05.04.2013, 11:00 Uhr

Biodiesel: Ölmühle Wolgast ist insolvent

Wolgast/München – Die Ölmühle Wolgast GmbH & Co. KG, die u.a. Biodiesel aus Raps produziert hat, ist insolvent. Die auf Restrukturierungsberatung und Insolvenzrecht spezialisierte Anwaltskanzlei Kübler kümmert sich um den Fall. Das zuständige Gericht hat Rechtsanwalt Sebastian Laboga von der bundesweit tätigen Kanzlei zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Bei der Ölmühle waren zuletzt 14 Mitarbeiter beschäftigt. Die Firma hatte bereits im Frühjahr 2012 wegen einer schwachen Rapsernte im Vorjahr sowie Billig-Ölimporten aus Übersee Kurzarbeit anmelden müssen. Die Ölmühle Wolgast ist eine Rapsölmühle mit einer Kapazität von ca. 100.000 Tonnen Rapssaat pro Jahr. Sie stellt ein technisches Rapsöl für die Biodieselindustrie sowie Rapskuchen für die Tierfutterindustrie her. Nach halbjährigem Probelauf hatte die Ölmühle erst Mitte 2011, also vor gut eineinhalb Jahren, ihren Regelbetrieb aufgenommen.

Reiner Biodiesel nicht mehr am Markt

Die Biodiesel-Branche hat in den vergangenen Jahren einige Rückschläge einstecken müssen. So sind reiner Biodiesel (B100) und reines Pflanzenöl mit dem Ende des Jahres 2012 vom Kraftstoffmarkt verschwunden, da die bisher für sie bestehende Steuererleichterung seit Januar 2013 nicht mehr gilt. Hierdurch ist die Energiesteuer auf einen Liter reinen Biodiesel und Pflanzenöl seit dem Jahreswechsel von rund 18 Cent auf 45 Cent gestiegen. Beide Kraftstoffe wären in der Folge deutlich teurer als fossiler Diesel und daher am Markt nicht mehr wettbewerbsfähig. Schon zuvor war der Markt für B100 aufgrund einer steigenden Besteuerung stark geschrumpft. Waren im Jahr 2006 rund 1,9 Mio. Tonnen B100 in Deutschland abgesetzt worden, so waren es im Jahr 2012 nur noch etwa 100.000 Tonnen. Firmenpleiten waren u.a. die Folge. Für die deutschen Produzenten von Biodiesel bleibt noch die Möglichkeit, ihre Produkte an Mineralölkonzerne zu verkaufen, die sie fossilem Diesel zu bis zu sieben Prozent beimischen.

Problematische Billig-Importe setzen deutsche Produzenten unter Druck

Ein weiteres Problem ist die Einfuhr von Billig-Impooten. Wie die Verbio AG bei der Vorlage der Geschäftszahlen erklärte, wurde der deutsche Markt für Biodiesel im Kalenderjahr 2012 durch die Einfuhr von nicht nachhaltig erzeugtem und subventioniertem Biodiesel (aus Soja- und Palmöl) aus Argentinien und Indonesien und durch gegenüber 2011 deutlich höhere Importe von Biodiesel aus Altspeisefetten (Used Cooking Oil - UCO) stark belastet. Verfahren wegen unerlaubtem Dumping werden von der EU geprüft. Bei Biodiesel aus Altspeisefetten sei laut Verbio bekannt, dass teilweise kein reines Altspeisefett zur Herstellung verwendet wurde. Die Europäische Betrugsbehörde OLAF ermittelt gegen einen norwegischen Produzenten.


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