22.04.2014, 15:25 Uhr

Erneuerbare Energien stärken den Wirtschafts-Standort Deutschland

Berlin - Die erneuerbaren Energien leisten einen wesentlichen Beitrag dafür, dass es der deutschen Industrie so gut wie lange nicht mehr geht. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktuelles Hintergrundpapier der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE).

Regenerative Energien sind demnach inzwischen fester Bestandteil im Portfolio deutscher Industrieprodukte. Die Erneuerbaren böten nicht nur den deutschen Herstellern von Energieerzeugungsanlagen Absatzmärkte im In- und Ausland, sondern versorgen auch zahlreiche mittelständische Zulieferbetriebe mit Aufträgen. Zudem werde die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von Energieimporten reduziert. Pro Jahr sparen erneuerbare Energien derzeit rund zehn Milliarden Euro an Importkosten ein und sorgen für eine inländische Wertschöpfung in Höhe von rund 17 Milliarden Euro, so die AEE.

Regenerative Energieversorgung und Industrie: Zwei Seiten derselben Medaille

„Erneuerbare Energien und Industrie sind zwei Seiten derselben Medaille“, betont Philipp Vohrer, Geschäftsführer der AEE und bemüht dabei ein Bild, dass IWR-Direktor Dr. Norbert Allnoch bereits seit den 1990er Jahren prägt. Nach einer Definition von Allnoch aus dem Jahr 1995 ist mit dem Begriff "Regenerative Energiewirtschaft" die "interdisziplinäre Betrachtung der regenerativen Energieversorgung (Klimaschutz) und des regenerativen Anlagen- und Systembaus (Industriepolitik) für die drei Bereiche Strom, Wärme und Treibstoffe" gemeint. Wie die AEE nun feststellt, ist es umso unverständlicher, wenn von manchen Kritikern versucht werde, einen Gegensatz zwischen erneuerbaren Energien und Industrieproduktion in Deutschland aufzubauen. Vohrer: „Es ist widersinnig, den Ausbau erneuerbarer Energien bremsen zu wollen, um den Industriestandort Deutschland zu stärken. Energie aus Wind, Sonne, Biomasse und Co. sind längst zu einem zentralen Wirtschaftsfaktor in Deutschland geworden, der Umsätze und Wertschöpfung im Milliardenbereich generiert und hunderttausende zukunftssichere Arbeitsplätze schafft.“

Vohrer: Keine Deindustrialisierung in Deutschland

„Fakt ist: Die von manchen Wirtschaftsvertretern beschworene Deindustrialisierung findet in Deutschland nicht statt“, stellt Vohrer weiter fest. Der Industrieanteil an der deutschen Wirtschaft nimmt sogar zu: 2012 lag der Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung in Deutschland bei 25,8 Prozent. Im Jahr 2000 waren es 25,2 Prozent. EU-weit sei der Anteil im gleichen Zeitraum hingegen von 22 auf 19,1 Prozent gefallen. Im „Atomstromland“ Frankreich komme die Industrie nur auf einen Anteil von 12,5 Prozent. „In allen einschlägigen Rankings zur Attraktivität der internationalen Wirtschaftsstandorte schneidet Deutschland hervorragend ab. Die Wettbewerbsfähigkeit ist in den vergangenen Jahren sogar gestiegen. Von einem schleichenden Niedergang der deutschen Wirtschaft kann – auch dank der Erneuerbaren Energien – keine Rede sein“, so Vohrer.

Industrie-Strom in Deutschland billiger als im europäischen Ausland

Zudem senken regenerative Energien derzeit den Strompreis für die Industrie. Der Industriestrompreis für die energieintensiven Unternehmen ist nach den Daten der AEE in Deutschland durch die erneuerbaren Energien niedriger als in den meisten europäischen Nachbarstaaten. Da die energieintensive Industrie ihren Strom häufig direkt an der Strombörse einkauft, sind die Börsenstrompreise maßgeblich: Im Jahr 2013 kostete eine Kilowattstunde am Spotmarkt im Schnitt 3,78 Cent. Ein wichtiger Grund dafür ist die zunehmende Einspeisung erneuerbarer Energien. In Frankreich kostete das gleiche Produkt im selben Jahr dagegen 4,3 Cent, in Italien und Großbritannien sogar 6,2 Cent. In den Vereinigten Staaten steigen die Börsenstrompreise seit dem Jahr 2012 wieder an und liegen in manchen Regionen ebenfalls über dem deutschen Niveau. Auch die Strompreise im außerbörslichen Handel werden immer günstiger. Für die Jahre 2015 bis 2017 kostet der Strom bei direkten Lieferverträgen laut dem Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) zwischen 2,68 und 4,28 Cent pro Kilowattstunde.

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