21.08.2015, 10:37 Uhr

Energiewende: Zuverlässigkeit der Stromversorgung auf Rekordniveau

Bonn - Die Zuverlässigkeit der Stromversorgung befindet sich auf konstant hohem Niveau. Im Jahr 2014 hat die durchschnittliche Unterbrechungsdauer je angeschlossenem Letztverbraucher den bislang niedrigsten Wert erreicht. Und das auch mit der Energiewende.

Der sogenannte SAIDI(System Average Interruption Duration Index)-Wert lag für das Jahr 2014 bei 12,28 Minuten (2013: 15,32 Minuten). "Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der systematischen Erfassung der Stromversorgungsqualität durch die Bundesnetzagentur im Jahr 2006"“, erläutert Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur. "Diese Verbesserung der Versorgungsqualität liegt vor allem daran, dass das Jahr 2014 nur wenige Extremwetterereignisse aufwies."

Strom: SAIDI-Wert und Zahl der Unterbrechungen sinken 2014

Zudem stellt Homann ausdrücklich fest: "Ein maßgeblicher Einfluss der Energiewende und der steigenden dezentralen Erzeugungsleistung auf die Versorgungsqualität ist auch weiterhin nicht erkennbar."

Die Betreiber von Energieversorgungsnetzen haben der Bundesnetzagentur bis zum 30. April eines Jahres einen Bericht über alle in ihrem Netz aufgetretenen Versorgungsunterbrechungen vorzulegen. Der Bericht enthält Zeitpunkt, Dauer, Ausmaß und Ursache jeder Versorgungsunterbrechung, die länger als drei Minuten dauert. Für das Jahr 2014 haben 874 Netzbetreiber insgesamt 173.825 Versorgungsunterbrechungen zur Berechnung der mittleren Nichtverfügbarkeit für Letztverbraucher übermittelt. Auch dieser Wert ist kleiner als im Jahr 2013 und indiziert damit eine Verbesserung der Stromversorgung. Die Anzahl der Versorgungsunterbrechungen im Jahr 2013 betrug 179.139.

Wesentlicher Grund: Wenige extreme Wetterereignisse

Ein wesentlicher Grund für die Verbesserung der Versorgungsqualität im Jahr 2014 ist die relativ niedrige Zahl der Versorgungsunterbrechungen durch atmosphärische Einwirkungen, was darauf zurückgeführt werden kann, dass das Jahr 2014 nur wenige extreme Wetterereignisse aufwies. Gleichzeitig ist die Zahl der sogenannten Rückwirkungsstörungen zurückgegangen, die häufig durch Wetterereignisse ausgelöst werden. Von Rückwirkungsstörung wird dann gesprochen, wenn eine Unterbrechung aufgrund einer Störung in einem vor- oder nachgelagerten Netz, in der Anlage eines Letztverbrauchers oder einer Unterbrechung bei einspeisenden Kraftwerken eintritt.

Bei den Versorgungsunterbrechungen aufgrund Einwirkungen Dritter sind keine Änderungen im Vergleich zum Vorjahr erkennbar. Bei Störungen durch Einwirkung Dritter handelt es sich um Versorgungsunterbrechungen, die z.B. durch die Berührung spannungsführender Teile durch Personen, Tiere oder Fahrzeuge entstehen. Hierzu gehören auch Störungen, die durch Erd- und Baggerarbeiten verursacht werden.

USA und Kanda messen Ausfallzeiten in Stunden

Im internationalen Vergleich steht Deutschland gut da: 2013 war dieser SAIDI-Wert in Deutschland im Europa-Vergleich der fünftbeste. Kürzere Unterbrechungs-Zeiten gab es nur in Luxemburg, Dänemark, der Schweiz und den Niederlanden. Besonders unsicher war die Stromversorgung in den EU-Ländern hingegen in Rumänien (letzter verfügbarer Wert für das Jahr 2009: 1.005 Minuten) und Lettland (2013: 621 Minuten). Auch in Kroatien, Malta und Polen liegen die SAIDI-Werte meist bei deutlich über 300 Minuten.

Sehr viel schlechter bestellt ist es um die Qualität der Versorgungssicherheit in Nordamerika. In Kanada und in den USA geht es nicht mehr um Minuten, sondern um Ausfall-Stunden pro Jahr. So "verbesserten" sich in Kanada die Ausfallzeiten von 6,16 Stunden durchschnittlich ohne Strom im Jahr 2012 auf 4,66 Stunden im Jahr 2013.

Quelle: IWR Online

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