07.08.2013, 11:56 Uhr

Hauptversammlung: Wie Solarworld ums Überleben kämpft

Bonn – Solarworld ist bereits einen weiten Weg bei der Rettung des Unternehmens gegangen, doch das eigentliche Finale findet am heutigen Mittwoch statt: Auf der außerordentlichen Hauptversammlung müssen nach den Gläubigern auch die Aktionäre schmerzhaften Einschnitten zustimmen. Danach hätte das angeschlagene Photovoltaik-Unternehmen erst einmal wieder Luft zum Atmen.

Harte Einschnitte geplant

„Restrukturierung heißt, dass alle ihren Beitrag leisten müssen, damit die Zukunft von Solarworld neu gestaltet wird“, sagte Frank Asbeck dem „Handelsblatt“ vom Mittwoch. Tatsächlich bleibt niemand verschont. Die Gläubiger der beiden Anleihen waren schon am Montag und Dienstag bereits in Vorleistung gegangen. Sie akzeptierten einen 55prozentigen Schuldenschnitt: 45 Prozent werden in neuen, fünf Jahre laufenden Anleihen ausgegeben. Eine Barzahlung kommt oben drauf. Den Rest des Geldes erhalten sie in Form von Solarworld-Aktien, die in den letzten Tagen angesichts der guten Nachrichten einen stattlichen Sprung machten. Unklar ist aber, wie sich der Kurs weiterentwickeln wird, Altaktionäre sind in dieser Hinsicht einiges gewohnt. Das Allzeithoch bei 47,95 Euro aus dem Jahr 2007 ist meilenweit entfernt, aktuell notiert das Papier unter einem Euro.

Nun müssen auch noch die Aktionäre dem Rettungskonzept zustimmen, nachdem im Vorfeld bereits das Operationsbesteck gezeigt wurde. Eine Insolvenz wäre für den Fall einer Ablehnung wohl vorgezeichnet, ein Plan B existiert nicht, wie zu hören war. Der Sanierungsplan sieht einen Kapitalschnitt vor – für 150 alte Aktien gibt es eine neue. Dann folgt eine Kapitalerhöhung im Verhältnis 20 zu eins. Am Ende halten die Altaktionäre nur noch fünf Prozent der Anteile, Asbeck selbst 1,4 Prozent.

Nach Schuldenschnitt Luft zum Atmen

Der Vorstandschef will aber zehn Mio. Euro aus seinem Privatvermögen investieren, um künftig auf 20,9 Prozent zu kommen. Das Emirat Katar will 35 Mio. Euro investieren und erhält dafür 29 Prozent der Anteile. Außerdem wird ein Kredit in Höhe von 50 Mio. Euro gewährt.

Aber ist Solarworld dann gerettet? Und wie soll es weitergehen? Immerhin drücken nach der gelungenen Strukturierung immer noch 426 Mio. Euro Schulden das Unternehmen. „Wenn das auch wie geplant über die Bühne geht, hat sich Solarworld erst einmal freigeschwommen“, sagte Marc Tüngler, Geschäftsführung der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW), der Zeitung. Weitere Entlassungen sind nach Asbecks Angaben nicht geplant. Er selbst werde Vorstandschef bleiben. Mit neuen Technologien will er künftig der chinesischen Konkurrenz entgegentreten. Und: Die Solarinitiative EU Pro Sun will gegen den Dumping-Deal der EU mit China klagen.


© IWR, 2013