17.11.2015, 17:27 Uhr

Innovation: Mini-Sensorkugel überwacht Geothermieanlagen

Karlsruhe - In Deutschland sind bislang gut 320.000 Geothermieanlagen installiert worden, die rechnerisch jährlich knapp 600.000 Zweipersonenhaushalte beheizen. Ein Start-Up-Unternehmen aus Karlsruhe hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, eine Schwachstelle bei diesen Anlagen auszumerzen.

Um Wärme durch Geothermie zu gewinnen, wird ein U-förmiger Schlauch ins Erdreich eingeführt und eine Flüssigkeit hindurch geleitet. Diese erwärmt sich durch die relativ stabile Temperatur im Erdreich. Um mögliche Installations- und Einstellungs-Fehler auszuschließen, bzw. frühzeitig zu erkennen, schicken die Ingenieure der Firma enoware aus Karlsruhe digitale Messsensoren in einer Minikugel auf permanente Reise durch die Erdsonde. Für diese Technologie hat sich nun auch ein erster Großkunde entschieden.

Geosniff: Sensor-Minikugel checkt die Lage in der Geothermie-Sonde

Der sogenannte Geosniff von der enoware GmbH hat die Form einer Kugel mit einem 20mm-Durchmesser und schwimmt innerhalb des Rohrsystems der Erdwärmesonde. Das kompakte Technik-Gerät loggt während der Fahrt Messdaten wie Druck und Temperatur. Über eine automatisierte Dockingstation für die drahtlose Energie- und Datenübertragung kann der „Messmolch“ in die Erdwärmesonde ein- und ausgeloggt werden.

Die Messdaten sind über ein Online-Portal und die zugehörige Smartphone-App für die Anlagenüberwachung, Optimierung und Steigerung der Effizienz verfügbar. Verschiedene Anlagenfehler können nach Angaben der Geosniff-Entwickler auftreten. Dazu gehören Einstellungs-Fehler der Wärmepumpe, Installationsfehler der Sonde, die die thermische Kopplung negativ beeinträchtigen oder die eingeschränkte Durchgängigkeit des Rohrsystems. Diese Schwachstellen soll der Geosniff schließen.

Schätzung: 25 Prozent der Geothermie-Anlagen in Deutschland laufen nicht effizient

„Meist bekommen Sie die Fehler nicht mit, da viele Geothermieanlagen automatisch auf Ersatzenergiequellen, wie etwa eine Gastherme umspringen, sollten sie nicht richtig funktionieren“, erklärt Karl G. Linder, Geschäftsführer von enoware. So erkennen viele Anlagenbetreiber bekommen erst am Jahresende, dass ihre Erdwärmeanlage nicht richtig läuft.

„Wir schätzen, dass rund 25 Prozent der Anlagen hierzulande nicht effizient laufen“, so Linder. Er hat mit seinen Kollegen ein spezielles System entwickelt, das sofort Alarm schlägt, sollte die Geothermieanlage nicht sauber laufen. Linder: „Da können Sie dann auch als Nutzer erkennen, ob alles sauber läuft.“ Sollte das einmal nicht der Fall sein, schickt das System automatisch eine Nachricht an einen Fachbetrieb, um zu sichern, dass die Geothermieanlage möglichst schnell wieder einwandfrei läuft.

Zusammen mit seinem Partner Simeon Meier hat Linder im Juli 2014 die enoware gegründet und ein junges Team mit zehn Entwicklern aufgebaut, das dieses Thema voranbringt. Neben dem Geosniff-Messsystem und der passenden Online-Plattform bietet das Unternehmen auch Dienstleistungen im Bereich der Geothermie an. So entwickelt enoware Lösungen für Probleme im Bereich der Umweltmesstechnik und arbeitet hier auch sehr eng mit der Hochschule Karlsruhe, dem KIT und dem Eifer Institut zusammen.

Erster Großkunde über Netzwerk des KIC Innoenergy vermittelt

Wichtige Unterstützung erhalten Linder und sein Team von KIC Innoenergy, dem europäischen Unternehmen für Innovation, Unternehmensgründung und Bildung im Bereich nachhaltiger Energien. Im Rahmen einer Seedfinanzierung beteiligen sich daneben der High-Tech Gründerfonds und die LBBW Venture Capital GmbH an enoware. Das umfangreiche Netzwerk von KIC Innoenergy hat sich dabei als besonders hilfreich erwiesen: Einen ersten Großkunden konnte enoware über das Netzwerk, das mehr als 200 europäische Partner aus Wirtschaft, Forschung und Bildung beinhaltet, bereits gewinnen. Wer dieser Großkunde ist, wurde allerdings noch nicht mitgeteilt.

Quelle: IWR Online

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