Dreijährige Testphase von Pilotstrecke für Oberleitungs-Lkw gestartet
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Berlin / Stuttgart - Das Land Baden-Württemberg testet im badischen Murgtal den Einsatz von Oberleitungs-Lkw. Nach rund einjähriger Bauzeit ist der Testbetrieb jetzt offiziell gestartet. Das Bundesumweltministerium fördert das Projekt eWayBW mit 26,8 Millionen Euro.
Im Kreis Rastatt in Baden-Württemberg wird auf einer knapp 20 Kilometer (km) langen Teststrecke in einem Pilotprojekt der Einsatz von Oberleitungs-Lkw getestet werden. Aus Sicht von Bund und Land könnte die Oberleitungs-Technik eine sinnvolle Alternative zu dieselbetriebenen Lkw sein und damit zur Erreichung der Klimaziele beitragen.
Lkw legen in Testphase jährlich 250.000 km unter Oberleitungen zurück
Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium (BMU), und der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann haben die Pilotstrecke von eWayBW feierlich in Betrieb genommen. eWayBW ist ein Pilotprojekt zu elektrisch betriebenen Oberleitungs-Hybrid-Lkw. Auf einer etwa 18 Kilometer langen Pilotstrecke (davon 4 Kilometer elektrifiziert) auf der Bundesstraße im Murgtal bei Rastatt können Lkws mit entsprechender Technik über Oberleitungen Fahrstrom beziehen. Gleichzeitig wird eine Batterie aufgeladen, die dem Lkw eine emissionsfreie Weiterfahrt nach Beenden der Oberleitung ermöglicht. Die Testphase dauert bis Juni 2024 an.
Ziel des Pilotprojekts eWayBW ist die Durchführung eines realitätsnahen elektrischen Betriebs von Oberleitungs-Hybrid-Lkw, um bisherige Erkenntnisse zu erweitern. Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitforschung werden vor allem Aspekte der Energieversorgung sowie Auswirkungen auf Lärm, Luftschadstoffe und straßenplanerische Maßnahmen untersucht. Die B 462 im Murgtal wurde für das Pilotprojekt gewählt, weil auf der Strecke jährlich 510.000 Tonnen Papier im 24 /7 Betrieb von drei Papierherstellern in Obertsrot in ein Logistikzentrum in Kuppenheim im Rheintal gebracht werden. In Summe legen die Lkw dabei pro Jahr rund 250.000 Kilometer im Bereich der Oberleitungen zurück. Diese Randbedingungen lassen belastbare Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt erwarten.
Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat den Bau der Oberleitungen an der B 462 im Murgtal federführend betreut. Die Mobilitätszentrale Baden-Württemberg wird den Betrieb leiten. Das Projekt wird außerdem wissenschaftlich begleitet. Das Fraunhofer-Institut für System und Innovationsforschung (Fraunhofer ISI) leitet das Forschungskonsortium eWayBW.
Eckdaten zum Oberleitungsprojekt eWayBW
An dem Projekt sind die nachfolgend aufgeführten acht Projektpartner beteiligt: Regierungspräsidium Karlsruhe, Landkreis Rastatt, Südwestdeutsche Landesverkehrs-AG (SWEG), Netze BW sowie das Konsortium Forschung eWayBW, das aus dem Fraunhofer ISI, der PTV Transport Consult GmbH, dem FZI Forschungszentrum Informatik und dem Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie besteht. Über die Projektpartner hinaus gibt es acht weitere Projektbeteiligte, die als assoziierte Partner in eWayBW eingebunden sind.
Die Kosten für das Projekt betragen insgesamt ca. 28. Millionen Euro (Mio. Euro). Darin sind Planung, Bau und Betrieb sowie die Wissenschaftliche Begleitforschung enthalten. Mit 26,4 Mio. Euro übernimmt das BMU mit dem Förderprogramm „Erneuerbar Mobil“ einen Großteil der Kosten. Der Eigenanteil des Landes beträgt rund 1,6 Mio. Euro.
Das BMU fördert seit vielen Jahren die Weiterentwicklung der Oberleitungstechnologie zur Elektrifizierung des Schwerlastgüterverkehrs. Bis 2024 werden insgesamt drei Teilstrecken gefördert. Neben dem Projekt eWayBW auf einer Bundesstraße in Baden-Württemberg laufen die Projekte ELISA und FESH auf Autobahnen in Hessen und Schleswig-Holstein. Dort sind bereits seit 2019 Oberleitungs-Lkw im realen Transportbetrieb im Einsatz.
Quelle: IWR Online
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