26.08.2015, 10:33 Uhr

Strommarkt Deutschland 2.0: Meinungen zum "Weißbuch"

Berlin / Bonn - Die Konsultationsfrist des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) zum sogenannten Weißbuch „Ein Strommarkt für die Energiewende“ endete zu Beginn dieser Woche. Ein guter Zeitpunkt für Verbände, Agenturen und Interessengruppen, ihre Meinung zum Strommarkt der Zukunft zu verbreiten. Diese fallen höchst unterschiedlich aus.

Durch den Ausbau des Strommarktes 2.0 plant das BMWi, die deutsche Stromversorgung verlässlich und kostengünstig zu halten und die Energiewende voran zu treiben. Ob die Pläne das jedoch leisten können, wird bezweifelt.

Erste Stellungnahmen fallen positiv aus

Unmittelbar nach der Veröffentlichung des Berichtes meldete sich bereits der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) zu Wort. Er bestätigt die zentrale Aussage des Weißbuches, dass durch stärkere Flexibilisierung der Regelenergiemärkte die erneuerbaren Energien mehr Verantwortung bei der Sicherstellung der Stromversorgung übernehmen können. Auch der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (BNE) begrüßt nun das Weißbuch als „Richtungsentscheidung für einen wettbewerblich ausgerichteten Stromsektor“. In seiner aktuellen Stellungnahme schreibt der Verband: „Die Maßnahmen und auch die zukünftigen Handlungsfelder zielen in ihrer Summe auf die Stärkung der Marktkräfte ab und werden damit die kosteneffiziente und sichere Versorgung, sowie die Integration der Erzeugung aus erneuerbaren Energien gewährleistet“. Der Verband kritisiert jedoch, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen erst später erfolgen sollen und zu späteren Ergebnissen führen oder schlichtweg zu kurz gegriffen seien. Vor allem müsse das Effizienzziel angepasst werden. Durch den angenommenen vermehrten Einsatz von Wärmepumpen und Elektro-Autos werde der Strombedarf steigen, daran müsse das Ziel der Senkung des absoluten Stromverbrauches und die Annahmen für den Netzausbau angepasst werden.

Eurosolar: Flexibilität im Strommarkt fördern

In eine ganz andere Richtung läuft die Argumentation der Europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien (Eurosolar). Diese hält den Strommarkt 2.0 nicht für den richtigen Weg, um den Energiemarkt flexibler, schneller und kostengünstiger zu gestalten. Sie fordert einen Flexibilitäts- statt eines Kapazitätsmarktes. Der Flexibilitätsmarkt soll auf die schwankende Stromproduktion durch erneuerbare Energien eingehen, deren Ausbau und Speicherung fördern und einen Handel mit erneuerbaren Stromprodukten ermöglichen, ohne „die Strombörse als zentrales Marktinstrument“ zu fördern.

VKU ruft weiter nach einem Kapazitätsmarkt

Der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) sieht das Weißbuch durchweg kritischer. In der Stellungnahme des Verbands heißt es, dass auf die zentralen Kritikpunkte zur Versorgungssicherheit auf dem heutigen Strommarkt im Weißbuch nicht eingegangen werde. Der VKU bezweifelt, ob der Strommarkt 2.0 die Versorgungssicherheit gewährleisten kann. Zum einen greife das BMWi trotz der Betonung der marktlichen Organisation des Strommarkts 2.0 in das Geschehen ein und nehme Einfluss auf den wettbewerblichen Großhandels- und Endkundenmarkt. Zum anderen seien die Maßnahmen zu kurzfristig gedacht. Aus VKU-Sicht werde lediglich das aktuelle Marktumfeld von Überkapazitäten betrachtet. Diese würden sich jedoch in den nächsten Jahren abbauen. Daher spricht sich der VKU ausdrücklich für einen Kapazitätsmarkt aus, um die Stromversorgung für den Industriestandort Deutschland zu sichern. Im Weißbuch des BMWi wird ein solcher Kapazitätsmarkt bislang abgelehnt.

Quelle: IWR Online

© IWR, 2015