Leuchtturmprojekt für die kommunale Energiewende: Feldheim in Brandenburg zeigt, wie Gemeinden Strom- und Wärmeversorgung selbst gestalten

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Feldheim/Kallinchen - Feldheim feiert 15 Jahre Energieautarkie. Das brandenburgische Dorf versorgt sich vollständig mit Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien und gilt als Vorzeigeprojekt für die dezentrale Energiewende - ein Beispiel, wie lokale Gemeinschaften technologische Innovation und Nachhaltigkeit erfolgreich verbinden können.
Seit 2010 deckt Feldheim seinen gesamten Energiebedarf aus Wind, Biogas und Holz. Das Projekt entstand in enger Zusammenarbeit von Bürgerinnen und Bürgern, Kommune, Landwirtschaft und der Energiequelle GmbH. Zum 15-jährigen Jubiläum ziehen die Beteiligten Bilanz - und blicken auf neue Pläne für das Repowering von bestehenden Windturbinen sowie Hybridlösungen.
Energieautark seit 2010: Modell für die dezentrale Energiewende
Feldheim bei Treuenbrietzen feiert in dieser Woche ein besonderes Jubiläum: Vor 15 Jahren wurde es als erstes energieautarkes Dorf Deutschlands ans Netz angeschlossen. Seither decken die Einwohnerinnen und Einwohner ihren gesamten Strom- und Wärmebedarf aus erneuerbaren Energien - unabhängig vom öffentlichen Netz.
Die Basis bildet ein Windpark mit derzeit 52 Anlagen, dessen Leistung den lokalen Bedarf bei Weitem übertrifft. Für die Wärmeversorgung sorgen eine Biogasanlage, ein Holzhackschnitzelheizwerk und eine Power-to-Heat-Anlage, die mit Strom aus Windenergie betrieben wird. Ein Batteriespeicher gleicht kurzfristige Schwankungen aus.
Das Herzstück des Konzepts ist das eigene Verteilernetz: Feldheim betreibt ein unabhängiges Strom- und Nahwärmenetz, an das alle Haushalte angeschlossen sind. Träger ist die Feldheim Energie GmbH & Co. KG - ein Zusammenschluss von Stadt, lokalen Unternehmen, der Agrargenossenschaft und der Energiequelle GmbH.
„Die Offenheit in Feldheim sowie die Bereitschaft und das neugierige Interesse, gemeinsam etwas zu bewegen, haben die Entwicklung in Feldheim ermöglicht. Durch Beteiligung der Gemeinde, der Unternehmen sowie aller Bürger*innen können wir den Ort nicht nur nachhaltig mit sauberer Energie versorgen, sondern sie auch an den Umsätzen beteiligen“, sagt Energiequelle-Geschäftsführer Michael Raschemann.
Siegfried Kappert, langjähriger Einwohner, ergänzt: „Politisch und wirtschaftlich sind wir damals schon, ohne es richtig zu wissen, auf den richtigen Weg eingeschritten. Und heute sind wir stolz, ein Teil von Feldheim zu sein und unsere Geschichte erzählen zu können.“
Bildung, Beteiligung und Zukunftspläne: Feldheim als Leuchtturmprojekt
Feldheim ist längst mehr als ein technisches Vorzeigeprojekt: Das „Neue Energien Forum“ (NEF) vermittelt Besucherinnen und Besuchern aus aller Welt, wie autarke Energieversorgung funktioniert. Jährlich besuchen mehr als 3.000 Interessierte das Ausstellungszentrum - von Schulklassen bis zu internationalen Delegationen.
2024 wurde das NEF von der Deutschen UNESCO-Kommission mit der Nationalen Auszeichnung „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ geehrt. Bürgermeister Michael Knape betont: „Alles, was in Feldheim passiert, findet in enger Abstimmung mit allen Beteiligten statt. Und das zahlt sich aus. Feldheim ist ein echtes Gemeinschaftsprojekt.“
Die Erfolgsgeschichte ist nicht abgeschlossen. Viele Windenergieanlagen stehen vor einem Repowering, zudem plant Energiequelle einen Hybridpark. Auch das Besucherzentrum soll weiterentwickelt werden, um Bildungsarbeit und Öffentlichkeitswirkung zu stärken.
Feldheim bleibt damit ein Symbol dafür, dass die Energiewende nicht nur politische Zielvorgabe, sondern lokale Gemeinschaftsaufgabe ist - und zeigt, wie wirtschaftliche, ökologische und soziale Interessen zusammenwirken, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen.
Quelle: IWR Online
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