische Energieagentur haben ihre Studie zur Energiebilanz und den CO2-Emissionen der Kernkraft vorgestellt. „Atomkraft ist weder klimafreundlich noch wirtschaftlich," fasst Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur das Ergebnis zusammen. „Eine Kilowattstunde Atomstrom verursacht mehr CO2-Emissionen als Strom aus erneuerbaren Energieträgern,“ so Traupmann. „Der Uranerzgehalt wird in Zukunft sinken - dadurch wird der Abbau mehr Energie benötigen. Ab einem Erzgehalt von ca. 0,01 % wird der Energieaufwand für den Abbau so hoch, dass die Gesamtenergiebilanz negativ wird," erläutert Andrea Wallner vom Österreichischen Ökologie-Institut, Gesamtleiterin des Projektes. Der weltweit durchschnittliche Erzgehalt lag nach Angaben der Autoren in den letzten fünf Jahrzehnten zwischen 0,05 % und 0,15 %.

„Da der Rohstoff Uran ebenso wie Erdöl nur begrenzt vorhanden ist, fehlt dem Atomstrom die Zukunftsfähigkeit. Jede Investition in Atomkraft hemmt darüber hinaus den Ausbau der Erneuerbaren und den Umbau des Energiesystems als Ganzes," so Traupmann. Ein Kernkraftwerk, das jetzt gebaut würde, könnte demnach unter Annahme des niedrigen Ausbauszenarios der World Nuclear Association nicht bis zum Ende seiner Nutzungsdauer mit Uran versorgt werden. Auch wenn bei einem derzeit noch verfügbaren Uranerzgehalt von 0,1 % die CO2-Emissionen der Kernenergie bei nur 26 g CO2 pro Kilowattstunde lägen, ist der Einsatz der Kernenergie als Mittel zur Verringerung von Treibhausgasen teuer und langsam. „Bei den schlechter werdenden Erzgehalten um 0,01 % steigen die CO2-Emissionen bis auf 210 g CO2/kWhel an – im Vergleich: jene von Erneuerbaren befinden sich im Bereich von ca. 3 – 60 g kWh," erklärt Andrea Wallner.

„Hartnäckig hält sich die Meinung, dass Kernenergie billig CO2-armen Strom liefere. Dieses Argument ist nur dann gültig, wenn sämtliche direkten und indirekten Subventionen in diese Energiequelle nicht berücksichtigt werden,“ erläutert Stephan Renner, Experte der Österreichischen Energieagentur. „Wenn die Kernenergie tatsächlich billigen Strom produziere, gäbe es in einem funktionierenden Markt keine Probleme, neue Reaktoren privat zu finanzieren. Dies ist aber nicht der Fall. Weltweit gibt es keinen einzigen Reaktor, bei dessen Bau das finanzielle Risiko einzig von privaten Akteuren getragen wurde. Es ist daher erstaunlich, dass eine Technologie, die über 60 Jahre alt ist und angeblich den billigsten Strom liefert, noch immer massiv Subventionen erhält,“ so Renner abschließend.

Auch der aktuelle World Energy Outlook der Internationalen Energieagentur zeige, dass Energieeffizienz und Energiesparen den größten Beitrag zu Energiesicherheit und Erreichung der Klimaziele leisten. „Es mag wohl für manche Profit aus der Atomkraft geben, aber der Weg in eine klimafreundliche Zukunft führt in eine andere Richtung," ist Traupmann überzeugt.

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