25.02.2013, 16:18 Uhr

Deutscher Treibhausgas-Ausstoß steigt wieder

Dessau-Roßlau - Die Treibhausgasemissionen in Deutschland sind im Jahr 2012 um 1,6 Prozent leicht gestiegen. Das zeigen erste vorläufige Berechnungen und Schätzungen des Umweltbundesamtes (UBA). Dennoch übertrifft Deutschland das Minderungsziel des Kyoto-Protokolls deutlich. Im Vergleich zu 1990 sinken die Treibhausgas-Emissionen 2012 um 25,5 Prozent – nötig gewesen waren 21 Prozent im Mittel der Jahre 2008 bis 2012. Insgesamt wurden 2012 rund 931 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente (CO2Äq) freigesetzt, 14 Millionen Tonnen mehr als im Vorjahr. Den Anstieg dominieren die CO2-Emissionen mit einem Plus von 2,0 Prozent. Als Grund gibt das UBA an, dass für die Stromerzeugung mehr Braun- und Steinkohle verbrannt wurde und dass witterungsbedingt beim Heizen von Häusern und Wohnungen mehr Gas zum Einsatz gekommen ist. Der Ausbau der erneuerbaren Energien habe den Emissionsanstieg allerdings gedämpft.

Altmaier: Weitere Weichen müssen gestellt werden

Die aktuellen Zahlen machen erstmalig Angaben für die gesamte erste Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls. Das Emissionsbudget wird in der Summe der Jahre 2008 bis 2012 voraussichtlich um 192 Millionen Tonnen CO2Äq unterschritten. "Die bisher erreichte Minderung ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg in Richtung unserer anspruchsvollen Minderungsziele für 2020 und darüber hinaus. Es zeigt sich aber auch, dass für den gewünschten klimafreundlichen Umbau der Energieversorgung weitere Weichenstellungen notwendig sind", erklärt Umweltminister Peter Altmaier (CDU). Um die ambitionierten deutschen Klimaziele zu erreichen, seien Änderungen im EU-Emissionshandel, der Ausbau der energetischen Gebäudesanierung und Anstrengungen zur nachhaltigen Mobilität notwendig.

Steigende Kohle-Verstromung bereitet Sorgen

UBA-Präsident Jochen Flasbarth sagte: "Der durch den Atomausstieg verschiedentlich herbeigeredete starke Anstieg der Klimagas-Emissionen ist zwar ausgeblieben, weil vor allem der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien dem entgegengewirkt hat. Sorgen macht mir dennoch der Trend, wieder mehr Kohle zu verstromen." Flasbarth rief daher dazu auf, den europäischen Emissionshandel nachhaltig zu stärken: "Das von der EU-Kommission vorgeschlagene Backloading von 900 Millionen CO2-Zertifikaten wäre dafür ein erster Schritt. Letztlich müssen die Zertifikate aber nicht nur vorrübergehend, sondern dauerhaft vom Markt genommen werden. Dies geschieht am besten durch eine Erhöhung des EU-Klimaschutzzieles. Die Schwäche des Emissionshandels ist einer der Gründe für die derzeit irrational niedrigen Börsenstrompreise." Maßnahmen wie das sogenannte Backloading – ein vorrübergehendes Zurückhalten von CO2-Zertifiktaten – werden aktuell auf EU-Ebene verhandelt.

Was Altmaier nicht sagt: Rekord-Stromexport treibt deutschen CO2-Ausstoß

Strom: Deutschland knackt 2012 Export-Rekord trotz Atomausstieg

Klimaschutz: CERINA-Investitionsplan statt Kyoto-Begrenzung


© IWR, 2013