10.02.2017, 10:30 Uhr

Auch AKW Brokdorf vom Netz

Hannover/Münster - Lange wurde vor Versorgungslücken bei einem Atomausstieg gewarnt, doch die deutsche Energielandschaft kommt ganz gut ohne die Atommeiler aus. Nun ist mit Brokdorf ein weiteres AKW wegen Wartungsarbeiten vom Netz gegangen.

Das Atomkraftwerk (AKW) Brokdorf in Schleswig-Holstein ist derzeit zum Brennelementewechsel und zur Jahresrevision vom Netz. Dass dies nun ausgerechnet in der verbrauchsstarken Winterzeit passiert, ist offenbar kein Problem. Dabei hatte die Atomlobby lange vor Blackouts gewarnt.

Brokdorf für Revision über mehrere Wochen vom Netz

Das AKW Brokdorf ist seit dem 4. Februar für den 29. Brennelementewechsel und die Jahresrevision vom Netz. Der Reaktor soll bis Ende Februar abgeschaltet bleiben. Während der Revision werden 60 der insgesamt 193 Brennelemente durch neue ersetzt sowie umfangreiche Inspektions- und Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt. Während des Stillstands werden 21 Mio. Euro in die Anlage investiert, rund 1.300 externe Fachkräfte von unterschiedlichen Servicefirmen kommen zum Einsatz. Der letzte Revisionsstillstand war im Juli 2016.

Brokdorf wird 2021 stillgelegt

Das AKW Brokdorf verfügt über eine elektrische Bruttoleistung von 1.480 Megawatt (MW) und ging Ende 1986 nach über zehnjähriger Bauzeit ans Netz. Der Meiler wird spätestens Ende 2021 als eines der letzten AKW in Deutschland nach dem beschleunigten Atomausstieg von 2011 abgeschaltet. Brokdorf gehört zu 80 Prozent Eon und zu 20 Prozent Vattenfall.

Mehrere AKW über die Wintermonate abgeschaltet

Lange Zeit hatte die Atomlobby vor Versorgungsengpässen vor allem in der verbrauchsstarken Winterzeit gewarnt. Diese Sorge erweist sich offenbar als unbegründet. Aktuell ist neben Brokdorf auch das AKW Gundremmingen B (1.344 MW) wegen eines Wechsels der Brennelemente sowie Philippsburg 2 (1.468 MW) wegen defekter Lüftungskanäle und zur Revision vom Netz. Im AKW Isar 2 (1.485 MW) wurden im Januar die Brennelemente getauscht und erst Ende Dezember 2016 standen drei AKW mit einer Leistung von über 4.000 MW still.

Dass die Brennelementewechsel ausgerechnet in der Winterzeit stattfinden, in der die AKW doch angeblich am dringendsten benötigt werden, ist kein Zufall. Die Betreiber wollen damit die Brennelementesteuer vermeiden, die zum Jahresende 2016 ausgelaufen ist. Der anstehende Austausch wurde daher in vielen Kraftwerken bis nach dem Jahreswechsel hinausgeschoben.

Quelle: IWR Online

© IWR, 2017