29.11.2022, 17:48 Uhr

Neue Stromverbindung: Frankreich und Irland treiben Celtic Interconnector voran


© EU Kommission

Brüssel – Zwischen dem EU-Land Irland und dem europäischen Festland gibt es bisher noch keine direkte Stromverbindung. Das soll sich mit dem neuen Celtic Interconnector schon bald ändern und auch einen Beitrag zur Lösung der Energiekrise leisten.

Die Pläne für eine Unterwasser-Stromverbindung zwischen Irland und Frankreich gibt es schon lange, doch im Zuge des Brexits und des massiven Ausfalls der französischen Atomkraftwerke wächst die Bedeutung des Vorhabens umso deutlicher. Mit dem Projekt wird nicht nur die Isolierung Irlands vom Stromsystem der EU beendet, auch das sehr große Potenzial an erneuerbaren Energien, speziell der Windenergie, kann zukünftig auf der grünen Insel besser genutzt werden.

Frankreich und Irland unterzeichnen Vertrag über den Bau des Celtic Interconnectors

Die Vertragsunterzeichnung für dieses EU-Projekt von gemeinsamem Interesse (PCI) erfolgte am 25. November 2022 in Paris von den jeweiligen Energieministern – der französischen Agnès Pannier-Runacher und dem irischen Eamon Ryan – in Anwesenheit der stellvertretenden Generaldirektorin für Energie der Europäischen Kommission, Mechthild Wörsdörfer. Die heutige Unterzeichnung ist der nächste wichtige Meilenstein in dem Projekt, diese neue elektrische Verbindung zwischen Frankreich und Irland bis 2027 zu entwickeln, teilte die EU-Kommission mit.

Celtic Interconnector: 700 MW-Gleichstromverbindung zwischen irischem Cork und französischem Brest

Bei dem Celtic Interconnector handelt es sich um eine Hochspannungs-Gleichstrom-Verbindung (HGÜ) mit einer max. Austauschleistung von 700 MW. Auf das Seekabel durch die irische See entfallen etwa 500 km, dazu kommen noch rd. 75 km Landverbindung. In Irland soll das bestehende Umspannwerk in Knockraha, nordöstlich von Cork, in Frankreich das Umspannwerk La Martyr (östlich von Brest) genutzt werden.

Frankreich und die Stromkrise: Stromverbindungen zu den Nachbarländern

Frankreich hat aktuell Stromverbindungen zu den Nachbarländern Großbritannien, Belgien, Deutschland, Schweiz, Italien und Spanien. Wegen des aktuell großflächigen Ausfalls französischer Atomkraftwerke steht derzeit allerdings schon die eigene Stromversorgung in Frankreich im Winter 2022/23 vor erheblichen Problemen. Sorgen bereitet dem französischen Netzbetreiber RTE wegen der schleppenden Wieder-Inbetriebnahme insbesondere der Monat Januar 2023, in dem das Risiko von Stromabschaltungen in Frankreich als möglich angesehen wird.

Auch der französische Stromexport in die Nachbarländer ist unsicher und derzeit vom Ausfallrisiko bedroht. So ist beispielsweise Großbritannien im Winter auf französischen Atomstrom angewiesen, doch wegen des AKW-Ausfalls kommt zeitweise nicht genügend Strom über die vorhandenen Leitungsverbindungen zwischen beiden Ländern an. Für heute (29.11.2022) hat der britische Netzbetreiber, der National Grid Electricity System Operator (ESO), das Notfallsystem zur Verhinderung von Stromausfällen in Großbritannien im letzten Moment doch nicht aktiviert. Das war knapp. Am Montag stiegen die britischen Strompreise auch deshalb rasant an, nachdem das Met Office Unwetterwarnungen herausgegeben hatte.

Nicht nur Großbritannien, sondern auch Länder wie die Schweiz und Italien sind eigentlich auf die Lieferung von französischem Atomstrom vor allem im Winter angewiesen.

Deutschland und Spanien stehen dagegen aktuell deutlich besser da und sind derzeit die beiden Länder, die Frankreich hauptsächlich mit ihren Stromexporten aushelfen. So maximiert Deutschland seine Verbindungskapazitäten und mobilisiert die Erzeugungs- und Reservekapazitäten, Frankreich hilft Deutschland umgekehrt vor allem bei der Gasversorgung aus.

Quelle: IWR Online

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