19.10.2015, 10:27 Uhr

Frankreich sucht nach neuen Lösungen für Atommüll-Entsorgung

Paris/Berlin – Die Stilllegung von Atomkraftanlagen und die Entsorgung des radioaktiven Mülls spielen auch in Frankreich eine immer wichtigere Rolle. Nun fördert die Regierung in Paris zwölf Projekte aus diesem Bereich.

Frankreichs Umwelt- und Energieministerin Ségolène Royal hat zwölf innovative Projekte im Bereich der Entsorgung radioaktiver Abfälle ausgewählt und in ein Förderprogramm aufgenommen. Der Gesamtwert liegt bei 40 Mio. Euro.

Frankreich muss 2030 über eine Mio. Kubikmeter radioaktive Abfälle entsorgen

Die Entsorgung radioaktiver Abfälle, die durch die Stilllegung kerntechnischer Anlagen entstehen, wird zunehmend zu einem wichtigen Thema für Frankreich, da der Anteil dieser Abfälle in den kommenden Jahren deutlich wachsen wird. Im Jahr 2030 werden laut der 2015 veröffentlichten Studie der staatlichen Stelle für die Entsorgung radioaktiver Abfälle Frankreichs (Andra) 1,1 Mio. Kubikmeter leicht radioaktiven Abfalls produziert. Insgesamt will Frankreich den Anteil des Atomstroms von derzeit rund 75 Prozent bis zum Jahr 2025 auf 50 Prozent reduzieren.

Projektbeispiel 1: Strahlenresistente Kamera

Im Rahmen einer Projektausschreibung von Andra in Zusammenarbeit mit der Nationalen Forschungsförderagentur (ANR) sind nun von den 29 eingereichten Projektbewerbungen zwölf Projekte ausgewählt. Der Gesamtwert dieser Projekte beträgt 40 Mio. Euro, wovon 18 Mio. Euro durch das Investitionsprogramm und der Rest von industriellen Projektpartnern finanziert werden.

In einem der ausgewählten Projekte geht es beispielsweise um die Entwicklung einer hochauflösenden, strahlenresistenten Kamera. Mit dieser sollen durch Strahlung unveränderte, hochauflösende Bilder zur Verfügung gestellt werden, die in allen Phasen der Demontage und Lagerung radioaktiver Abfälle gemacht werden können. Bei dieser neuen Kamera wird nach Angaben der wissenschaftlichen Abteilung der französischen Botschaft in Deutschland der Strahlungswiderstand im Vergleich zu aktuellen Kameras mindestens um den Faktor zehn multipliziert.

Projektbeispiel 2: System zu Betonstruktur-Analyse

In einem weiteren Projekt wird ein System entwickelt, mit dem die Struktur und die Begebenheiten von Beton untersucht werden, ohne diese zu zerstören. Dies ermöglicht laut der Botschaft eine Reihe von innovativen Kontrollmechanismen. Die Überwachung von Betontragwerken und die Qualität der Verpackung seien vor allem für die Sicherheit der Anlagen (Atomanlagen oder Deponien) extrem wichtig. Das vorgeschlagene Verfahren kombiniere verschiedene Technologien, mechanische elektromagnetische und elektrische Wellen um von der Oberfläche des Betons aus das Objekt zu untersuchen.

Projektbeispiel 3: Entwicklung eines Autoradiographiegeräts

Weiteres Projektbeispiel ist die Entwicklung eines sogenannten Autoradiographiegeräts. Autoradiographie oder Radiographie bezeichnen die Sichtbarmachung einer chemischen Komponente durch radioaktive Isotope mit Hilfe eines Strahlungsdetektors. Die dabei erhaltene Aufnahme wird Autoradiogramm genannt. Dieses ist speziell an die Herausforderungen und Grenzen des Rückbaus kerntechnischer Anlagen angepasst. Das Gerät soll die Aufnahme von Bildern der Radioaktivität in den Abfällen in Echtzeit ermöglichen. Zudem könnten bestimmte Arten von Radioaktivität, die heute noch schwer zu erkennen sind, gemessen und dokumentiert werden, so die Erläuterung der wissenschaftlichen Abteilung der Botschaft.

Quelle: IWR Online

© IWR, 2015