Wärmepumpe erstmals Marktführer in kriselndem Heizungsmarkt – Heizungsbranche fordert klare politische Signale

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Köln/Berlin – Der deutsche Heizungsmarkt bleibt 2025 stark unter Druck. Doch erstmals setzt sich ein klimafreundliches Heizsystem an die Spitze: Die Wärmepumpe führt die Verkaufszahlen an – ein Signal für den Wandel in der Branche. Die Heizungsindustrie fordert nun stabile politische Rahmenbedingungen, um diesen Trend zu sichern.
Trotz der anhaltenden Krise im Gebäudesektor bietet die Wärmepumpe einen Hoffnungsschimmer: Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) hat die Halbjahreszahlen 2025 veröffentlicht – und sie zeigen ein zwiespältiges Bild. Während der Gesamtmarkt weiter rückläufig ist, verzeichnet die Wärmepumpe ein deutliches Absatzplus. Doch das politische Ziel bleibt außer Reichweite, und die Branche warnt vor schwerwiegenden Folgen durch Unsicherheit und Investitionszurückhaltung.
Absatz von Wärmepumpen steigt – fossile Heizungen brechen ein
Laut BDH und dem Bundesverband Wärmepumpe (BWP) wurden im ersten Halbjahr 2025 rund 139.000 Wärmepumpen verkauft – ein Zuwachs von 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit liegt die Wärmepumpe erstmals an der Spitze aller Heiztechnologien.
„Hauseigentümer bevorzugen inzwischen eindeutig die Wärmepumpe“, sagt BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel. „Eine Mehrheit hat längst verstanden, dass das Heizen mit fossilen Energien keine Zukunft hat.“ Dennoch bleibt das von der Bundesregierung angestrebte Ziel von 500.000 installierten Wärmepumpen jährlich weiterhin deutlich verfehlt.
Gleichzeitig bleibt die Gesamtlage angespannt: Nach dem historischen Einbruch 2024 (–46 %) musste die Heizungsbranche im ersten Halbjahr 2025 erneut ein Minus von 22 Prozent hinnehmen. Insgesamt wurden nur 296.500 Heizsysteme verkauft – das niedrigste Halbjahresergebnis seit 15 Jahren.
Besonders betroffen ist der fossile Heizungssektor: Öl- und Gasheizungen verzeichneten Rückgänge von bis zu 81 Prozent. Im Gegenzug gewinnen erneuerbare Technologien an Bedeutung: Wärmepumpen legten um 55 Prozent zu, Biomasseheizungen um 42 Prozent. Die Transformation im Heizungskeller ist damit sichtbar – aber politisch noch nicht ausreichend unterstützt.
Branche warnt: Politische Unsicherheit blockiert Investitionen
Die Heizungsbranche macht die aktuelle politische Lage für die anhaltende Investitionszurückhaltung verantwortlich. Unsichere Rechtslagen, widersprüchliche Aussagen zur Förderung sowie die unklare Haushaltslage hemmen sowohl private als auch institutionelle Investitionen.
Der BDH warnt: Die aktuelle Entwicklung gefährde nicht nur die klimapolitischen Ziele im Gebäudebereich, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit einer Schlüsselindustrie. Die Modernisierungsquote stagniert, obwohl laut dem Dena-Report rund vier Millionen Heizsysteme älter als 30 Jahre sind.
„Der Markt braucht jetzt vor allem verlässliche Rahmenbedingungen, um weiter zu wachsen. Der Wunsch nach mehr Dynamik im Heizungskeller darf nicht zu Versuchen führen, die Nachfrage nach Öl und Gas gegen den Trend wiederzubeleben“, warnt Sabel. Die Zahlen zeigten klar, dass die Zukunft in erneuerbaren Alternativen – insbesondere in der Wärmepumpe – liege. „Die Branche steht bereit, den weiteren Hochlauf zu stemmen“, so Sabel weiter.
Besonders wichtig sei dabei die kontinuierliche Finanzierung der Heizungsförderung über den Klima- und Transformationsfonds (KTF). Eine belastbare Haushaltsplanung sei notwendig, um bis zum Start des EU-Emissionshandels für Gebäude und Verkehr (ETS 2) im Jahr 2027 Planungssicherheit zu schaffen.
Wärmepumpe als Industrie- und Jobmotor – Appell an die Politik
Neben dem Klimaschutzpotenzial rückt zunehmend auch der wirtschaftliche Faktor in den Fokus: Die Wärmepumpenindustrie in Deutschland beschäftigt mittlerweile rund 70.000 Menschen. Hinzu kommen Hunderttausende Fachkräfte im Handwerk, bei Energieversorgern und in der Wohnungswirtschaft. Deutsche Hersteller gelten als Technologieführer in Europa.
„In deutsche Standorte ist viel Geld investiert worden, sei es in Allendorf, Güglingen, Holzminden, Mainburg, Kulmbach oder Remscheid. Unsere Unternehmen erwarten deshalb ein Bekenntnis der schwarz-roten Koalition zur Technologie Wärmepumpe. Deutschland darf nicht noch einmal einen offensichtlichen Megatrend verpassen, weil wir zu lange an überholten Technologien festhalten und Chancen nicht konsequent nutzen, wie in der PV-Industrie geschehen“, so Sabel.
Impulse für weiteres Marktwachstum könnten laut Branchenvertretern auch von einer Entlastung beim Strompreis kommen – etwa durch eine Reduktion der Stromsteuer für alle Verbraucher oder eine nachhaltige Senkung der Netzentgelte.
Fazit: Chance für die Wärmewende – wenn die Politik jetzt handelt
Die aktuellen Zahlen zeigen: Die Wärmepumpe ist auf dem Vormarsch – trotz eines insgesamt rückläufigen Marktes. Die Richtung stimmt, aber der politische Rahmen hinkt hinterher. Die Branche fordert von der Politik jetzt klare Entscheidungen, stabile Förderbedingungen und Investitionssicherheit – um Klimaziele zu erreichen, Industriearbeitsplätze zu sichern und den Wandel hin zu klimafreundlichen Heiztechnologien zu beschleunigen.
Quelle: IWR Online
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