17.11.2017, 12:07 Uhr

Was sich die Wasserkraft-Wirtschaft von Jamaika erhofft

Berlin – Vor dem Hintergrund der derzeitigen Jamaika-Sondierungen und der Weltklimakonferenz in Bonn macht die deutsche Wasserkraftbranche auf sich aufmerksam. Die Wasserkraft könne einen größeren Beitrag zur Energiewende leisten, wenn es weniger ökologische Auflagen gebe, so das Statement.

Die Wasserkraft bietet viele Vorteile: Sie ist rund um die Uhr verfügbar und planbar und verbraucht keine fossilen Brennstoffe. Zwar wird das Ausbaupotenzial in Deutschland bereits weitgehend genutzt, doch der Bundesverband Deutscher Wasserkraftwerke (BDW) sieht weitere Möglichkeiten.

Verband: Wasserkraft als Koalitionspartner Nummer 1

Flüsse und Bäche fließen sehr stetig, die Stromerzeugung aus Wasserkraft kann daher sehr gut im Voraus geplant werden. Damit kann die Wasserkraft auch einen Stabilisierungsbeitrag zum Stromnetz leisten, so die Argumentation des BDW. „Bei allen energiepolitischen Diskussionen dürfen Fragen zur technischen Machbarkeit nicht unter den Tisch fallen“, erläutert daher Hans-Peter Lang, Präsident des BDW und Vorsitzender des Landesverbandes Bayerischer Wasserkraftwerke (LVBW), mit Blick auf die aktuelle Diskussion um die Belastung der Stromnetze. „Zur Sicherstellung stabiler Stromnetze und einer CO2-neutralen Stromversorgung ist Wasserkraft der Koalitionspartner Nummer 1.“

Ökologische Auflagen untergraben Wirtschaftlichkeit

Insbesondere in Bayern ist die Wasserkraft stark ausgebaut und liegt hier bei der Stromerzeugung sogar vor den anderen regenerativen Energien. Damit die Vorteile der Wasserkraft zukünftig genutzt werden können, müssen die bestehenden Wasserkraftwerke jedoch erhalten bleiben. Zudem müssen laut BDW dort, wo es möglich ist, neue Kraftwerke zugebaut werden. Die derzeitigen ökologischen Auflagen untergraben aber aus Sicht des Verbandes die Wirtschaftlichkeit der Wasserkraftanlagen. Daher empfiehlt der BDW der zukünftigen Bundesregierung, die Finanzierungsgrundlage für die Wasserkraft zu verbessern.

Verband will weitere Förderung

„Am einfachsten ließe sich die Situation für die Wasserkraft über eine neue Vergütungsklasse für Anlagen mit weniger als 150 kW-Leistung realisieren“, führt BDW-Präsident Lang aus. Aber auch die Auflage eines Bundesförderprogramms Gewässerökologie 2030 zur ökologischen Einbindung der Wasserkraft wäre aus Sicht des Verbandes angezeigt. Zudem müsse bei Genehmigungsverfahren die Wirtschaftlichkeit stärker beachtet werden. Dazu gehörten längere Umsetzungsfristen, angepasste Anforderungen bei Restwasser und Durchgängigkeit sowie straffere und kürzere Genehmigungsverfahren.

Studie soll netztechnischen Beitrag der Wasserkraft aufzeigen

Derzeit wird am Institut für Elektrische Energieversorgungstechnik der Bergischen Universität Wuppertal im Auftrag des BDW eine Studie unter Leitung von Prof. Dr. Zdrallek erstellt, die den netztechnischen Beitrag von Kleinwasserkraftwerken zu einer sicheren und kostengünstigen Stromversorgung erarbeitet soll. Die Fertigstellung ist im Frühjahr 2018 geplant.

Insgesamt sind in Deutschland knapp 6.000 Megawatt (MW) Wasserkraftleistung installiert, vorwiegend in Süddeutschland. Die Anlagen haben im Jahr 2016 etwa 20,5 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom produziert, das sind knapp 13 Prozent der gesamten Ökostromerzeugung.

Quelle: IWR Online

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