09.09.2015, 12:22 Uhr

Fatih Birol übernimmt die Führung der IEA

Paris – Der ehemalige Chefökonom und Verantwortlicher für World Energy Outlook Fatih Birol hat am 1. September den Chefposten in der Internationalen Energieagentur (IEA) übernommen. Birol galt bislang als Unterstützer der Kohle- und Atomenergie.

Seit 20 Jahren arbeitet der Wirtschaftswissenschaftler aus der Türkei bei der IEA. Zuvor war er sechs Jahre bei OPEC tätig. 2010 trat er in einem Dokumentarfilm zur Energiewende als Vertreter der fossilen und atomaren Industrie auf.

Energiesicherheit steht an erster Stelle

Birol übernimmt das Amt von der Niederländerin Maria van der Hoeven. Die IEA wurde 1974 gegründet, um Lösungen im Falle neuer Ölkrisen aufzuzeigen. Mitgleidesländer sind vor allem die europäischen Staaten die USA, Australien oder Südkorea. Für Birol ist die Energiesicherheit auch weiterhin die Hauptaufgabe der IEA. Dies äußerte er in einem aktuellen Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Doch der Schwerpunkt verlagert sich. Gerade die Konflikte im Nahen Osten, der wichtigsten ölproduzierenden Region, würden die Energiesicherheit gefährden. Zudem plant Birol, die IEA „zum Führer in Sachen saubere Energie und Energieeffizienz zu machen."

100 Prozent Ökostrom noch nicht realistisch

Wie schon im 2010 erschienenen Dokumentarfilm „Die vierte Revolution“ vertritt Fatih Birol auch heute die Meinung, dass Strom zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie in den nächsten Jahren nicht umsetzbar ist. Im SZ-Interview prognostiziert er: „In 15 Jahren werden 60 Prozent aller neuen Kraftwerke erneuerbar sein - und nur noch 40 Prozent von Quellen wie Kohle, Gas, oder Atom angetrieben.“ Für ein Land sei es hauptsächlich eine soziale Frage, ob es auf Strom aus Kohle verzichten könne.

Die IEA und China können von gemeinsamer Kooperation profitieren

Sein erster öffentlicher Auftritt als Direktor der IEA führte Birol nach China. Obwohl China nicht zu den insgesamt 29 IEA-Mitgliedsländer gehört, entschied sich Birol bewusst für einen Besuch in dem Riesenreich. Birol betonte dabei die Wichtigkeit des Landes für den globalen Energiemarkt. Er begrüßte eine verstärkte Partnerschaft zwischen der IEA und China, von der beide profitieren könnten. Die IEA könne China u.a. in den Bereichen Energiesicherheit und Umweltverträglichkeit unterstützen. China könne wiederum mit seinen Erfahrungen bei der Lösung von Problemen beitragen.

Quelle: IWR Online

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