Meyer Burger in schwerer Krise - Teilbereiche Forschung & Technologie könnten weiterbestehen

© Meyer Burger AG
Thun – Die Meyer Burger Gruppe befindet sich weiterhin in einem umfassenden Restrukturierungsprozess. Nach dem Rückzug des US-Partners D.E. Shaw Renewable Investments (DESRI) und der gescheiterten Investorensuche für das Gesamtunternehmen steht der Solarkonzern vor einer ungewissen Zukunft. Für einzelne Geschäftsbereiche, insbesondere Forschung, Entwicklung und bestimmte Technologien in der Schweiz, könnte es dennoch Perspektiven geben.
Die Gruppe wird als Gesamtunternehmen Meyer Burger offenbar nicht fortbestehen. Der Verwaltungsrat strebt daher für die Muttergesellschaft in der Schweiz einen Nachlassvertrag an, wodurch eine Liquidationsdividende für Aktionäre ausgeschlossen ist. Gleichzeitig hat die SIX Exchange Regulation AG die Dekotierung der Aktien verfügt. Die Auswirkungen für die einzelnen Standorte sind gravierend.
Schweiz: Nachlassschutz und Dekotierung der Aktien
Für die Schweizer Gesellschaften - die Muttergesellschaft Meyer Burger Technology AG sowie die Tochtergesellschaften Meyer Burger Switzerland AG und Meyer Burger Research AG mit Sitz in Thun - wird die bisher gewährte stille Nachlassstundung in eine ordentliche provisorische Nachlassstundung überführt. Meyer Burger wird keinen Einspruch gegen die Verfügung der SIX Exchange Regulation AG zur Dekotierung der Aktien erheben.
Die Gesellschaften verbleiben vorläufig unter Nachlassschutz. Die Muttergesellschaft wird voraussichtlich nicht in der bisherigen Form weiterbestehen. Aktionäre müssen auf eine Auszahlung verzichten. Der Fokus liegt auf der Abwicklung und möglichen Teilverkäufen von Geschäftsbereichen.
Deutschland: Insolvenzen und Standortschließungen
Für die deutschen Gesellschaften wurden bereits Insolvenzverfahren eröffnet: Die Solarzellenproduktion in Thalheim (Stadt Bitterfeld-Wolfen) startete am 1. August 2025, der Entwicklungs- und Maschinenbau-Standort Hohenstein-Ernstthal folgte am 1. September 2025. Rund 600 Mitarbeitende an den deutschen Standorten wurden bis auf ein kleines Abwicklungsteam freigestellt oder gekündigt.
Die Insolvenz betrifft die gesamte Produktion, einschließlich Fertigung von Solarzellen und Anlagenbau. Die verbliebenen Mitarbeitenden kümmern sich um den laufenden Betrieb, Stilllegung von Anlagen und die Verwertung von Maschinen und Technologien. Die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten werden stark eingeschränkt oder eingestellt.
USA: DESRI-Rückzug und Verkaufsverfahren
Für die US-Tochtergesellschaften läuft weiterhin ein Chapter-11-Verfahren. Ein entscheidender Rückschlag war der Rückzug des US-Partners D.E. Shaw Renewable Investments (DESRI), der ursprünglich langfristige Abnahmeverträge für Solarzellen von bis zu 5 Gigawatt Solarzellen über fünf Jahre zugesagt hatte. Dieser Schritt verschlechterte die wirtschaftliche Grundlage für die US-Produktionsstätten erheblich.
Am 5. September 2025 genehmigte das Gericht den Verkauf von Produktionsanlagen zur Solarmodulfertigung an Waaree Solar Americas Inc. sowie von Solarzellen an Babacomari Solar North (ca. 29 Mio. USD). Bereits im Mai 2025 wurden etwa 300 Mitarbeitende entlassen.
Die Restrukturierung betrifft vor allem die Produktionskapazitäten. Die verbliebenen Mitarbeitenden unterstützen den geordneten Übergang der Anlagen an die Käufer. Technologien und Patente könnten durch die Käufer weitergeführt werden, die US-Gesellschaften werden jedoch nicht mehr eigenständig existieren.
Ausblick: Ungewisse Zukunft
Insgesamt wird die Meyer Burger Gruppe als gesamte Unternehmensgruppe nicht mehr fortbestehen können. Einzelne Geschäftsbereiche und Technologien könnten jedoch durch neue Eigentümer weitergeführt werden. Die Restrukturierungsmaßnahmen konzentrieren sich auf Teilverkäufe und Abwicklungen in der Schweiz, Deutschland und den USA, während der Nachlassschutz für die Schweizer Gesellschaften weiterhin aufrechterhalten bleibt.
Quelle: IWR Online
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