10.12.2020, 11:02 Uhr

EU drückt bei Verkehrswende aufs Tempo


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Brüssel, Belgien - Die EU-Kommission hat ihre Strategie für eine nachhaltige und intelligente Mobilität vorgelegt. Vor dem Hintergrund des European Green Deals setzt die Kommission auch auf dem Verkehrssektor konsequent auf eine nachhaltige Wende.

Mit ihrer neuen Mobilitätsstrategie greift die EU-Kommission die Ziele des European Green Deals für den Verkehrssektor auf. Ziel ist es, die verkehrsbedingten Emissionen bis 2050 um 90 Prozent zu verringern. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft sieht die Strategie grundsätzlich positiv, warnt aber im Hinblick auf eine kurzfristige Einbeziehung des Verkehrssektors in den EU Emissionshandel.

Verkehrsbedingte Emissionen sollen bis 2050 um 90 Prozent sinken

Die Europäische Kommission will bis 2050 die verkehrsbedingten Emissionen um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren. Wie dieses Ziel erreicht werden kann, zeigt die EU-Kommission in ihrer gestern (09.12.2020) vorgelegten „Strategie für nachhaltige und intelligente Mobilität“ sowie einem Aktionsplan mit Initiativen für die kommenden vier Jahre auf. Mit der Strategie soll ein effizienteres und widerstandsfähigeres Verkehrssystem geschaffen werden, „das im Einklang mit den Zielen des europäischen Grünen Deals konsequent auf eine Verringerung der Emissionen ausgerichtet ist“, so EU-Verkehrskommissarin Adina Valean.

Abhängig vom Zieljahr formuliert die Kommission in ihrer Strategie Etappenziele. So sollen z.B. bis 2030 mindestens 30 Millionen emissionsfreie Pkw in Europa Europas unterwegs sein und der Hochgeschwindigkeitsbahnverkehr soll sich europaweit verdoppeln. Der Linienverkehr auf Strecken unter 500 km soll klimaneutral sein und die automatisierte Mobilität soll in großem Maßstab eingeführt sein. Auf der Agenda steht auch die Marktreife emissionsfreier Schiffe. Bis 2035 sollen emissionsfreie Großflugzeuge die Marktreife erlangen. Im Jahr 2050 sollen dann fast alle Pkw, Lieferwagen, Busse und neue Lkw emissionsfrei sein. Außerdem soll bis 2050 das transeuropäische Verkehrsnetz (TEN-V) für nachhaltigen und intelligenten Verkehr mit Hochgeschwindigkeitskonnektivität uneingeschränkt betriebsbereit sein.

82 Initiativen für Verkehrswende

Zur Umsetzung der Ziele sieht die Strategie insgesamt 82 Initiativen in 10 Schlüsselbereichen (Leitinitiativen) jeweils mit konkreten Maßnahmen vor. Dazu gehört neben der Verbreitung emissionsfreier Fahrzeuge, Schiffe und Flugzeuge sowie erneuerbarer und CO2-armer Kraftstoffe der Aufbau der dafür erforderlichen Infrastruktur, etwa durch Errichtung von 3 Millionen öffentlichen Ladestationen bis 2030. Zudem sollen emissionsfreie Flughäfen und Häfen entstehen und der Güterverkehr ökologisiert werden. Die Kommission setzt darüber hinaus auf die CO2-Bepreisung und Schaffung einer verkehrsträgerübergreifend fairen und effizienten Preisgestaltung.

Angesichts der starken Beeinträchtigung im Zuge der COVID 19 Pandemie und der damit einhergehenden wirtschaftlichen Folgen für die mi Verkehrssektor tätigen Unternehmen hat die EU Kommission darüber hinaus eine Stärkung der Krisenresistenz im Blick. Sie verpflichtet sich daher zu einer Stärkung des Binnenmarktes, z. B. durch mehr Investitionen zur Vollendung des transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-V) bis 2030. Des Weiteren soll eine für alle gerechte Mobilität etabliert werden, z.B. dadurch, dass Mobilität in allen Regionen und für alle Fahrgäste erschwinglich und zugänglich sein wird.

BDEW begrüßt EU-Strategie, sieht Ausweitung des CO2-Emissionshandels aber kritisch

Für den Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft (BDEW) ist es angesichts des im European Green Deal verankerten Ziels, die Treibhausgasemissionen im Verkehr bis 2050 um 90 Prozent zu senken, richtig, dass die Kommission eine breit angelegte Strategie für alle Verkehrsträger und einen umfassenden Maßnahmenplan vorschlägt. CO2-Flottengrenzwerte für Neufahrzeuge sind aus Sicht des BDEW der zentrale Innovationstreiber für die Verkehrswende. Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung mahnt aber an, dass Hochlauf der Fahrzeuge und Ausbau der Lade- und Tankinfrastruktur Hand in Hand erfolgen müssen. „Nur wenn es Fahrzeuge gibt, die die Lade- und Tankinfrastruktur auch nutzen, kann sie wirtschaftlich betrieben und ausgebaut werden“, so Andreae. Die von der EU-Kommission angedachte Ausweitung des EU-Emissionshandels (EU-ETS) auf den Verkehr sieht der BDEW kritisch. Eine kurzfristige Einbeziehung des Verkehrssektors in den EU-ETS berge das signifikante Risiko, dass Vermeidungsanstrengungen im Verkehrssektor geschwächt werden, weil die CO2-Minderungen aufgrund der unterschiedlichen Preiselastizitäten und Vermeidungskosten mit „günstigeren“ ETS-Zertifikaten erfüllt werden könnten. Damit würde der Verkehrswende ein Bärendienst erwiesen werden, so Andrea.

Quelle: IWR Online

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