Meyer Burger mit US-Rolle rückwärts – Deutscher Standort für Solarzellen-Produktion bleibt erhalten
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Thun – Der Schweizer Solarkonzern Meyer Burger hat die Verlagerung der Produktion von Solarzellen in die USA gestoppt. Das hat in der Folge positive Auswirkungen auf den Standort in Deutschland, zumindest für die Herstellung von Solarzellen.
Meyer Burger hatte im Zuge der Neuausrichtung des Konzerns geplant, sowohl die deutsche Produktion von Solarzellen am Standort Thalheim als auch die Herstellung der Solarmodulen (Freiberg) in die USA zu verlagern. Doch der Aufbau der Solarzellenproduktion in den USA ist derzeit offenbar nicht finanzierbar. Der Produktionsstandort für Solarzellen in Sachsen-Anhalt bleibt danach erhalten.
Solarzellen: Meyer Burger stoppt geplante Zellproduktion in Colorado Springs – Standort Deutschland bleibt erhalten
Meyer Burger hat den ursprünglichen Plan aufgegeben, die Solarzellen- und die Solarmodulproduktion in die USA zu verlagern. Wie der Solarkonzern mittteilt, ist der geplante Aufbau einer Solarzellenfertigung in Colorado Springs, Colorado, USA, „aufgrund jüngster Entwicklungen“ für das Unternehmen derzeit nicht finanzierbar, das Projekt wurde deswegen gestoppt. Die in Aussicht gestellte Zusammenarbeit mit einem US-amerikanischen Technologiekonzern kann in Anbetracht der angepassten Strategie derzeit nicht umgesetzt werden, so Meyer Burger.
Damit bleibt der bestehende Solarzellen-Produktionsstandort Thalheim (Stadt Bitterfeld-Wolfen), Deutschland bestehen, wird weiterhin voll betrieben und soll – anders als bisher geplant – auch zukünftig das Rückgrat der Solarzellenversorgung von Meyer Burger bilden. Die in Deutschland produzierten Solarzellen werden in die USA exportiert und an den Solarmodul-Produktionsstandort Goodyear geliefert. Die bestehenden Langzeitabnahmeverträge können so voraussichtlich bedient und die Produktionskapazitäten für Solarmodule im US-Produktionswerk Goodyear ausgelastet werden, so Meyer Burger.
Solarmodule: Fokussierung auf Hochlauf der US-Modulproduktion auf 1,4 GW jährlich
Ende Juni 2024 hatte Meyer Burger nach bestandenem Fabrik-Audit den Hochlauf der Solarmodul-Produktion in Goodyear, Arizona, bekannt gegeben. Ziel ist danach ein Hochlauf der Produktion für Solarmodule auf eine Jahresleistung von 1,4 GW (1.400 MW). Allerdings soll der geplante Ausbau der nominalen Modulproduktionskapazität in Goodyear um weitere 0,7 Gigawatt vorläufig ausgesetzt werden, als Option jedoch erhalten bleiben.
Derzeit erscheint nicht ganz klar, wie hoch die Auslastung der Solarmodulfertigung am Standort Goodyear in den USA tatsächlich ist. Zuletzt hatte Meyer Burger im Juni 2024 einen dreijährigen Abnahmevertrag mit einem großen US-amerikanischen Energiekonzern über die Lieferung von Solarmodulen für jährlich bis zu 600 MW abgeschlossen, allerdings erst ab Januar 2026.
Die Produktion von Solarmodulen am deutschen Standort in Freiberg hatte Meyer Burger dagegen bereits Ende April 2024 eingestellt.
Restrukturierungsplan und Finanzierung über US-Steuergutschriften
Die bisher geplante Fremdfinanzierung über eine Monetisierung sogenannter 45X-Steuergutschriften (Advanced Manufacturing Production Credit – Abschnitt 45X) auf der Grundlage des IRC wird in reduziertem, auf die Modulproduktion in den USA zugeschnittenem Umfang weiterverfolgt. Der Verwaltungsrat von Meyer Burger geht aufgrund dieser Veränderungen davon aus, dass der Finanzierungsbedarf des Unternehmens deutlich geringer ausfällt und dass sich die nach der Kapitalerhöhung vom April 2024 verbleibende Finanzierungslücke deutlich geringer ausfällt.
Verbunden mit den strategischen Änderungen hat der Verwaltungsrat von Meyer Burger die Geschäftsleitung mit der Ausarbeitung eines umfassenden Restrukturierungs- und Kostensenkungsprogramms beauftragt.
Quelle: IWR Online
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