11.06.2013, 10:05 Uhr

Bohrinsel-Unfälle: EU nimmt Ölfirmen in die Verantwortung

Luxemburg – Unternehmen die innerhalb der Europäischen Union (EU) Bohrinseln zur Förderung von Öl und Gas betreiben, müssen für diese Anlagen haften. Nachdem bereits das EU-Parlament in erster Lesung einer entsprechenden Richtlinie zugestimmt hat, wurde diese nun auch vom EU-Ministerrat angenommen. Bei schweren Unfällen auf Bohrinseln müssen in Zukunft die Betreiber in voller Höhe für die Schäden aufkommen. Damit reagiert die EU auf die Risiken, die von der Offshore-Förderung von Öl- und Gas auf hoher See ausgehen. Insbesondere die Havarie der Bohrplattform „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko haben die Entwicklung und Umsetzung der neuen Richtlinie angestoßen. Im April 2010 havarierte Plattform von BP, die Öl aus über 10.000 Metern Tiefe gefördert hatte. Das ausströmende Öl führte zu weitreichenden Verschmutzungen und stellt eine der verheerendsten Katastrophen dieser Art dar.

Kontrollbefugnisse werden erweitert

Die neue EU-Richtlinie regelt jedoch nicht nur die Frage der Haftung bei Unfällen auf den Bohrinseln, sondern legt auch weitere Standards fest, welche die Sicherheit der Offshore-Förderung erhöhen sollen. So müssen die Unternehmen bei Bohrungen Notfallpläne vorlegen, um im Fall eines Unfalls schnell reagieren zu können. Zudem werden weitreichende Kontrollbefugnisse für die EU-Staaten festgeschrieben, die eine stärkere Überwachung der eingesetzten Maschinen und Geräte gewährleisten sollen. Für die Umsetzung in nationales Recht haben die Mitgliedsstaaten, die an Hochseegewässer angrenzen, zwei Jahre Zeit.

Öl kommt aus immer größeren Tiefen

Die neue Richtlinie ist auch vor dem Hintergrund der Entwicklung der Öl-Förderung in den letzten Jahren zu sehen. So sind neu zu erschließende Öl-Lagerstätten heute deutlich schwieriger zu erreichen, da sie häufig tief unter dem Meeresgrund liegen. In den Anfängen der Erdölgewinnung im späten 19. sowie im 20. Jahrhundert reichten oft wenige Meter tiefe Bohrungen an Land aus, so z.B. bei den großen Ölfeldern in Texas. Inzwischen sind diese leicht zu erschließenden Ölquellen angezapft und teilweise bereits versiegt, so dass neue Felder zugänglich gemacht werden, die einen deutlich höheren Aufwand erfordern. Bei den Offshore-Ölfeldern kommen dabei Förderplattformen zum Einsatz, bei deren Einsatz auch die Risiken und die Kosten der Förderung extrem ansteigen.

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© IWR, 2013