28.10.2016, 09:30 Uhr

Offshore-Kabel legt Nordsee Windparks lahm

Münster – Die Offshore Windenergie in der Nordsee muss einen Rückschlag hinnehmen. Die Netzanbindung Dolwin 2 ist wieder einmal defekt, der Strom aus den angeschlossenen Windparks kann nicht an Land transportiert werden. Der Schaden ist wohl erheblich.

Seit Frühjahr 2016 können über die Netzanbindung DolWin2 die angeschlossenen Windparks Strom in das Netz einspeisen. Aber die 135 km lange Stromleitung, die im Nordwesten Deutschlands an der Stadt Norden und Emden vorbei bis zum Umspannwerk Dörpen West führt, ist defekt. Der Netzbetreiber Tennet sieht den Schweizer Kabelhersteller ABB in der Pflicht.

Netzbetreiber Tennet: Ursache für Kabeldefekt ist "Materialfehler"

Es nicht das erste Mal, dass der Netzbetreiber Tennet Probleme mit der Offshore-Verbindung DolWin 2 hat. Die betroffene Kabelkomponente fällt nun für fast ein halbes Jahr aus. Für die Reparatur durch den Kabelhersteller ABB ist ein Zeitraum bis Ende März 2017 vorgesehen. Ursprünglich war die Abschaltung bis zum 24. April geplant. Der Ausfall der Leitung bedeutet erhebliche Einbußen für den Offshore-Windpark-Betreiber Dong Energy, gerade über die ertragreiche Winterzeit. Die Windkraftanlagen in den beiden Offshore Windparks Gode Wind 1 und 2 sind bereits vollständig errichtet, produzieren aber noch nicht mit der vollen Windenergie-Leistung von insgesamt 582 Megawatt (MW) Strom.

Offshore Kabel von ABB offenbar mit Materialfehler

Die Ursache für den Ausfall der Stromleitung scheint unterdessen gefunden zu sein. Tennet erklärte auf Anfrage von IWR Online, dass die Ursachen für die aufgetretenen Defekte inzwischen identifiziert werden konnten. Die Fehlerursache sei durch ein unabhängiges Gutachten bestätigt worden, die Rede ist von einem Materialfehler. In einer Testphase war im Mai 2016 eine Kabelkomponente von DolWin2 mehrfach ausgefallen. Daraufhin hatte Tennet beschlossen, das System vom Netz zu nehmen und den Generalunternehmer ABB aufgefordert, die Mängel zu beheben.

Kabel-Reparaturkosten trägt Schweizer ABB Konzern - Stromkunden den Produktionsausfall

Die Reparaturkosten wird der ABB-Konzern aus der Schweiz wohl selbst tragen müssen. Für die Produktionsausfälle des Windpark-Betreibers Dong Energy aus Dänemark sieht die Sache anders aus. Hier werden die Kosten voraussichtlich aus der Offshore-Haftungsumlage bezahlt, die seit 2012 in Deutschland gesetzlich verankert ist. Die Schäden für den Betreiber der Offshore-Windparks können danach auf die Stromverbraucher umgelegt werden. Über die Höhe des Schadens wird nur spekuliert. Berichten zufolge liegt der Schaden bei etwa 430 Millionen Euro. Tennet selbst wollte gegenüber IWR Online keine Angaben zu „hypothetische Größenordnungen zu gegebenenfalls in der Zukunft anfallenden Entschädigungshöhen“ machen.

Offshore Windenergie: Über die Netzanbindung DolWin 2

Die Offshore Netzanbindung DolWin 2 verbindet im äußersten Westen Deutschlands die Nordsee-Windparks mit dem Festland. Die Anschlussleistung beträgt 916 Megawatt (MW). Über diese 135 km Leitung bis Dörpen West (Emsland) soll der Windstrom aus den Offshore-Windparks Gode Wind 1 und Gode Wind 2 sowie Nordsee One an das Übertragungsnetz in Richtung der Ballungszentren in NRW angeschlossen werden. Gode Wind 1 und 2 sind in Teilbetrieb, Nordsee One befinden sich im Bau, die Inbetriebnahme ist für Anfang 2017 geplant.

Quelle: IWR Online

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