Klimaschutz: DB Schenker, Lufthansa und Nokia kooperieren bei klimaneutraler Luftfracht
© Lufthansa Cargo / Oliver Roesler
Essen – Die Dekarbonisierung der Wirtschaft im Verkehrssektor erreicht zunehmend auch den Flugverkehr. Neben der Umstellung auf klimaneutrale, biogene Treibstoffe kommt auch das elektrische Fliegen als Alternative in Betracht. In der Branche herrscht Aufbruchstimmung.
Die Unternehmen DB Schenker, Lufthansa und Nokia wollen mit der Nutzung von umweltfreundlichen Treibstoffen in Flugzeugen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Das ehrgeizige Ziel: eine klimafreundliche Luftfracht und weniger Treibhausgase.
Klimaneutrale Frachtflüge zwischen Frankfurt und Shanghai
DB Schenker und Lufthansa Cargo bauen ihre wöchentlichen CO2-freien Frachtflüge zwischen Frankfurt und Shanghai aus. Die gemeinsame Mission wird über den gesamten Winterflugplan fortgesetzt, teilten die Unternehmen mit.
Der Treibstoffbedarf für die Flugrotation von Frankfurt (FRA) nach Shanghai (PVG) und zurück wird komplett durch Sustainable Aviation Fuel (SAF) abgedeckt, das aus erneuerbaren Biomasseabfällen wie gebrauchten Speiseölen hergestellt wird. Das spart wöchentlich rund 174 Tonnen konventionelles Kerosin. Im Sommerflugplan 2021 konnte durch das neu im April 2021 gestartete Angebot eine Netto-Reduktion von 20.250 Tonnen Treibhausgasen (CO2e) erreicht werden. Von Ende Oktober 2021 bis Ende März 2022 werden es voraussichtlich weitere 14.175 Tonnen sein.
Nokia schließt sich der Initiative an und nutzt SAF-Frachtflug
Der globale Anbieter von Telekommunikationstechnologie, Nokia, hat sich der Initiative angeschlossen und nutzt fortan den derzeit noch weltweit einzigen Frachtflug, der zu 100% mit Sustainable Aviation Fuel (SAF) betrieben wird. In den kommenden fünf Monaten wird Nokia das CO2-neutrale Flugangebot nutzen, um wöchentlich 10 Tonnen technische Ausrüstung zum Aufbau von Kommunikationsnetzwerken zu befördern.
Durch den Einkauf von SAF können die CO2-Emissionen der Gesamtökobilanz zu 100% vermieden werden, ohne dass eine Kompensation erfolgt. Die Tür-zu-Tür-Vereinbarung zwischen DB Schenker und Nokia umfasst auch den Landtransport der Waren von einer Produktionsstätte in Shanghai zum Flughafen sowie von Frankfurt nach Tilburg, Nokias europäischem Drehkreuz in den Niederlanden. Der Landweg wird mit dem Biokraftstoff HVO durchgeführt (hydriertes Pflanzenöl).
SAF besteht vollständig aus Abfällen – Neste aus Finnland liefert
Das hier verwendete SAF wird vollständig aus Abfällen und Resten hergestellt, zum Beispiel aus gebrauchten Speiseölen. Das CO2, welches bei der Verbrennung im Triebwerk freigesetzt wird, ist nur das CO2, das während der Photosynthese der zur Ölherstellung verwendeten Pflanze der Atmosphäre entzogen wurde. Derzeit ist SAF allerdings noch rund dreimal so teuer wie herkömmliches fossiles Kerosin. Hergestellt wird das verwendete SAF durch den finnischen Hersteller Neste.
Die Emissionen, die bei der Herstellung und dem Transport des Treibstoffs entstehen, können entweder durch zusätzlich zertifizierte Ausgleichsprojekte vollständig kompensiert (Offsetting) werden, oder durch ein vollständiges Insetting wie im Fall Nokia. Dabei handelt es sich um die nachhaltigste Option, die es derzeit auf dem Markt gibt.
Dekarbonisierung: Über den Transformationsprozess im Luftverkehr
Die Dekarbonisierung des Flugverkehrs hat eher zögerlich begonnen, gewinnt aber in diesem Jahr kräftig an Dynamik. Im Januar 2021 hatte der US-Flugzeugbauer Boeing sich verpflichtet, dass seine Verkehrsflugzeuge bis 2030 in der Lage und zertifiziert sind, um zu 100 Prozent mit nachhaltigen, biogenen Flugkraftstoffen fliegen zu können.
Im Februar 2021 hatte dann British Airways eine Beteiligung an Lanzajet bekannt gegeben, einem US-Hersteller von Biotreibstoffen für die Luftfahrtindustrie. Im Rahmen der Partnerschaft wird British Airways nachhaltigen Flug-Treibstoff kaufen, der Ende 2022 auf den ersten Flügen eingesetzt werden kann. Kurze Zeit später, im April 2021, hat auch der Energiegigant Shell eine Investition und sein Engagement in das US-Unternehmen Lanzajet veröffentlicht.
Neben der Herstellung und Nutzung biogener Treibstoffe ist auch die Elektrifizierung der Flugzeuge durch den Einsatz von Ökostrom eine weitere Möglichkeit, den Luftverkehr zu dekarbonisieren. Der erste Flug des von der britischen Vertical Aerospace entwickelten vollelektrischen Kleinflugzeugs VA-X4 soll in diesem Jahr erfolgen, das Stromversorgungssystem wird von Rolls Royce geliefert.
Im August 2021 meldete die Deutsche Post DHL Group die Bestellung von zwölf Elektro-Frachtflugzeugen des Typs "Alice" für Zubringerdienste in den USA. Auch hier ist der Jungfernflug noch für 2021 geplant.
Quelle: IWR Online
© IWR, 2021