01.04.2014, 10:32 Uhr

Was Deutschland und China in Sachen Energie gemeinsam planen

Münster – Im Rahmen des Deutschland-Besuchs des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping sind in der vergangenen Woche eine Reihe von Vereinbarungen unterzeichnet worden, die auch das Thema Energie betreffen. Es geht um alternative Antriebe, aber auch um fossil befeuerte Kraftwerke. Zudem wollen China und Deutschland beim Thema Energieeffizienz enger zusammenarbeiten.

Zu den beteiligten Firmen, die zukünftig enger mit chinesischen Partnern kooperieren wollen, zählen der Automobil-Konzern Volkswagen (VW) und der Elektrokonzern Siemens. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) hat unterdessen zusammen mit chinesischen Partnern ein gemeinsames Arbeitsprogramm zur Förderung der Energieeffizienz in Gebäuden und Städten für das Jahr 2014 beschlossen. Ausgeklammert wurde beim Besuch Jinpings offenbar das schwierige Thema Photovoltaik. Seit 2013 gelten in der EU Strafzölle auf chinesische Solarmodule.

Alternative Antriebe, moderne Kraftwerke und Energieeffizienz im Fokus

Von besonderer Bedeutung für die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und China bleibt die Automobilbranche. Der größte deutsche Automobilhersteller VW plant, auf dem Gebiet der alternativen Antriebe stärker aktiv zu werden. VW will hierzu die Kooperation mit dem Partner Shanghai Automotive Industry auf Brennstoffzellen- und Hybridwagen ausweiten. Dabei hatte Volkswagen noch im November vergangenen Jahres bei der Markeinführung des Elektroautos Carely, das in Kooperation mit First Automotive Works (FAW) produziert wird, wegen schlechter Infrastruktur und mangelnder Nachfrage Verzögerungen eingeräumt.

Unterdessen hat sich Siemens mit zwei chinesischen Partnern darauf geeinigt, ihre Zusammenarbeit bei Technologien für Gasturbinen und Dampfkraftwerke sowie der Modernisierung von Dampfturbinen auszubauen. Außerdem will Siemens auch bei der Windkraft enger mit den Partnern Huaneng Power International und der Shanghai Electric Group kooperieren.

Im Rahmen des nun beschlossenen Arbeitsprogramms am Rande der Green-Building-Konferenz in Peking wurde der Bau von Effizienzhäusern, Informationsveranstaltungen und die Auswahl von Pilotstädten für eine nachhaltige Stadtentwicklung festgelegt. "Die deutsch-chinesische Zusammenarbeit ist auf einem sehr guten Weg", betonte Stephan Kohler, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung.

Energieeffizienz birgt Chancen für deutsche Unternehmen

Auf der „International Conference on Green and Energy-Efficient Building & New Technologies and Products Expo“, die Ende März in Peking stattfand, präsentierte die dena Energieeffizienz aus Deutschland und deutsche Anbieter mit einem Messestand. Zur Intensivierung deutsch-chinesischer Beziehungen in Sachen Energieeffizienz wurde bereits im Jahr 2006 eine bilaterale Arbeitsgruppe zur Förderung von energieeffizientem Bauen in der Volksrepublik gegründet. Sie wird von den Bauministerien der beiden Länder sowie der dena, dem Center of Science and Technology of Construction (CSTC) und der Chinese Society for Urban Studies (CSUS) getragen. Kohler: "Die gemeinsame Arbeitsgruppe gibt die Richtung vor, konkrete Kooperationsprojekte zeigen in der Praxis, was möglich ist. Das Interesse an Energieeffizienz ist groß in China; deutsche Unternehmen sind dafür die idealen Partner."

Qinhuangdao: Vorreiter in Sachen Energieeffizienz

Ein Beispiel, das die Tragweite der deutsch-chinesischen Kooperation vor Augen führt, ist die Stadt Qinhuangdao in der Provinz Hebei, etwa drei Autostunden nördlich von Peking. Mit rund 820.000 Einwohnern ist sie für chinesische Verhältnisse zwar relativ klein, doch gilt sie als Vorreiter beim energieeffizienten Bauen. Bereits Anfang der 2000er Jahre wurde in grünes Bauen investiert, in den vergangenen Jahren kamen dann noch vier Hochhäuser dazu, die das Ergebnis der Kooperation der dena mit der Qinhuangdao Wusing Real Estate Co., Ltd. sind. Dennoch haben die energieeffizienten Bauten in Qinhuangdao bisher nur einen verschwindend geringen Anteil an den jährlich entstehenden Wohnflächen. „In Prozent lässt sich das auf keinen Fall ausdrücken, eher in Promille“, sagt Wang Zhen, Generaldirektor der Qinhuangdao Wusing Real Estate. Der chinesische Markt hat somit noch enormes Potential, das darauf wartet, erschlossen zu werden.

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