24.07.2025, 16:23 Uhr

Wasserstoff Comeback: Oracle setzt bei KI-Rechenzentren auf Brennstoffzellen von Bloom Energy – Aktie explodiert


© Bloom Energy

San Jose - Nach Jahren der Ernüchterung kehrt die Brennstoffzellentechnologie unverhofft zurück ins Rampenlicht - und zwar dort, wo der Stromhunger am größten ist: in den Rechenzentren für Künstliche Intelligenz. Die schnelle Realisierbarkeit und Umsetzung ist nur ein Vorteil der Brennstoffzellen-Technologie.

Der US-Energiepionier Bloom Energy gab am Donnerstag eine strategische Zusammenarbeit mit Oracle bekannt. Ziel ist es, stationäre Brennstoffzellen in US-Rechenzentren von Oracle Cloud Infrastructure (OCI) zu installieren. Nicht nur in den USA, auch aus Südkorea kommen Meldungen über den zunehmenden Einsatz von Brennstoffzellen speziell in Rechenzentren.

Stationäre Brennstoffzellen lösen Strukturproblem

Für Bloom Energy ist die Kooperation mit Oracle ein Meilenstein, für den Sektor möglicherweise ein Wendepunkt. Innerhalb von nur 90 Tagen wird Bloom Energy die KI-Rechenzentren von Oracle mit Strom vor Ort versorgen, verlässlich und skalierbarer.

„Die Oracle Cloud Infrastructure benötigt Energielösungen, die auf die Leistungs- und Zuverlässigkeitsanforderungen der modernsten KI- und Rechen-Workloads von heute zugeschnitten sind“, sagte Aman Joshi, Chief Commercial Officer bei Bloom Energy. „Diese bedeutende Zusammenarbeit bietet Oracle extrem zuverlässige, saubere und kosteneffiziente Energie, die die Wachstumsstrategie mit der nötigen Geschwindigkeit und Sicherheit unterstützt.“

Tatsächlich könnten stationäre Brennstoffzellen ein zentrales Infrastrukturproblem lösen: den Mangel an schneller, netzunabhängiger Energie für neue Rechenzentren. Weltweit stapeln sich Ausbauprojekte, weil Netzanschlüsse fehlen oder Genehmigungen Jahre dauern. Die rasante wachsende Stromnachfrage durch KI-Modelle lässt jedoch keinen Spielraum für Verzögerungen.

Die Lösung von Bloom überzeugt: modular, emissionsarm, netzunabhängig und schnell einsatzbereit. Auch der Ressourcenverbrauch ist gering – keine Luftschadstoffe, kaum Wasserbedarf – ein großer Pluspunkt.

Viele Marktteilnehmer hatten erwartet, dass kleine modulare Atomkraftwerke (SMRs) diese Rolle in der Stromversorgung von KI-Rechenzentren übernehmen würden. Für Betreiber erweist sich dieser Weg jedoch als viel zu langwierig und unsicher. Brennstoffzellen bieten hier eine praktikable und vor allem kurzfristig verfügbare Alternative.

Bloom Energy Aktie mit Kursexplosion

Der Markt reagiert prompt: Die Aktie von Bloom legte zweistellig um über 20 Prozent auf fast 28 Euro zu. Nach dem Hype und dem Absturz der Wasserstoff-Titel in den letzten Jahren ist das ein überraschendes Lebenszeichen. Unternehmen wie Plug Power, Ballard oder Nel ASA galten zuletzt als angeschlagen.

Doch nun zeichnet sich ein realistischer, profitabler Markt ab: Hyperscale-Rechenzentren für KI, die eine zuverlässige, nachhaltige Energieversorgung brauchen und bereit sind, dafür zu investieren.

Globaler Markt für Brennstoffzellen in Rechenzentren - Sektor vor Strategiewechsel

Auch in Südkorea gibt es jüngst Berichte über große Rechenzentren, die vollständig auf Brennstoffzellen setzen wollen. FuelCell Energy und Inuverse planen gemeinsam das AI Daegu Data Centers (AI DDC), das ab 2027 schrittweise bis zu 100 Megawatt (MW) Leistung auf Brennstoffzellenbasis bereitstellen soll. Damit würde es zum größten Rechenzentrum Koreas avancieren.

Der Sektor scheint von einem neuen Trend zu profitieren: Wo schnell Energie benötigt wird, der Bau konventioneller Kraftwerke zu lange dauert und die Stromnetze nicht ausreichen, ist die dezentrale Stromversorgung mit Brennstoffzellen eine vielversprechende Alternative.

Die Botschaft lautet: Während klassische Netze an ihre Grenzen stoßen, könnten Brennstoffzellen still und leise zum Rückgrat der KI-Infrastruktur werden und sich neue Geschäftsfelder erschlossen werden.

Quelle: IWR Online

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