15.11.2010, 16:48 Uhr

Die Altlasten der Industrieländer – die historischen CO2-Emissionen

Münster – Bei der Diskussion um das Thema Klimaschutz ist der Blick vor allem auf die Gegenwart und Zukunft gerichtet: Welche Folgen hat der anthropogene Klimawandel heute und für die nachfolgenden Generationen? Wie lassen sich Emissionen jetzt und in Zukunft vermeiden oder begrenzen? Welche technischen Innovationen könnten künftig zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise beitragen? Doch dabei darf eines nicht außer Acht gelassen werden: die Vergangenheit. Denn erst durch die Emissionen der Vergangenheit, die nicht mehr eingespart werden können, ist die Staatengemeinschaft an den Punkt gelangt, sich des Problems des menschenverursachten Klimawandels annehmen zu müssen.

Die globale Temperaturentwicklung gleicht einem Hockeyschläger

Seit Beginn der Industrialisierung Mitte des 18. Jahrhunderts ist die Erdtemperatur um ca. 0,7°C angestiegen. Ein weiterer Anstieg erscheint derzeit unvermeidbar. Der Verlauf der intertemporalen Kurve der Erdtemperatur erinnert dabei an einen Hockeyschläger. Geht man vom jetzigen Zeitpunkt als Ausgangssituation für einen zu findenden Klimakonsens aus, so ist die Ausgangssituation also länderspezifisch sehr heterogen. Schließlich haben nur verhältnismäßig wenige, westliche Länder an der Industrialisierung teilgehabt. Somit sind Europa und die USA für einen Großteil der bisher emittierten Treibhausgase verantwortlich. Zwar ist mit China mittlerweile ein Schwellenland größter CO2-Emittent, aber der Anteil der Industrieländer an den Immissionen, also dem Bestand an Schadstoffen, ist deutlich größer.

Das Problem der Zuordnung- gleiches Recht für alle?

Die Folgen aus dieser Entwicklung haben allerdings nicht nur die Verursacher in den Industrieländern getragen, sondern sämtliche Staaten der Erde. Daher wird derzeit eine Lösung gesucht, diesen Tatsachen, auf die vor allem die Entwicklungs- und Schwellenländer vermehrt hinweisen, Rechnung zu tragen. Bisherige Verhandlungsversuche blieben jedoch weitgehend ergebnislos. Die Industriestaaten sind kaum bereit den Entwicklungs- und Schwellenländern umfassende Kompensationen bei der Bewältigung der Folgen zu zahlen. Zudem beanspruchen Schwellenländer ihrerseits ein Recht auf Emissionen, da sie argumentieren, wenn es den Industriestaaten erlaubt gewesen sei, Emissionen zu verursachen, um Wirtschaftswachstum und Wohlstand zu erlangen, dann müsste ihnen dasselbe Recht eingeräumt werden. Nur ein entsprechender monetärer Ausgleich würde dann akzeptiert – wie z.B. im Falle von Ecuadors Ölfeldern, die das Land nur gegen Bares der Umwelt zuliebe unangetastet lassen will.

Historische Emissionen haben für die Verhandlungen elementare Bedeutung

Die Frage der Klimagerechtigkeit ist also keineswegs zeitpunktbezogen. Bei den Verhandlungen der der COP-Staaten, welche sich das nächste Mal vom 29.11. bis zum 10.12. in Cancún treffen werden, sind also mit Blick auf den Umgang mit den historischen Emissionen gefordert eine entsprechende Regelung zu finden, die die historischen Altlasten der einzelnen Staaten berücksichtigt. Gerade vor dem Hintergrund der industriellen Entwicklung in vielen Ländern ist eine deutliche Begrenzung der aktuellen CO2-Emissionen ohne eine Einbeziehung der historischen Emissionen nur schwer vorstellbar. Der CERINA-Plan stellt dabei einen verursachungsgerechten Ansatz dar, der die aktuelle Emissionsentwicklung verursachergerecht stabilisieren kann. Für den Umgang mit den CO2-Emissionen der Vergangenheit muss ein konsensfähiges Instrument noch gefunden werden.

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