19.11.2012, 16:40 Uhr

Klimawandel: Weltbank-Studie zeigt katastrophale Folgen auf

Washington D.C. – Die Weltbank hat die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie zu den möglichen Folgen des Klimawandels vorgestellt. Wegen der zunehmenden Treibhausgas-Emissionen wird bis zum Ende dieses Jahrhunderts von einer Erderwärmung um vier Grad Celsius ausgegangen, falls es der globalen Gesellschaft nicht gelingen sollte, effektive Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Eine Erwärmung von vier Grad Celsius hätte eine Reihe von katastrophalen Konsequenzen zur Folge wie extreme Hitzewellen, eine Beeinträchtigung der weltweiten Nahrungsmittel-Versorgung und ein Anstieg des Meeresspiegels, der Hunderte von Millionen Menschen betrifft. Der Report, der vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und von Climate Analytics aus Berlin im Auftrag der Weltbank erstellt wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass vor allem die Armen dieser Welt von den Folgen des Klimawandels betroffen sein werden.

Gefahr, Kipp-Punkte im Erdsystem zu überschreiten

"Die planetarische Maschinerie neigt zu Bocksprüngen, also unverhältnismäßigen Reaktionen auf Störungen, wie sie der menschengemachte Treibhauseffekt mit sich bringt", betont Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des PIK. "Wenn wir uns weit über die Zwei-Grad-Linie hinauswagen, also in Richtung vier Grad, laufen wir Gefahr, Kipp-Punkte im Erdsystem zu überschreiten." Dies könnte bei den weltweit vom Kollaps bedrohten Korallenriffen der Fall sein, oder beim kilometerdicken Eisschild Grönlands. Dessen Schmelze würde Jahrtausende dauern, könnte aber schon bald unwiderruflich beginnen. "Der einzige Weg, dies zu vermeiden, ist ein Bruch mit den vom Zeitalter fossiler Brennstoffe geprägten Mustern von Produktion und Konsum", so Schellnhuber.

Wetterextreme als "neue Normalität"

Bereits heute sind Folgen des Klimawandels beobachtbar. So hat die Hitzewelle in Russland 2010 vorläufigen Schätzungen zufolge Tausende von Opfern gefordert, die Ernten um ein Viertel verringert, und 15 Mrd. US-Dollar wirtschaftlichen Schaden hinterlassen. Solche Extreme würden bei 4 Grad Celsius globaler Erwärmung in Teilen der Welt „die neue Normalität“, heißt es in dem Report. In den Tropen könnten Ende des Jahrhunderts die kühlsten Monate deutlich wärmer sein als die heißesten Monate der Gegenwart.

Weltbank-Präsident vier Grad wärmere Welt verhindern

Der in diesem Jahr von US-Präsident Barack Obama als neuer Weltbank-Chef vorgeschlagene Jim Yong Kim, seit Juli im Amt, hatte sich kürzlich von Schellnhuber persönlich in Washington D.C. den Bericht vorstellen lassen. "Eine vier Grad wärmere Welt kann und muss vermieden werden – wir müssen die Erwärmung unter zwei Grad halten“, sagte Kim nun in einer Erklärung. „Untätigkeit gegenüber dem Klimawandel droht, die Welt, die unsere Kinder von uns erben, zu einer ganz anderen zu machen als jene, in der wir heute leben. Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen für die Entwicklung, und wir müssen die moralische Verantwortung dafür übernehmen, im Namen kommender Generationen zu handeln, besonders für die Ärmsten."


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