16.09.2013, 15:40 Uhr

Japan ist wieder frei von Atomstrom

Münster - Im japanischen Atomkraftwerk Oi wurde am vergangenen Sonntag Japans letzter noch in Betrieb befindlicher Atomreaktor heruntergefahren. Damit wird Japan Experten zufolge mindestens bis Dezember komplett ohne Atomstrom bleiben. Seit dem Unglück in Fukushima ist das Land damit zum zweiten Mal komplett ohne Atomenergie.

Der Betreiber des Kraftwerks Oi, Kansai Electric, hat den Betrieb im letzten noch aktiven Atomreaktor Japans für Wartungszwecke unterbrochen. Vor der Katastrophe im März 2011 lag der Atomstromanteil der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt bei ca. 30 Prozent. Um den Ausfall der Atomkraft zu kompensieren, muss das Land momentan noch auf teure Öl-, Gas- und Kohleimporte zurückgreifen. Das japanische Dilemma liegt darin, dass die Nutzung der Kernenergie jetzt doppelt so teuer wird: zusätzlich zu den Milliardenkosten, die aus Steuermitteln für die Folgen der Reaktorkatastrophe aufgebracht werden müssen, schnellen die Energiekosten wegen der gestiegenen Energieimporte in die Höhe. Das veranlasste Premierminister Shinzo Abe öffentlich, eine Rückkehr zur Atomenergie zu fordern. Gegenwind bekommt er dabei jedoch von der Anti-Atom-Haltung in der Bevölkerung.

Katastrophen-Meldungen aus Fukushima reißen nicht ab

Argumente für die Atom-Gegner liefert eine nicht enden wollende Reihe von Negativ-Meldungen aus dem Unglückskraftwerk in Fukushima. Als größtes Problem hat sich die Kühlung der immer noch extrem heißen und hoch radioaktiven Brennstäbe erwiesen. Ein Teil des zur Kühlung benötigten Wassers kann nicht ordnungsgemäß entsorgt werden und vermischt sich mit dem Grundwasser. Betreiber Tepco musste im Juli 2013 eingestehen, dass seit zwei Jahren täglich ca. 300 Tonnen verseuchten Wassers in den Pazifik gelangen. Derzeit bahnt sich ein weiteres Problem an. Der Typhoon Man-yi könnte Kurs auf Fukushima nehmen. Der Sturm der derzeit über Japan wütet hat bereits 300.000 Haushalte zur Evakuation gezwungen. Die zusätzlichen Wassermengen könnten dazu führen, dass noch mehr radioaktives Wasser in den Ozean fließt.

Atomunglück beflügelt Solarmarkt

Um den Wandel zu einer modernen Energiewirtschaft und die Unabhängigkeit vom Atomenergie und anderen konventionellen Strom zu schaffen, setzt Japan auf einen drastischen Ausbau der regenerativen Energien. Vor allen der Solarmarkt boomt im Land der aufgehenden Sonne. In keinem anderen Land der Welt ist die Einspeisevergütung derzeit so hoch wie in Japan. Dadurch werden auch internationale Investoren angelockt. Insgesamt lag die installiertee Leistung Ende Mai 2013 bei rd. 8,5 GWp, allein zwischen April 2012 und Mai 2013 wurden rd. 3.200 MW, d.h. 3,2 GWp PV-Leistung zugebaut. Das japanische Wirtschaftsministerium hat insgesamt bereits Genehmigungen über 19.400 MWp erteilt. Für die Solarbranche gilt Japan daher als einer der aussichtsreichsten Absatzmärkte.

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