Bayern: Gaskraftwerk Irsching vor dem Aus?

Münster - Eines der modernsten Gaskraftwerke Europas steht nach ARD-Informationen vor dem Aus. Damit würde ein Baustein der Energiepolitik des bayerischen Ministerpräsidenten Seehofer wegfallen. Es könnte sich aber auch um einen weiteren Akt in einem beispiellosen Pokerspiel handeln.

Das Gaskraftwerk Irsching in Bayern wurde erst 2010 in Betrieb genommen, hat aber nach Recherchen des ARD-Hauptstadtstudios im letzten Jahr für den Strommarkt keine einzige Kilowattstunde Strom geliefert. Jetzt wollen die Betreiber E.ON, HSE, Mainova und N-Energie laut ARD noch im März 2015 die Stilllegung des Gaskraftwerks Irsching anmelden.

Gaskraftwerk Irsching nur zur Netzstabilisierung eingesetzt

Wegen der im Vergleich zu Braun- oder Steinkohle hohen Stromerzeugungskosten der Gaskraftwerke hat das Gaskraftwerk Irsching zwar keinen Strom an den Markt verkauft, produzierte aber laut ARD auf Anweisung der Bundesnetzagentur und der Übertragungsnetzbetreiber Strom, um das Netz zu stabilisieren. Wieviel Strom für die Netzstabilisierung im Jahr 2014 produziert wurde und wie hoch der Gewinn aus diesem Betrieb war, wird von den Betreibern des Gaskraftwerks Irsching nicht bekannt gegeben. Ein E.ON Sprecher deutete gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio nur an "dass die Kosten kaum noch erwirtschaftet werden können".

Betreiber erhöhen Druck: Das Pokerspiel um Irsching

Ein vorzeitiges Aus für das Gaskraftwerk Irsching erhöht den Druck auf den Ministerpräsidenten Seehofer. Der Kernpunkt: Entweder es werden höhere Preise für den Strom aus dem Gaskraftwerk Irsching für die Netzstabilisierung von den Stromkunden bezahlt oder die bayerische Bremse beim Netzausbau (2 minus x) bzw. die Verhinderung der umstrittenen Stromleitung Suedlink ist nicht mehr haltbar. Die andere Alternative gerät zunehmend in den Hintergrund: der Emissionshandel liegt am Boden und hat wegen der niedrigen CO2-Preise keine Lenkungsfunktion beim Betrieb von Kraftwerken. So produzieren in Deutschland an Stelle von modernen Gaskraftwerken vor allem billige, aber umweltschädliche Braun- und Kohlekraftwerke den Strom.