17.11.2015, 08:06 Uhr

Forscher diskutieren: Wohin geht die Bioenergie-Reise

Leipzig – Ist die Bioenergie mehr als nur eine Reserve? Unter diesem Motto trafen sich in der vergangenen Woche rund 130 Bioenergie-Akteure aus Wirtschaft und Forschung in Leipzig. Eine eindeutige Antwort auf die Eingangsfrage konnte allerdings nicht gegeben werden.

Es handelte sich bei der Veranstaltung um die 6. Statuskonferenz des Förderprogramms „Energetische Biomassenutzung“ vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi). Die vorgestellten Ansätze für Verfahrensoptimierungen, energieeffiziente und flexibilisierte Anlagen sowie Partikelabscheider geben jedoch aus Sicht der Organisatoren wichtige Impulse für die Strom- und Wärmewende.

Fluktuierende Energien mit bedarfsgerechter Energie-Einspeisung flankieren

Ziel der Bioenergie-Forschung im Rahmen des BMWi-Programms „Energetische Biomassenutzung“ ist es vor allem, die fluktuierende Energiebereitstellung mit einer bedarfsgerechten Einspeisung von Strom und Wärme durch Bioenergie zu begegnen. Vor diesem Hintergrund beschäftigen sich mehrere Vorhaben speziell mit der Flexibilisierung von Biogasanlagen und Heizkraftwerken. Ein weiterer Schwerpunkt des Programms sowie der Konferenz lag in der katalytischen Emissionsminderung bei Verbrennungssystemen. Das Programm wird seit Juni 2015 mit einer neuen Förderbekanntmachung fortgeführt.

Zu den aktuellen politischen Herausforderungen der Energiewende nahm auf der 6. Statuskonferenz Dr. Karin Freier, Leiterin des Referats „Erneuerbare Energien Technologien“ am BMWi Stellung. Sie warb unter anderem für die mit dem EEG 2016 vorgesehene Umstellung der Förderung auf Ausschreibungsverfahren, bei dem die Förderhöhe wettbewerblich festgelegt wird. Ob und gegebenenfalls wie dieses für die Bioenergie umgesetzt werden soll, ist gegenwärtig noch offen.

Projekte werden vorgestellt: Power-to-Gas durch biologische Methanisierung

Zudem haben sich 13 neue Vorhaben vorgestellt. Die Bandbreite der Forschungsaktivtäten reicht von emissionsarmer Feuerungstechnik und neuen Brennstoffen über die Effizienzsteigerung von Biogasanlagen bis hin zur Flexibilisierung von Bioenergieanlagen. Auch die biologische Methanisierung zählt hier zu den innovativen Verfahren innerhalb der Bioenergieforschung. Anstatt wie bisher das Kohlendioxid aufwändig aus dem Biogas zu entfernen, wird das Gas mit Hilfe von Mikroorganismen und Wasserstoff zu Methan umgewandelt. Diese Methanisierung läuft auch unter dem Label Power-to-Gas und bietet eine intelligente Speicheroption im Konzert der Erneuerbaren Energien. In einem anderen Projekt forscht ein deutscher Kesselhersteller gemeinsam mit einem Energieforschungsinstitut an einem robusten und integrierten Elektrofiltersystem, das zur Marktreife weiterentwickelt werden soll. Diese hohe Anwendungsorientierung macht das Förderprogramm zum Initialzünder für eine rasche Markteinführung von kosten- und energieeffizienten Technologien.

Breite stofflicher und energetischer Anwendungen als Stärke der Bioenergie

In den Ideenräumen, einem offenem Format, diskutierten die Teilnehmer darüber hinaus die zukünftigen Optionen der einzelnen Technologien, sowie über Forschungsschwerpunkte und Handlungsempfehlungen für Wärme, Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und Strom sowie für Netze und mögliche Speicherkonzepte. Eine besondere Chance für die Bioenergie liegt in der kombinierten Anwendung von Strom- und Wärme und im Zusammenspiel mit weiteren erneuerbaren Energietechnologien. In Zukunft gilt es, Lösungen zu erarbeiten, die Klimaschutz sowie Kosten- und Umwelteffizienz verbinden. Diese systemübergreifende Breite integrierter stofflicher und energetischer Anwendungen ist eine Stärke der Biomasse, so das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ) als Organisator der Konferenz in Leipzig.

Quelle: IWR Online

© IWR, 2015