06.12.2013, 15:53 Uhr

Übernahmen insolventer Solar-Hersteller aus Deutschland: Was ist aus Q-Cells, Sunways, Scheuten & Co. geworden?

Münster – Die Branchenkrise in der Solarindustrie hat in Deutschland zahlreiche Firmen in die Insolvenz getrieben. Einige der großen und bekannten Photovoltaik-Hersteller wie Q-Cells, Sunways, Scheuten Solar und Co wurden von chinesischen oder anderen ausländischen Firmen übernommen.

Doch wie geht es den übernommenen Betrieben inzwischen? Was haben die Übernahmen für die angeschlagenen Firmen, aber auch für die übernehmenden Konzerne gebracht?

Durch die Übernahme hat sich die wirtschaftliche Situation der Unternehmen verbessert. Jedoch gibt es große Unterschiede in der Entwicklung. So kann Q-Cells einer guten Zukunft entgegenblicken und voraussichtlich 2014 wieder schwarze Zahlen schreiben. Anders sieht es hingegen z.B. für Scheuten Solar Production aus Gelsenkirchen aus. Der Modul-Hersteller steckt inzwischen erneut in einem Insolvenzverfahren mit unsicherem Ausgang.

Erfolgreiche Entwicklung bei Q-Cells

Der 2012 in Insolvenz gegangen PV-Konzern Q-Cells wurde nach harten Einschnitten von dem koreanischen Mischkonzern Hanwha übernommen. Durch die Übernahme von Q-Cells versprach sich Hanwha u.a., von der hohen Produktqualität des deutschen Spezialisten profitieren zu können.

Nach mehr als einem Jahr nach der Übernahme hat sich Q-Cells von der Insolvenz erholt und steht wieder deutlich besser da. Durch die Finanzkraft des koreanischen Konzerns und den Synergieeffekten konnte Q-Cells seine Kosten deutlich senken und neue Märkte erschließen. Besonders die Markterschließung Japans mit Hilfe von Hanwha wurde deutlich vereinfacht. Durch die verbesserte Marktsituation konnte das Q-Cells-Werk in Malaysia kräftig um 15 Prozent auf nunmehr fast 920 MW Kapazität ausgebaut werden. „Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung des Unternehmens in diesem ersten Jahr”, so Charles Kim, CEO von Hanwha Q-Cells. Auch der Standort in Sachsen-Anhalt profitiert von dieser Entwicklung. Neben der Aufrechterhaltung der kompletten Produktion in Thalheim steht besonders die Forschung und Entwicklung in Deutschland im Vordergrund. in Deutschland, haben positive Erfahrungen mit der Übernahme durch Hanwha, denn die Arbeitsplätze aller 1.225 übernommenen Mitarbeiter weltweit, davon 730 in Deutschland, sind erhalten geblieben und inzwischen werden sogar neue Mitarbeiter gesucht. 2014 erwartet Hanwha Q-Cells wieder schwarze Zahlen. Die geglückte Übernahme und die positive Entwicklung ist dadurch zu erklären, dass Q-Cells und Hanwha sich sehr gut ergänzen und als Hanwha Q-Cells von den nun gemeinsamen Stärken profitieren, so Pressesprecher Jochen Endle gegnüber IWR-Online.

Sunways auch nach Übernahme in schwieriger Situation

Eine andere Entwicklung ist beim PV-Unternehmen Sunways zu beobachten. Der ebenfalls von einem ostasiatischen Konzern übernommene Hersteller von Zellen und Wechselrichtern hat zahlreiche Stellen gestrichen und ist einem erneuten Insolvenzverfahren knapp entgangen. Die Mitte 2012 von LDK Solar aus China übernommene Sunways AG schaffte trotz Nutzung von Synergieeffekten und Finanzierungshilfen durch LDK den Turnaround bislang nicht. Die Mitarbeiterzahl ist auf nunmehr 180 gesunken. Dennoch wäre ohne den chinesischen Konzern die Abwendung des Insolvenzverfahrens nicht gelungen und eine mögliche Zerschlagung des Unternehmens wäre die Folge gewesen. Sunways profitiert von der Finanzkraft bei LDK Solar und kann auf dem chinesischen Markt expandieren. Dort sind besonders die Wechselrichter von Sunways gefragt.

Scheuten Solar Production muss erneut in die Insolvenz

Die 52 Beschäftigen in der Gelsenkirchener Produktionsstätte von Scheuten Solar Production müssen erneut zittern. Nach einem ersten Insolvenzverfahren 2012 und der anschließenden Übernahme durch den PV-Hersteller Aikosolar aus China muss Scheuten Solar Production erneut die Insolvenz beantragen. Der Investor aus Fernost hat die Finanzierung eingestellt, da es dem Unternehmen aus NRW nicht gelungen sei, Neukunden zu gewinnen, so Bernd Depping, Insolvenzverwalter von Scheuten Solar Production.

Dennoch besteht noch Hoffnung so Depping. „Nach erster vorläufiger Analyse sehen wir in den von der Europäischen Union verhängten Strafzöllen auf importierte Solaranlagen eine Chance für den Produktionsstandort in Gelsenkirchen.“

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