30.09.2013, 14:36 Uhr

Fukushima-Betreiber Tepco will Atomkraftwerk hochfahren

Tokio – Japans Atommeiler stehen derzeit allesamt still, die Probleme in der Kernkraftwerks-Ruine Fukushima sind noch lange nicht behoben. Trotzdem hat dessen Besitzer Tepco jetzt einen Antrag gestellt, zwei Reaktoren im weltgrößten Atomkraftwerk Kashiwazaki Kariwa wieder in Betrieb zu nehmen.

Am Freitag gab es wieder mal eine Pannenmeldung aus Fukushima. Wieder einmal spielte das Wasser eine Rolle. Dieses Mal hieß es, dass durch ein Loch in der Sperre an den beschädigten Reaktoren fünf und sechs kontaminiertes Wasser in den Pazifik laufe. Wieder einmal spielte das für die Anlage verantwortliche Unternehmen Tokyo Electric Power (Tepco) die Probleme herunter. Geringe Verseuchung, alles im Griff – so wie immer.

Dann überraschte Tepco mit einer anderen Nachricht, die dieses Mal nicht Fukushima betraf: Der in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befindliche Versorger will zwei der sieben Reaktoren im weltgrößten Atomkraftwerk Kashiwazaki Kariwa hochfahren und hat einen entsprechenden Antrag bei der Aufsichtsbehörde NRA eingereicht. Die Anlage ist 300 Kilometer von Fukushima entfernt.

Bedenken in Tokio

Mit einer Unterbrechung sind sämtliche 50 Kernkraftwerke Japans seit dem Reaktorunglück im März 2011 vom Netz. Der Gouverneur der Provinz Niigata, Hirohiko Izumida, hat noch nicht über das Ansinnen Tepcos entschieden. Handelsminister Toshimitsu Motegi machte Sicherheitsbedenken geltend. In Tokio ist man derzeit vorsichtig: Einerseits ist die Geduld mit Tepco und den ständigen Relativierungs- und Vertuschungsversuchen am Ende, andererseits ist Premier Shinzo Abe bekennender Atom-Fan – im Gegensatz zu der Mehrheit seiner Landsleute.

Wie ernst es Tepco mit dem Antrag ist, darüber kann nur spekuliert werden. Nach Angaben der Nachrichtenagentur „Reuters“, die sich auf Insider beruft, soll der wirtschaftlich angeschlagene Konzern kurz nach dem Einreichen der Papiere einige milliardenschwere Kreditlinien von den Banken verlängert bekommen haben.


© IWR, 2013