23.10.2013, 16:13 Uhr

Fukushima bleibt ein Gefahrenherd: NABU fordert internationalen Rettungsplan

Münster / Tokio / Berlin – Die im März 2011 havarierte Atomenergie-Anlage von Fukushima bleibt weiterhin ein riskanter Gefahrenherd. Zuletzt haben starke Regenfälle vor Ort für Probleme gesorgt. Der Betreiber Tepco hat am vergangenen Wochenende erklärt, dass kontaminiertes Wasser aus den Auffangbecken ausgetreten sei und möglicherweise ins Meer gelangte.

Laut Tepco hätten die Messwerte für das krebserregende Strontium-90 im Wasser südlich der Anlage 710 Becquerel/L betragen. Dies entspricht dem 24-fachen des in Japan sowieso schon erhöhten Grenzwertes. Ein Sprecher von Tepco erklärte, man werde die Strahlenwerte im Meereswasser weiter beobachten und alle nötigen Maßnahmen für die Sicherheit der Arbeiter ergreifen.

NABU vermisst Masterplan für Aufraumarbeiten

Immer wieder sorgen Lecks, hohe Strahlungswerte und Pannen vom Katastrophenreaktor in Fukushima für Schlagzeilen. Die Meldungen über verseuchtes Wasser, das von der Fukushima-Ruine ins Meer gelangte, haben sich zuletzt gehäuft. So forderte der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) einen internationalen Rettungsplan für den Katastrophen-Reaktor. „Schlimm genug, dass die japanische Regierung mehr als zwei Jahre brauchte, um die internationale Gemeinschaft um Hilfe zu bitten. Bis heute ist Japan nicht in der Lage, Schritt für Schritt die Schäden rund um die havarierte Atomanlage in Fukushima einzudämmen. Es sind viele Firmen vor Ort, aber es gibt keinen Masterplan“, kritisiert NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Die japanische Betreiberfirma Tepco, die nationalen Behörden und internationale Experten der Vereinten Nationen, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der internationale Atomenergiebehörde (IAEO) müssten jetzt endlich ihre Verantwortung wahrnehmen und effektiv zusammenarbeiten.

IEAO: Japan kann Strahlungsziele nicht kurzfristig erreichen

Die IEAO hat einen vorläufigen Bericht zur aktuellen Lage in Fukushima veröffentlicht. Dieser Bericht wurde u.a. auch dem japanischen Vizeminister für Umwelt vorgestellt. Die IEAO anerkannte in ihrer Stellungnahme die hohen Anstrengungen Japans zur Aufarbeitung des Atom-Unfalls und stellte wichtige Fortschritte seit der ersten Bewertung im Oktober 2011 fest.

Die Kommission forderte jedoch auch, dass Japan der Bevölkerung erklären müsse, dass das langfristige Ziel einer zusätzlichen Strahlung von nur einem Millisievert pro Jahr (mSv/y) in naher Zukunft durch die Dekontanimations-Arbeiten alleine nicht erreicht werden könne. Allerdings sei ein Level zwischen 1 und 20 mSv/y akzeptabel und vereinbar mit den internationalen Vorgaben, heißt es in dem Bericht. Die genannte Obergrenze von 20 mSv entspricht übrigens in etwa der Dosis einer Ganzkörper-Computertomographie.


© IWR, 2013