26.09.2013, 08:02 Uhr

Chinesischer Energieriese greift nach deutschen Stromnetzen

Berlin/ Peking – State Grid – die Wenigsten dürften von diesem Unternehmen schon einmal gehört haben. Dabei zählt der Netzbetreiber aus China zu den größten Unternehmen der Welt. Und plant offenbar, durch den Kauf deutscher Stromnetze groß in den hiesigen Energiemarkt einzusteigen.

Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, war am Dienstag eine Delegation von State Grid auf einer Energiekonferenz in Berlin vertreten. Präsenz zeigen ist das Gebot der Stunde, denn noch bleiben die Chefs von State Grid selbst auf einer internationalen Konferenz unerkannt. Das soll sich in Deutschland, dem erklärten Expansionsziel von State Grid, in Zukunft ändern. Der erste Schritt in Richtung des deutschen Energiemarkts ist bereits bekannt. State Grid bewirbt sich um den Betrieb des Berliner Stromnetzes - die Konzession von Vattenfall läuft 2014 aus.

Die Energiewende ist dabei kein Hindernis für eine Investition, sondern eher noch ein Anreiz. Vizechef Luan dazu in der „SZ“: „In Deutschland werden in den nächsten Jahren viele Milliarden in den Ausbau der Netze investiert.“ Rund 30 Mrd. Euro soll dieser Ausbau die nächsten zehn Jahren kosten. Aufgrund der Energiekrise sehen sich viele Netzbetreiber nicht in der Lage, diese Kosten zu stemmen.

Krise als Chance

Die Krise ist daher ein strategisch guter Moment für Chinas Markteinstieg. Steckt derjenige, der über die Vergabe der Konzession über Stromnetze entscheidet, in finanziellen Schwierigkeiten, ist er möglicherweise eher geneigt, einem finanzstarken Unternehmen den Zuschlag zu erteilen, nicht zuletzt wenn Mitbewerber nicht mit dem Angebot mithalten können. Laut Experten ist daher nicht die Frage, ob Investoren wie State Grid in Deutschland Fuß fassen, sondern wann das passieren wird.

Ob State Grid den Zuschlag für das Berliner Stromnetz erhält, ist jedoch noch nicht sicher. Neben dem jetzigen Betreiber Vattenfall hat auch der niederländische Netzbetreiber Alliander Interesse angemeldet. Zusätzlich könnte noch das Land Berlin im November per Volksentscheid zum Rückkauf der Netze gezwungen werden.

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