27.09.2013, 18:21 Uhr

EEG-Umlage steigt nicht so stark wie befürchtet

Münster – Die ehemaligen Regierungsfraktionen und Interessenverbände haben immer wieder den Teufel an die Wand gemalt: Die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetzt könnte im kommenden Jahr auf sieben Euro-Cent steigen. Tatsächlich wird die Erhöhung nicht so dramatisch ausfallen – und der Ausbau der Regenerativen Energien hat damit nur am Rande zu tun.

Im nächsten Jahr werden die Verbraucher mehr für Strom bezahlen müssen – das steht bereits fest. Die EEG-Umlage, die derzeit 5,3 Cent je Kilowattstunde beträgt, soll aber nicht so stark zulegen wie befürchtet. „Die Welt“ berichtet unter Berufung auf in die Neuberechnung involvierte Insider, dass 6,0 bis 6,2 Cent möglich sind. Die „Ruhr Nachrichten“ berichten ebenfalls mit Verweis auf Insider von 6,0 Cent. Das Analysehaus Energy Brainpool hatte kürzlich in einer Studie für die Bundestagsfraktion der Grünen, die unserer Redaktion vorliegt, 6,1 Cent prognostiziert. Mitte Oktober sollen die neuen Werte offiziell kommuniziert werden.

Die Experten des Analysehauses haben zudem berechnet, welche Faktoren börsenpreisbereinigt im Einzelnen für den Anstieg verantwortlich sind. Auf dem letzten Platz liegt der Zubau von Solar, Wind & Co., wegen dem die Umlage um 0,18 Cent/kWh erhöht werden muss. Das entspricht 13 Prozent der Anhebung oder in absoluten Zahlen 900 Mio. Euro.

Ausnahmen von der EEG-Umlage werden noch teurer

Doppelt so hoch schlagen die Ausnahmeregelungen für Unternehmen der energieintensiven Industrie zu Buche, für die immer mehr Anträge eintrudeln. 25 Prozent der Erhöhung oder 1,7 Mrd. Euro gehen auf diesen Faktor zurück, der sich mit 0,35 Cent/kWh bemerkbar macht. In der Gesamtsumme rechnen die Autoren der Studie für 2014 mit 6,7 Mrd. Euro, die auf die Verbraucher nur durch diesen Posten umgelegt werden.

Der größte Posten der anstehenden Erhöhung entfällt aber auf den derzeitigen Börsenstrompreis – und hier wird es – je nach Lesart – interessant oder kompliziert. Hier gibt es wiederum drei Faktoren, die die Gesamtsumme von 3,5 Mrd. Euro in die Höhe treiben. Zunächst sind die Preise wesentlich geringer als beim Stichtag im letzten Jahr veranschlagt. Damals gingen die Verantwortlichen nach gesetzlichen Vorgaben von 5,115 Cent/kWh aus, der Mittelwert der stündlichen Auktionspreise am Spotmarkt der Strombörse EPEX (zwischen 01.01. und 26.07.2013) liegt aber bei 3,9 Cent. Diese Mindereinnahmen werden mit der EEG-Umlage in 2014 ausgeglichen. Kostenpunkt: 0,4 Cent/kWh.

Auf Basis des aktuellen Preisniveaus an den Terminmärkten wiederum wird die Prognose für die Vermarktungserlöse in 2014 erstellt. Diese müsste gemäß den gesetzlichen Vorgaben bei 4,1 Cent/kWh liegen. Die Differenz mit der Prognose für 2013 muss ebenfalls über die Umlage abgedeckt werden. Dieser Faktor macht 0,27 Cent/kWh aus. Hinzu kommt noch die Liquiditätsreserve von 0,06 Cent/kWh.

Zwei Cent/kWh Einsparpotenzial vorhanden

Die Studie führt darüber hinaus vier Handlungsfelder auf, die zu einer Begrenzung der EEG-Umlage führen könnten. Die Verteuerung von CO2-Emissionszertifikaten, deren Markt derzeit nicht funktioniert, würde direkt auf die Börsenstrompreise durchschlagen: Steige der durchschnittliche Strompreis, zu dem die EEG-Strommengen vermarktet werden, durch solche Maßnahmen um einen Cent/kWh, so würde dieser Effekt die EEG-Umlage um 0,3 Cent/kWh senken, schreiben die Autoren.

Darüber hinaus wird eine Reduktion der Ausnahmen von der EEG-Umlage ins Gespräch gebracht, die 2014 insgesamt mit 1,4 Cent je kWh ins Gewicht fallen werden. Im Herbst wird sich die EU dieses Themas ohnehin widmen. Eine Abschaffung der Marktprämie, die eine Absicherung der Anlagenbetreiber bei Direktvermarktung sicherstellt, wird ebenso vorgeschlagen wie eine Minderung der Liquiditätsreserve. In der Summe könnten nach Angaben der Autoren so zwei Cent pro Kilowattstunde eingespart werden.


© IWR, 2013