13.07.2015, 14:58 Uhr

PNE Wind: Aktionäre haben wenig Vertrauen zum Aufsichtsrat

Cuxhaven – Die Hauptversammlung des Cuxhavener Windenergie-Projektierers PNE Wind am 16. Juni 2015 war nicht verlaufen wie gewöhnlich. Weil aufgrund langwieriger Diskussionen um Mitternacht immer noch nicht alle Ergebnisse vorlagen, musste die Versammlung vertagt werden. Nun hat das Unternehmen veröffentlicht, wie die Anteilseigner zu einzelnen Abstimmungen entschieden hatten. Das ist interessant, auch wenn diese Ergebnisse keine Beschlusswirkung haben.

Nach der Hauptversammlung im Juni wurden sogar staatsanwaltliche Ermittlungen aufgenommen, die aber inzwischen wieder eingestellt worden sind. Die Vorwürfe des Parteiverrats, des Wahlbetrugs und der Urkundenunterdrückung erwiesen sich demnach als ungerechtfertigt. Es gab u.a. auch Vorwürfe, wonach die Organe der Gesellschaft absichtlich versucht hätten, die Versammlung über die Mitternachtsstunde hinauszuzögern und so hinfällig werden zu lassen. Nun bringt die PNE Wind AG Licht ins Dunkel und veröffentlicht die Abstimmungsergebnisse der berüchtigten Aktionärs-Versammlung, auch wenn diese keine Beschlusskraft haben. Zudem arbeitet das Unternehmen an Lösungen für eine neue Hauptversammlung.

Hauptversammlung stimmte für Aufsichtsrats-Abberufungen

Kern der gesamten Diskussion ist ein interner Konflikt im Aufsichtsrat des Unternehmens. Bereits vor der Hauptversammlung war beschlossen worden, dass über den Verbleib bestimmter Mitglieder im Aufsichtsrat entschieden werden soll. Hintergrund ist, dass die PNE Wind AG kaufvertragliche Schadensersatzansprüche gegen die Beteiligungs-Gesellschaft von Aufsichtsrats-Mitglied Volker Friedrichsen im Zusammenhang mit der im Jahr 2013 erworbenen Beteiligung an der WKN AG geltend machen will. Es geht um bis zu 6,2 Mio. Euro. Es geht um die Frage, ob bei der WKN AG zum Zeitpunkt des Beteiligungserwerbs durch PNE Wind AG einzelne Windparkprojekte überbewertet waren.

Nach den nun veröffentlichten Abstimmungsergebnissen haben über 56 Prozent der Aktionäre für eine Abberufung von Friedrichsen gestimmt. Aber auch für die weiteren Aufsichtsratsmitglieder Dieter K. Kuprian, Dr. Peter Fischer und Prof. Dr. Reza Abhari sprach sich die Mehrheit für eine Abberufung aus. Für die Entlastung Friedrichsens stimmten nur gut elf Prozent. Zudem wurde auf dieser Hauptversammlung deutlich, dass der Aufsichtsrat vergleichsweise hohe Vergütungen kassiert. Das wollten über 63 Prozent der Anteilseigner ändern.

Unabhängiger Aufsichtsrat soll nominiert werden – Vergütungen werden gekürzt

Nun arbeiten Vorstand und Aufsichtsrat der PNE Wind AG an einer Lösung des aktuellen Interessenskonflikts zwischen Aktionärsgruppen sowie an der Vorbereitung einer notwendigen weiteren Hauptversammlung. Am 16. Juni 2015 war die Abstimmung zu einigen Tagesordnungspunkten sehr deutlich ausgefallen. Bei Tagesordnungspunkten, zu denen sich nur knappe Mehrheiten errechneten, arbeite die Verwaltung derzeit an Vorschlägen, die einen weitaus deutlicheren Zuspruch der Aktionäre finden sollen.

Man wolle einen unabhängigen Aufsichtsrat nominieren, der das vollständige Vertrauen der Aktionäre genießt und zugleich über die erforderliche Expertise verfügt, um die Arbeit des Vorstands kritisch und gleichzeitig konstruktiv zu begleiten. Auch die Aufsichtsratsvergütung soll geändert werden. Anstelle der bisherigen fixen und variablen Vergütung will die Verwaltung vorschlagen, die Aufsichtsratsvergütung zu reduzieren und künftig eine ausschließlich fixe Vergütung an den Aufsichtsrat zu zahlen. Der Vorstand der PNE Wind AG will eine neue Hauptversammlung einberufen, sobald die neue Tagesordnung abgestimmt ist und entsprechende Beschlussvorschläge vorliegen.

Friedrichsen Beteiligungs-GmbH: tiefgreifende Veränderungen in Vorstand und Aufsichtsrat notwendig

Ein Sprecher der Volker Friedrichsen Beteiligungs-GmbH sagte zu den Abstimmungsergebnissen: "Wir haben die Ergebnisse zur Kenntnis genommen. Wir werden diese in Ruhe analysieren und den Ausgang der kommenden Gremiensitzungen abwarten. In jedem Fall sind die Ergebnisse ein klares Zeichen dafür, dass tiefgreifende Veränderungen in Vorstand und Aufsichtsrat der Gesellschaft notwendig sind. Volker Friedrichsen wird daran im Interesse der Gesellschaft und aller Aktionäre mitwirken."

Quelle: IWR Online

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