Hitachi steigt aus britischen Atomkraftwerks-Plänen aus
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Tokio – Der japanische Technologiekonzern Hitachi hat den Bau neuer Atomkraftwerke in Großbritannien endgültig begraben. Der Geschäftsbetrieb für das Bauvorhaben und den Betrieb von Kernkraftwerken in Großbritannien ("Horizon Project") wird damit endgültig eingestellt.
Hitachi wollte ursprünlich in Großbritannien zwei Atomkraftwerke in Wales bauen und hatte dafür schon früh eine ABWR-Lizenz (ABWR = Advanced Boiling Water Reactor) erworben. Doch im Jahr 2019 hatte Hitachi schon die Notbremse gezogen und das AKW-Projekt wegen der unklaren Finanzierung ausgesetzt.
Schlechtes Investitionsumfeld für AKW-Bau in UK – Hitachi schreibt 2,4 Milliarden Euro ab
Nach der Übernahme der britischen Horizon Nuclear Power und dem damit verbundenen Erwerb der ABWR-Lizenz im November 2012 wollte Hitachi die zwei Siedewasser-Reaktoren in Wylfa Newydd in Anglesey, Nordwestwales, errichten. Doch wegen fehlender privater Investoren und der in der Folge damit verbundenen unklaren Finanzierung hatte Hitachi das Projekt 2018 zunächst auf Eis gelegt und 294,6 Mrd. Yen (rd. 2,4 Mrd. Euro) in der Bilanz (Geschäftsjahr 2018, das am 31.03.2019 endete) abgeschrieben. Hitachi will sich nun mit der britischen Regierung und den einschlägigen Organisationen hinsichtlich einer Zusammenarbeit als Eigentümer der ABWR-Lizenz und der Abwicklung der geplanten Baustellen und anderer Angelegenheiten abstimmen, teilte Hitachi mit.
Finanzierungs-Risiko für Investoren zu hoch – Knackpunkt garantierter Strompreis für Atomstrom
Laut einem Bericht der Nikkei Inc. Group (IWR Online Meldung v. 15.01.2019) aus dem Jahr 2019 hatte die britische Regierung der Finanzierung von umgerechnet 16 Mrd. Euro zugestimmt (etwa 2/3 der geplanten Gesamtkosten). Den Rest sollten japanische und britische (private und öffentliche) Investoren finanzieren. Doch die winkten wegen des hohen Risikos ab. Zusätzliche Verhandlungen mit der britischen Regierung scheiterten, bei denen Hitachi einen garantierten Strompreis forderte, um das Risiko für die Investoren zu senken. Somit bleibt es derzeit in Großbritannien beim Bau des Atomkraftwerks Hinkley Point C.
Anders als bei dem Hitachi-Vorhaben wird das vom staatlich-französischen Stromversorger EDF unter chinesischer Finanzierungsbeteiligung derzeit im Bau befindliche Hinkley Point C-Projekt über einen staatlich garantierten Strompreis von 92,5 Pfund pro MWh (ca. 10 ct / kWh) über 35 Jahre finanziert (mit Inflations-Dynamisierung). Der Atomstrom ist damit ungefähr doppelt so teuer wie der Marktpreis.
Hohes Risiko, lange Bauzeiten, teurer Strom - Atomenergie nur noch für Staatsunternehmen interessant
Das jüngste Beispiel des Technologiekonzerns Hitachi zeigt, dass Unternehmen kaum mehr in der Lage sind, ein Atomkraftwerk am Markt zu finanzieren und zu bauen. Das Risiko ist für private Investoren angesichts langer Bauzeiten und hoher Preiskonkurrenz durch Gas und erneuerbare Energien einfach zu hoch. „Das Geschäft mit Atomkraftwerken können sich nur noch Staatsunternehmen unter sich leisten, da diese über ein nahezu unbegrenztes Finanz-Backup verfügen und letztendlich jedes Risiko auf den Staatshaushalt überwälzt werden kann“, so IWR-Direktor Dr. Norbert Allnoch in Münster. Allnoch: “Ohne die prestigeträchtige Beteiligung staatlicher Unternehmen oder die Gewährung anderweitiger Staatsgarantien würde weltweit wohl kein einziges neues Atomkraftwerk mehr ans Netz gehen.“
Den Trend zu rein staatlichen Atomkraftwerks-Geschäften bestätigen auch die bisherigen, diesjährigen AKW-Neubauten. Das Atomkraftwerk Barakah in den Vereinigten Arabischen Emiraten wird vom staatlich-südkoreanischen Konzern Kepco gebaut. Der Bau des Atomkraftwerks Tinanwan in China basiert auf einer chinesisch-russischen Regierungsvereinbarung, der staatlich-russische Atomkonzern Rosatom liefert und baut die AKW-Blöcke in China. Auch in der Türkei ist der russische Atomkonzern Rosatom auf der Grundlage einer russisch-türkischen Regierungsvereinbarung aktiv und baut das Atomkraftwerk Akkuyuy.
Quelle: IWR Online
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