21.05.2025, 13:55 Uhr

Offshore-Wind als Faustpfand? Trump-Regierung hebt Baustopp für Equinor Offshore-Windpark auf – Gasdeal im Hintergrund


© Equinor

Münster – Nach einer rund fünfwöchigen Unterbrechung aufgrund eines vom US-Innenministerium angeordneten Baustopps, kann der norwegische Energiekonzern Equinor nun den Bau des Offshore-Windparks Empire Wind im US-Bundesstaat New York fortsetzen. Unklar ist, ob Zugeständnisse bei einem großen Gasprojekt ausschlaggebend für den Sinneswandel der US-Regierung waren.

US-Innenminister Doug Burgum hatte Equinor am 16. April 2025 aufgefordert, alle Bautätigkeiten an seinem 810-Megawatt-Offshore-Windprojekt Empire Wind einzustellen. Grund für die Verhängung des Baustopps waren vorgeschobene Umweltbedenken, obwohl Equinor alle staatlichen und bundesstaatlichen Genehmigungen für das Projekt erhalten hatte. Zum Zeitpunkt der Verfügung des Baustopps waren bereits etwa 30 Prozent der Bauarbeiten abgeschlossen.

Wende beim Bau von Offshore-Windpark: Empire Wind erhält grünes Licht vom US-Innenministerium

Wie der norwegische Energiekonzern jetzt mitgeteilt hat, wurde die Equinor-Tochtergesellschaft Empire Offshore Wind LLC (Empire) vom Bureau of Ocean Energy Management (BOEM) des US-Innenministeriums darüber informiert, dass der Baustopp für das Empire Wind-Projekt aufgehoben wurde. Damit können die Bauarbeiten an dem Offshore-Windpark wieder aufgenommen werden. Vorausgegangen waren laut Equinor intensive Gespräche mit Regulierungsbehörden sowie Vertretern der Bundes-, Landes- und Kommunalbehörden.

Equinor plant, im zweiten Quartal eine aktualisierte wirtschaftliche Bewertung des Projekts vorzunehmen. Empire plant, die vorgesehenen Offshore-Installationsarbeiten im Jahr 2025 wie geplant durchzuführen und den kommerziellen Betrieb im Jahr 2027 aufzunehmen. Gemeinsam mit Zulieferern und Aufsichtsbehörden sollen Maßnahmen zur Minimierung der Auswirkungen des Baustopps abgestimmt werden.

„Ich danke Präsident Trump dafür, dass er eine Lösung gefunden hat, die Tausende amerikanischer Arbeitsplätze sichert und weitere Investitionen in die Energieinfrastruktur der USA ermöglicht. Mein Dank gilt auch Gouverneurin Kathy Hochul für ihre konstruktive Zusammenarbeit mit der Trump-Regierung. Ohne diese hätten wir das Projekt nicht weiter vorantreiben und die Energieversorgung von 500.000 Haushalten in New York nicht sichern können“, sagt Equinor-CEO Anders Opedal und begrüßt den Sinneswandel in der US-Regierung.

„Ich möchte auch dem norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre und Finanzminister Jens Stoltenberg für ihre Unterstützung in einer kritischen Phase danken – insbesondere dafür, dass der Finanzminister die Angelegenheit gegenüber der US-Regierung zur Sprache gebracht hat“, so Opedal weiter.

Offshore-Kompromiss als Türöffner für Gasprojekt?

Nicht ganz klar ist derzeit, welche Beweggründe für die Trump-Administration ausschlaggebend waren, den Baustopp aufzuheben. Nach einem Bericht von Reuters hat die US-Regierung einen Kompromiss mit dem US-Bundesstaat New York beim Thema Gas erzielt, der grundsätzlich auch die Wiederaufnahme von bislang auf Eis liegenden Plänen zum Bau einer Gaspipeline ermöglicht. In diese Richtung geht auch ein X-Post von US-Innenminister Doug Burgum, der den Baustopp für Empire Wind verhängt hatte. Burgum zeigte sich in dem X-Beitrag erfreut über Aussagen von New Yorks Gouverneurin Kathy Hochul, die erklärt haben soll, sie sei bereit, bei wichtigen Pipeline-Kapazitäten voranzukommen.

Aus den von Hochul in einem Statement selbst veröffentlichten Aussagen lässt sich die Befürwortung des Ausbaus von Gaspipeline-kapazitäten allerdings nicht direkt bestätigen. Hochul sagte in dem Zusammenhang lediglich, dass sie in ihren Gesprächen zum Offshore-Windpark Empire bekräftigt habe, dass New York mit der Bundesregierung und privaten Unternehmen an neuen Energieprojekten arbeiten werde, die den gesetzlichen Vorgaben des Bundesstaates entsprechen.

Aktien von Ørsted und Vestas legen kräftig zu

Während die Aktien von Equinor kaum von dem Deal mit der US-Regierung profitieren können, haben die Kurse von Ørsted und Vestas gestern kräftig zugelegt. Mit einem Plus von 17,9 Prozent auf 38,93 Euro setzte sich Ørsted gestern im regenerativen Aktienindex RENIXX World an die Spitze (Schlusskurs, 20.05.2025, Börse Stuttgart). Der Kurs des Windturbinenherstellers Vestas, der die Windkraftanlagen für den Offshore-Windpark Empire Wind liefern soll, hat gestern ein Plus von 7,2 Prozent auf 15,12 Euro erzielt (Schlusskurs, 20.05.2025, Börse Stuttgart).

Quelle: IWR Online

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