18.08.2015, 16:17 Uhr

Hochriskant: Shell darf in der Arktis nach Öl bohren

Washington D.C. - Das US-Innenministerium erteilt dem britisch-niederländischen Ölkonzern Shell erneut die Genehmigung für Ölbohrungen vor der Nordwestküste Alaskas. Umweltschützer kritisieren dies und warnen vor einer Ölkatastrophe. Selbst eine Untersuchung der US-Behörden schätzt dieses Risiko erschreckend hoch ein.

Shell hatte bereits zuvor in der ölreichen Tschuktschensee zwischen Russland und Alaska nach Öl gebohrt. Die Erlaubnis hierfür war Shell allerdings 2012 entzogen worden, nachdem sich die Bohrplattform Kulluk während des Transports nach Vancouver in einem schweren Sturm vom Schlepper losriss und schließlich an der Küste strandete.

Große Mengen an Erdöl lagern in der Arktis

Shell setzt sich seit Jahren für eine erneute Bohrgenehmigung ein, da ein großer Teil der weltweiten Öl- und Gasvorkommen in der Arktis liegen sollen. Der Geologische Dienst der USA (USGS) schätzte 2008, dass sich 13 Prozent des bisher unentdeckten aber mit derzeitiger Technik erreichbaren Öls und 30 Prozent des unentdeckten aber erreichbaren Erdgases nördlich des Polarkreises befänden.

Hohe Sicherheitsauflagen für Shell

Das Bureau of Safety and Environmental Enforcement (BSEE), das zum US-Innenministerium gehört, erteilte Shell zu Beginn der Woche erneut die Bohrerlaubnis, allerdings nur für ein ganz bestimmtes Gebiet und unter strengen Auflagen. Insbesondere musste der Konzern ein spezielles Sicherheitselement anschaffen, das im Falle eines Lecks innerhalb von 24 Stunden einsatzbereit sein muss. Zudem ist Shell zum Schutz der vor Ort lebenden Walrosse dazu verpflichtet, einen Mindestabstand von 15 Meilen zwischen zwei aktiven Bohrplattformen einzuhalten. Ausgebildete Wildtierbeobachter auf jeder Plattform sollen des Weiteren dafür sorgen, dass die negativen Auswirkungen auf zu schützende Tierarten minimiert werden.

Umweltschützer haben große Bedenken

Trotz der neuen Auflagen befürchten Umweltschützer eine Störung des Ökosystems und eine generelle Gefahr für die Umwelt. Larissa Beumer, Greenpeace-Expertin für die Arktis, wirft der US-Regierung vor, sie setze das sensible Ökosystem der Arktis bewusst aufs Spiel. In der Tschuktschensee leben Walrosse, Robben und Wale. Im Falle eines Lecks sei es darüber hinaus unmöglich, schnell genug die notwendige Technik und Einsatzkräfte in die Region zu bringen. „Es gibt keine bewährte Methode, einer Ölkatastrophe im eiskalten arktischen Wasser zu begegnen“, sagt auch Susan Murray von der Organisation Oceana. Eine solche Katastrophe ist zudem nicht auszuschließen. Das Bureau of Ocean Energy Management (BOEM), das ebenfalls zum US-Innenministerium gehört, veröffentlichte 2014 eine Studie, die ein durchaus enormes Risiko für einen großen Ölaustritt feststellt. In dem untersuchten Szenario könne demnach ein schwerer Ölunfall in der Region mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent eintreten.

Quelle: IWR Online

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